Vielen Dank für die Einführung und ich würde das mit dem Klassentreffen aufgreifen.
Ich fühle mich auch so ein bisschen, weil ich viele schon vor Jahren auch mal im Kontext
der Eugen Biser Stiftung kennengelernt habe und ich verstehe jetzt auch meine Rolle so
ein bisschen wie eine aus der Klasse, die ein Referat hält.
Ich habe Ihnen nichts zu erzählen, was nicht alle anderen vielleicht auch schon auf unterschiedliche
Art und Weise erlebt hätten bzw. vorschlagen würden.
Also es ist die Form eines Statements, das heißt ich habe einfach nur so ein paar Anregungen.
Das ist kein wissenschaftlicher Vortrag.
Und ich möchte den Vortrag beginnen mit einer kurzen Fabel.
Ein wissbegieriger Mann traf eines Tages auf einen Freund, der ihn herzlich grüßte.
Guten Morgen mein Freund, woher kommst du?
Aus dem Naturkundemuseum, wo ich drei Stunden verbracht habe.
Ich habe dort alles gesehen, was es zu sehen gab, und mir ganz genau angeschaut.
Es war alles so erstaunlich und ich bin ehrlich gesagt nicht klug genug, um auch nur die Hälfte
dessen zu beschreiben.
Die Natur ist so wundervoll in ihrer reichen Vielfalt.
Es gibt mehr Vögel und Säugetiere, als ich mir je erträumt hätte.
Ganz zu schweigen von den Schmetterlingen, Libellen und Käfern.
Dann sagte der Freund, dann hast du natürlich auch den Elefanten gesehen.
Was denkst du über ihn?
Ich würde wetten, du hast dich gefühlt, als würdest du vor einem Berg stehen.
Ein Elefant?
Bist du sicher, dass sie einen Elefanten dort haben?
Ganz sicher.
Okay, wenn das so ist, dann bitte sage es niemandem weiter.
Alter Mann, ich habe den Elefanten wirklich nicht bemerkt.
Die kurze Fabel von Iwan Andrejewitsch Krylow mit dem Titel "Der Wissbegierige" erinnert mich
sehr stark an interreligiöse Gespräche, Foren und Podiumsdiskussionen,
an denen ich in den letzten Jahren und Jahrzehnten, kann man schon sagen,
teilgenommen habe.
Zunächst war die Neugierde und die Begeisterung an dem, was man wechselseitig
an Neuem und Schönem entdecken konnte, ziemlich groß.
Aber es gab dann immer noch diesen Elefanten im Raum.
Und ich erinnere mich sogar an zwei konkrete Situationen, in denen es auch nicht hieß,
jetzt sind wir wieder bei dem Thema Nahostkonflikt, sondern es wurde gesagt,
ja, jetzt sind wir wieder bei dem Elefanten im Raum.
Also es wurde nun nicht mal benannt, um was es geht.
Aber jeder hat ihn gesehen, aber auch übersehen.
Und meine erste These wäre oder Anmerkung, die ich in den Raum stellen möchte,
ist ganz kurz und knapp.
Ich glaube, es gibt nach wie vor, auch nach dem 7.
Oktober, noch sehr viel Schönes und Neues im interreligiösen Gespräch zu entdecken.
Aber es ist derzeit unmöglich geworden bzw.
es wäre unaufrichtig, den Elefanten im Raum weiter zu übersehen.
Mir ist bewusst, dass es Gründe gab und gibt, dieses Thema im interreligiösen
Dialog nicht auf den Tisch zu bringen.
Und diese klingen auch erst einmal ganz vernünftig.
Man kann beispielsweise mit Recht die Frage stellen, warum man dann nun einmal
aus christlicher Perspektive gesprochen mit den Musliminnen und Muslime in Deutschland
über Israel und Palästina reden soll, wenn diese in der Mehrheit Deutsche sind
Presenters
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:17:37 Min
Aufnahmedatum
2024-07-11
Hochgeladen am
2025-09-02 12:27:58
Sprache
de-DE