3 - Hindenburg-Hochschule, -Platz, -Allee, -Straße. Umbenennungen für und gegen einen umstrittenen Militär und Politiker in Nürnberg und Erlangen [ID:37378]
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Meine sehr geehrten Damen und Herren, wer ist Paul von Hindenburg? Vor 1914 hätte man auf

diese Frage wohl nur ein Schulterzucken erwidert bekommen. Ein unbekannte General im Ruhestand,

der das Leben eines unspektakulären preußischen Militärs geführt hatte.

Bald nach Beginn des Ersten Weltkriegs kannte ihn dann in Deutschland fast jedes Kind. Denn

als zur Bereinigung der problematischen Lage an der Ostfront Erich Ludendorff zu neuen Chef des

Generalstabs der 8. Armee berufen werden sollte, brauchte man für den Posten des Oberkommandieren

aufgrund des Enzernitätsprinzips einen zwar altgedienten, aber zurückhaltenden Militär,

der dem als schwierig geltenden Ludendorff nicht in die Quere kam und sich in operative

Angelegenheiten nicht einmischte. So reaktivierte man Paul von Hindenburg, da man, Zitat,

von seinem Pflegma absolute Untätigkeit erwartete, um Ludendorff völlig freie Hand zu lassen.

Zitat Ende. So sein späterer vertrauter General Wilhelm Gröner. Hindenburgstunde schlug dann

sehr bald, Ende August 1914, mit dem später als Schlacht bei Tannenberg mystifizierten Sieg der

deutschen Truppen gegen die russische Narev-Armee. Zwar hatte Hindenburg so gut wie kein Anteil an

den tatsächlichen Operationsplänen, die vor allem durch Erich Ludendorff ausgearbeitet worden

waren. Er setzte aber alles daran, den Erfolg für sich zu vereinnahmen, nicht zuletzt da in der

Nähe gut neudeckig befand die Heimat seiner Familie und inszenierte sich selbst als der standhafte

Heerführer, der im Gegensatz zu Ludendorff unbeirrbar den einmal gefassten Plan bis zum

Sieg weiterverfolgt habe. Dabei hatte die Schlacht nicht einmal bei Tannenberg stattgefunden, sondern

nur in dessen Nähe. Hindenburgs Idee aber war es, sie nach Tannenberg zu benennen, dem Ort, wo im

Jahr 1410 das Heer des Deutschen Ordens eine schwere Niederlage durch polnische und literarische

Verbände erlitten hatte, so dass man nun den Sieg von 1914 symbolträchtig aufladen konnte.

Hindenburgs selbstüberhöhung wurde vom Volksgefühl bereitwilligst aufgenommen. Das Kaiserreich

brauchte einen Helden, wie man ihn zuletzt in Reichskanzler Otto von Bismarck gehabt hatte.

Nachdem Kaiser Wilhelm II. mit seinem unsteten Charakter als Integrationsfigur nicht realisierte.

Hindenburg hingegen entsprach perfekt dem gesellschaftlichen Bild von einem Helden in

der wilhelminschen Zeit. Herkunft aus dem Adel, hohes Lebensalter, überzeugter Monarchist, preußischer

Offizier, honoriges Auftreten. Mithin ein unbedingtes Symbol des Vertrauens. Hindenburg kam zu gut

dass er der deutschen Öffentlichkeit den ersten großen Sieg präsentieren konnte und weder an

der Ost- noch an der Westfront Vergleichbares eintrat, was in dem Ruhm hätte streitig machen

können. Nicht obwohl, sondern gerade weil Hindenburg ein bislang völlig unbekannter

Militär war, stieg er zum Helden der deutschen Gesellschaft auf. Am 27. November 1914 wurde

dann zum Generalfeldmarschall befördert. Die Versuche Hindenburgs das Tannenberg Ereignis

zu wiederholen gelangen zwar nicht im militärischen, aber in propagandistischer Hinsicht. Der Feldzug

vom November, Dezember 1914 mit dem Ziel die an die deutsch-russische Grenze nachgerückten

russischen Truppen aufzureiben hatte nur bedingten Erfolg. Immerhin war man aber erstmals in der Lage

sich auf russischen Territorium festzusetzen. Dies steigerte die öffentliche Wertschätzung

Hindenburgs nochmals, insbesondere da die Erfolgsmeldungen an der Westfront komplett

ausblieben. Umso mehr wurden auch von dort die Berichte von der Ostfront begeistert aufgenommen,

wie der an der Westfront eingesetzte Erlanger Alumnus und Schriftsteller Walter Flex in einem

Brief an die Eltern vom 17. Dezember 1914 schrieb. Es fliege, Zitat, die gewaltige Nachricht vom

Hindenburgs Siege durch die Quartiere, das Hurra dröhnt von Haus zu Haus. Zitat Ende.

Auch die Winterschlacht in Massuren vom Februar 15 war militärisch nur ein Teilerfolg, nachdem die

russische 10. Armee zwar aufgerieben, aber nicht komplett vernichtet wurde. Der öffentlichen

Hindenburg-Begeisterung tat diese doch keinen Abbruch. So fasste er am 28. Februar 1915 der

Erlanger Stadtmagistrat in geheimer Sitzung einstimmig den Beschluss, die bisherige Sieglitzhofer

Straße vom Maximiliansplatz Richtung Osten entlang der alten Infanteriekaserne verlaufend

in Hindenburgstraße umzubenennen. Zitat, aus Anlass des neuerlichen großen Sieges Hindenburgs

über die Russen. Zitat Ende. Dass die Akte im Erlanger Stadtarchiv sonst nichts zu den Hintergründen

aussagt, spricht Bende über die Einigkeit, mit der man diese Hindenburg-Ehrung vornahm. In

Nürnberg sollte es dann später anders kommen. Während die Rolle Hindenburgs in der politischen

Presenters

Dr. phil. Clemens Wachter Dr. phil. Clemens Wachter

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

00:37:58 Min

Aufnahmedatum

2021-11-16

Hochgeladen am

2021-11-19 14:24:32

Sprache

de-DE

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