21 - Brennpunkt Nahost: Umbrüche, Staatsversagen und regionale Neuordnung [ID:6327]
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Sehr geehrter Herr Vizepräsident, lieber Herr Leugering, meine sehr verehrten Damen und Herren,

es freut mich sehr und es ist mir eine Ehre, dass ich heute in dieser Reihe Wissenschaft

im Schloss zu Ihnen sprechen darf, im Kontext eines hochaktuellen und hochrelevanten Themas,

mit dem wir uns heute Abend gemeinsam auch auseinandersetzen möchten.

Ich werde Ihnen in den nächsten 60 Minuten versuchen, hier einige Kontextfaktoren zu erläutern,

hinsichtlich der Region, mit der wir es zu tun haben, wenn wir nach Migrationsursachen

fragen, nach den Gründen und Ursachen für viele Menschen, sich auf den Weg zu machen,

ihre Heimat zu verlassen und Richtung Europa zu migrieren.

Meine verehrten Damen und Herren, den Zugang zum heutigen Abend, zum heutigen Thema möchte

ich gerne über zwei Ausschnitte aus der Frankfurter Allgemeinen Zeitung bzw. aus einem BBC-Artikel

herstellen.

Zu Ihrer Linken sehen Sie eine kartografische Darstellung der konfliktiven Gemengelage in

Syrien im Zuge der Kämpfer-Waffen-Stillstands-Verhandlungen, mit welchen wir uns in der Tagespolitik in

den vergangenen Wochen und Monaten immer wieder auseinandersetzen.

Wenn wir uns diese kartografische Darstellung zu Ihrer Linken ansehen, ist mein Eindruck,

was für eine unglaubliche Komplexitätsreduktion bei einem Näheren hinsehen.

Wenn die Dinge nur so einfach wären, wie in der Grafik dargestellt, dann wenn Sie ganz

oben in der Legende dieser Grafik näher hinsehen, stellen Sie fest, es gibt offensichtlich

im syrischen Konflikt-Bürgerkrieg nur fünf Akteursgruppen, die syrische Armee, die Rebellen,

die Kurden, den Islamischen Staat und die sogenannte Nusra-Front, welche wiederum der

Al-Qaeda nahe steht.

Wenn Sie sich die Karte noch näher ansehen, stellen Sie fest, es gibt offensichtlich noch

funktionierende territoriale Grenzen.

Aber wenn wir uns die konfliktive Gemengelage vor Ort näher ansehen, stellen wir fest,

es gibt alleine im Vorfeld der Waffenstillstandsverhandlungen in Genf 100 unterschiedliche Rebellengruppen,

mit welchen hier auch ein Konsensus erreicht werden musste hinsichtlich der Teilnahme

an den Gemfer Waffenstillstandsverhandlungen.

Gleichzeitig stellen wir fest, dass die syrische Regierung oder das syrische Regime um Bashar

al-Assad nur noch Stand 2015 sieben von 19 Grenzübergängen kontrolliert.

Also ergo eine territoriale Integrität als staatliche Kernfunktion ist offensichtlich

nicht mehr gegeben.

Diese kartografische Darstellung würde das aber in dem Sinn suggerieren, wenn Sie so

wollen.

Eine weitere Inspiration für den heutigen Abend bekam ich in einer Ausgabe der Frankfurter

Allgemeinen Zeitung von vergangener Woche.

Sisi ist ein beeindruckender Präsident, so das Zitat von Bundeswirtschaftsminister Gabriel

auf einer Pressekonferenz vergangene Woche in Kairo.

Aus meiner Sicht kann dieses Zitat locker mit Gerhard Schröders lupenreinen Demokraten

mithalten und ich bin auch der Meinung, dass es uns noch einige Zeit begleiten wird.

Aus Sicht von Bundeswirtschaftsminister Gabriel befindet sich also Ägypten und so lässt

es sich im weiteren Verlauf des Artikels auch ganz konkret herauslesen, befindet sich

Ägypten fünf Jahre nach Zusammenbruch des Mubarak-Regimes auf einem Prozess der Demokratisierung.

Hat quasi fundamentale Demokratisierungsetappen durchlaufen.

Die Frage ist, ist ihn wirklich so?

Denn diese Frage hat natürlich für die Fragestellung des heutigen Abends unglaubliche Relevanz.

Denn wir erinnern uns auch noch alle oder einige von Ihnen erinnern sich an ein Zitat

des damaligen und heutigen Bundesinnenministers Thomas de Maizière im Februar 2011, als er

meinte, dass nun nach der erfolgreichen Rebellion gegen Ben Ali in Tunesien ja keine Grund mehr

sehe für Tunesier nach Europa zu wollen.

Zitat, wenn es einen Grund gibt, Tunesien nicht mehr zu verlassen, dann jetzt, wo dort

Teil einer Videoserie :

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

01:05:43 Min

Aufnahmedatum

2016-04-25

Hochgeladen am

2016-05-17 09:49:53

Sprache

de-DE

Die Region des Nahen Ostens kommt nicht zur Ruhe. Fünf Jahre nachdem die Protestierenden in Tunesien und Ägypten die Diktatoren Ben Ali und Mubarak entmachteten und einige Beobachter schon das demokratische Zeitalter ausriefen, dominieren Berichte über Verfolgung, Repression, Terrorismus und Staatszerfall die Schlagzeilen – Stichpunkt „Islamischer Staat“. Der Vortrag von Prof. Dr. Thomas Demmelhuber zielt darauf ab, systematisch die unterschiedlichen Verlaufslinien der politischen und gesellschaftlichen Entwicklung dieser Länder aufzuzeigen. Die Regionen befinden sich in einem fundamentalen Wandel, in dem sich eine neue regionale Ordnung herauszubilden scheint – Fragen der Demokratie spielen dabei eine Nebenrolle.

Tags

Wissenschaft Schloss Nahost Islamischer Staat Arabischer Frühling
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