Man schätzt, dass in Deutschland etwa 15 Prozent aller Paare im geschlechtsreifen Alter ungewollt kinderlos sind.
Dieses Tier zeigt Ihnen die relative Häufigkeit, die Prävalenz der Sterilität im Vergleich zu einigen anderen etwas besser bekannten Krankheiten,
zum Beispiel der rheumatischen Formkreis. Und Sie sehen, dass Sterilität etwa die gleiche Häufigkeit in unserer Bevölkerung aufweist,
wie rheumatische Erkrankungen wesentlich häufiger ist als Diabetes oder koronare Herzerkrankungen und nur von den Schilddrüsen,
Funktionsstörungen und von dem hohen Blutdruck, dem Hypertonus, übertroffen wird.
Das ist also ein ganz erheblicher Anteil an Menschen, die an Sterilität leiden, die mit dieser Problematik zu tun haben.
Nun, die Sterilität selbst ist ein sehr multikausales Krankheitsbild.
Wenn man vielleicht mal hier oben links in der Ecke anfängt, wir haben seit etwa 30 Jahren sehr effektive Methoden der Kontrazeption zur Verfügung.
Das führt dazu sekundär, dass die Planung des Nachwuchses, der ersten Schwangerschaft, hinausgeschoben wird,
dass die Heirat später erfolgt, dass die Berufstätigkeit über längere Zeit ausgeübt wird.
Das bedingt gleichzeitig wieder einen erhöhten Stress, eine erhöhte Exposition gegenüber Xenobiotika,
also Substanzen mit hormonartiger oder ähnlicher Wirkung in der Umwelt.
Das zunehmende Alter führt im Allgemeinen zu einer Reduktion der Kooperationsrate.
Und all diese Faktoren führen nun zusammen dazu, dass die Fruchtbarkeit eines Paares reduziert wird.
Es ist bewusst hier nicht Sterilität gesagt, sondern reduzierte Fruchtbarkeit,
weil das Ausmaß, in dem diese einzelnen Faktoren sich jetzt auswirken, natürlich sehr unterschiedlich sein kann.
Man muss sich um das Phänomen der Sterilität zu verstehen zunächst einmal klar machen,
was ist eigentlich die normale Fruchtbarkeit einer Bevölkerung.
Und zu dieser Problematik gibt es einige sehr gute Untersuchungen.
Die älteste davon ist in den 20er Jahren in Frankreich durchgeführt worden,
als der französische Staat, um die Bevölkerungsverluste durch den ersten Weltkrieg auszugleichen,
Prämien für jung verheiratete Paare ausgesetzt hat, wenn sie Nachwuchs bekamen.
Und das wurde genau registriert, bürokratisch verwaltet.
Und man kam auf eine Schwangerschaftsrate pro Monat oder pro Zyklus von etwa 30 Prozent.
Also die Wahrscheinlichkeit in einem Zyklus schwanger zu werden, lag bei 30 Prozent Anfang der 20er Jahre.
Und ähnliche Daten liefert diese Studie, die ist in den USA Ende der 70er Jahre durchgeführt worden.
Man hat hier die Schwangerschaft durch Hormonbestimmungen nachgewiesen.
Und Sie sehen, dass innerhalb eines Monats etwa 35 Prozent der Paare, die hier beteiligt waren, schwanger wurden.
Und die kumulative Schwangerschaftsrate zeigt, dass etwa nach acht, neun Monaten
eigentlich alle Frauen, die schwanger wurden in dieser Population, auch schwanger waren.
Und das führt zur Definition der Sterilität, die natürlich sehr willkürlich ist,
dass wir von Sterilität sprechen, wenn innerhalb eines Jahres bei ungeschütztem regelmäßigen Verkehr keine Schwangerschaft eingetreten ist.
Nun ist natürlich, das sind Summenkurven, es interessiert natürlich auch, wie oft zum Beispiel müssen Kooperatoren stattfinden
und zu welchem Zeitpunkt eine Schwangerschaft eintreten kann.
Auch hierzu gibt es sehr detaillierte Untersuchungen.
Und Sie sehen hier aufgetragen hier oben den Hormonverlauf während des menstruellen Zyklus.
Hier ist nur wichtig, wo der Pfeil ist, das ist der Zeitpunkt des Eisprungs.
Und Sie sehen, dass die Wahrscheinlichkeit für das Eintreten einer Schwangerschaft bei einmaligem Verkehr
hier am Tag des Eisprungs und einen Tag davor maximal ist, bei 35 Prozent liegt,
und insgesamt die fruchtbare Phase im Zyklus auf einen Zeitraum von sechs Tagen begrenzt ist.
Man hat dann auch durchgerechnet, inwieweit die Häufigkeit, mit der ein Kotus stattfindet, hier eine Rolle spielt.
Und es ist so, dass im Extremfall bei täglichem Verkehr die Schwangerschaftsrate dann bei 35 Prozent liegt,
bei einmal pro Woche liegt sie bei 15 Prozent, also innerhalb eines sehr engen, begrenzten Umfangs.
Und Sie merken jetzt vielleicht auch schon, es geht eigentlich nie auf 80, 90 Prozent, was man eigentlich erwarten würde.
Es bleibt immer so bei 35 Prozent stagniert.
Nun, neben der zeitlichen Festlegung in einem Zyklus und der Häufigkeit der Kooperation spielt natürlich auch das Alter eine gewisse Rolle.
Und das ist in unserer Bevölkerung, wo ja der Zeitpunkt der ersten Schwangerschaft weit hinausgeschoben wird, von besonderer Bedeutung.
Was Sie hier sehen, sind die Fertilitätskurven von zwei unterschiedlichen Populationen.
Rot ist eine Population mit kontrollierter Fertilität dargestellt, das heißt, in dieser Population, das sind überwiegend aus westlichen Ländern Untersuchungen,
werden, oder stehen Methoden der Kontrazeption, der Familienplanung zur Verfügung und werden auch eingesetzt, in welchem Umfang auch immer.
Presenters
Prof. Dr. Ludwig Wildt
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:26:22 Min
Aufnahmedatum
1999-05-12
Hochgeladen am
2018-04-18 11:54:53
Sprache
de-DE