Ja, ich darf Sie alle herzlich wieder begrüßen zu unserem Thema Argumentationstheorie und
Legal Tech. Wir haben also heute unsere insgesamt dritte Stunde von insgesamt vier Doppelstunden und
in der dritten Stunde gehen wir tatsächlich endlich in die Argumentationstheorie hinein. Und ich darf
anknüpfen an die bisherigen Dinge, die wir besprochen haben, die ich vorstellen durfte. Und
ich zeige Ihnen hier einfach sozusagen noch mal in Abhängigkeit von der Zeit die
Richtigkeitskriterien von Wissenschaft. Das ist sozusagen das Thema der Wissenschaftstheorie,
über das haben wir das letzte Mal ja gesprochen. Was sind sozusagen die
Richtigkeitskriterien von Wissenschaft? Man will ja irgendwie versuchen objektive Kriterien
zur Anknüpfung außerhalb von dem Subjekt, das alles betrachtet, selbst formulieren können,
um sozusagen objektive Erkenntnis zu erhalten, objektiv Wissenschaft zu betreiben. Und alles
beginnt sozusagen beim Aristoteles, auf das werden wir auch heute noch wieder stoßen. Und
Aristoteles hatte das Gefühl, dass sozusagen die Intuition das Richtigkeitskriterium der
Wissenschaftlichkeit, wenn man so will, ist. Also wenn damals natürlich auch noch nicht die Rede
von Wissenschaftstheorie sein konnte. Aber Aristoteles hat sozusagen gemeint, es ist
unmittelbar intuitiv einsehbar, wenn etwas sozusagen stimmt oder eben nicht stimmt. Und da
gehen wir auch noch später gleich tiefer drauf ein, weil sozusagen die Argumentationstheorie
durchaus bei Aristoteles anfangen muss. Dann ist sozusagen Newton mit der Newtonischen Mechanik
gekommen und man hat mathematisiert und hat sozusagen mathematische Modelle auch gehabt für die
Theorien, die man letztendlich über die Wirklichkeit formuliert hat. Und dann gab es sozusagen das
nächste Kriterium, nämlich die Verifikation. Man wollte sozusagen die Theorie empirisch mit
Experimenten verifizieren. Bis dann Popper kam, Logik der Forschung. Und das ist heute ja noch
sehr, sehr wirkmächtig. Man möchte fast sagen, herrschende Meinung der Wissenschaftstheorie. Und
da wird eben gesagt, eine wissenschaftliche Theorie muss an der sozusagen Realität prüfbar sein. Man
hat eben das Problem, dass man verstanden hat, dass Induktionsschlüsse nicht vollständig sein
können, sozusagen in der Philosophie, in der Erkenntnistheorie und dass deswegen eine Theorie,
die nicht anders als durch Induktion formuliert werden kann, natürlich nicht stimmen muss. Die
kann nicht immer zwingend stimmen. Und weil sozusagen die Induktion nicht zwingend ist,
ist die Theorie, die daraus entsteht, natürlich nicht unbedingt zwingend auch verifizierbar,
sondern es kann eben zu Experimenten kommen, die zeigen, die Theorie ist falsch. Und deswegen will
man dann von Falsifikation sprechen. Also wir können quasi nichts mehr verifizieren,
das funktioniert nicht, aber wir können wenigstens falsifizieren. Und klassisches Beispiel ist
natürlich, wenn Sie in mittleren Massen, mittleren Räumen, mittleren Geschwindigkeiten,
sozusagen Experimente machen, dann stimmen Ihre Vorhersagen in der Physik, die sozusagen mit der
Newtonischen Mechanik getroffen wurden, mit den Erkenntnissen aus den Experimenten, mit den
Ergebnissen aus den Experimenten überein. Und so können Sie quasi im Mesokosmos, im Grunde,
wenn Sie jetzt Newtonisch denken, Theorien verifizieren mit dem Experiment. Wenn Sie
natürlich jetzt aber in große Räume, Raumzeiten gehen, große Massen, dann sind wir praktisch im
Makrokosmos und dann müssen Sie plötzlich relativistisch rechnen. Oder wenn Sie in hohen
Geschwindigkeiten sind, sind sozusagen in der Relativitätstheorie, in der speziellen,
dann haben Sie Zeitdilatation, Längenkontraktion. Und dann müssen Sie plötzlich relativistisch
rechnen, dann ist der Newton nicht mehr ausreichend, um das exakt zu beschreiben. Und dann müssen Sie
im relativistisch rechnen. Und so gesehen könnte man jetzt vielleicht provokativ sagen, aha,
die Newtonische Mechanik, die ist sozusagen falsifiziert für den Fall, dass wir uns sozusagen mit
einem Phänomen außerhalb des Makrokosmos befassen wollen. Naja, lange Rede, kurzer Sinn. Der
entscheidende Punkt bis zur Falsifikation von Popper ist der, dass man immer glaubt,
es gibt draußen eine Realität, die ein Prüfstein sein kann für wissenschaftliche Theorien. Und dann
ist man sozusagen in der empirischen Falsifikation wenigstens noch, wenn auch nicht mehr in der
Verifikation. Und übrigens dann sind die Juristen draußen aus der Wissenschaftlichkeit, denn wir
können ja unsere wissenschaftlichen normativen, wissenschaftlichen Theorien nicht an der Realität
falsifizieren. Da gilt irgendwas anderes. Und naja, dann kam sozusagen die Problematik mit der
Presenters
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
01:32:19 Min
Aufnahmedatum
2021-01-26
Hochgeladen am
2021-01-27 00:08:43
Sprache
de-DE
Honorarprofessor Dr. Axel Adrian