Ich freue mich als Elite der Nation, dass Sie gekommen sind, um zu zeigen, dass die
Grüne Fee ihre Renaissance dieser Tage oder in diesen Jahren erreicht.
Nun worauf geht diese Entwicklung zurück? Hier kommen viele Zufälle zusammen.
Bevor ich aber ins Detail gehe, lassen Sie mich kurz ausführen, warum eben viele
Künstler so begeistert waren von diesem Wirkstoff wie Baudelaire, dass man ihn
zitiert meist mit dem Satz, man muss immer betrunken sein und zwar von absinnt.
Nun hat er im zweiten Satz gesagt, nicht nur von absinnt, sondern auch von Tugend
und Poesie und darum meine ich, dass dieses ganz besonders geeignet ist,
in dieser Ringvorlesung gesagt und genannt zu werden.
Nun ich folge Ihrem Beispiel, Herr Liebauer, und habe eine Gliederung gemacht.
Wir werden also einen Prolog erleben. Wir werden herausfinden, warum oder wie
absinnt entdeckt wurde. Ich werde mich sehr kurz fassen, wenn es um die
Pharmakologie hinter dem Wundermittel absinnt geht.
Wir wollen uns mit dem Glanz und Elend beschäftigen und dann aber auch sehen,
was denn nach der großen Periode des Absinns geschah. Die heilenden
Kräfte des Strauchs der Artemis. Absinnt war schon im Altertum eine
bekannte Arzneipflanze. Es heißt, dass es im Papyrus Ebers, den ich nicht selber
entziffern kann, dargestellt wird als ein Wirkstoff, der insbesondere die
männliche Potenz steigert. Im griechischen Altertum waren es dann mehr
die Frauen, die unter dem Einfluss der Artemis und des Absinns waren.
Artemisia absinthium ist eine der Artemis gewidmete Pflanze. Und so finden
wir in der alten Literatur, Frau Wittanesia, und macht mich statternd,
finden wir in der historischen Literatur viele Hinweise darauf, wie und wo
es wirken könnte. Pythagoras meint, dass es die Geburt beschleunige. Andere wie
Hippokrates weisen diesem Wirkstoff oder dieser Pflanze zu, dass sie nützlich
sei bei Rheumatismus. Sicher ist, dass sie ihre Namensgeberin, die Artemis in
irgendeiner Weise reflektiert. Und Artemis war, wie Sie ja wissen, die
jenige Göttin, die sich insbesondere den Frauen gewidmet hat und zu ihrem Schutz
zum Schutz der Ehe und zum Schutz der Geburt da war. Da verwundert ist denn ein
wenig, dass ebenfalls im Altertum Absinthextrakte oder Artemisia absinthium
Extrakte auch zur Einleitung von Fehlgeburten und zum Abort verwendet
wurden. Offensichtlich gab es auch damals schon Engelmacherinnen und so ganz
ernst hat die Artemis das ganz wohl nicht genommen, obwohl sie zu uns Männern
immer sehr unfreundlich war. Artemis soll ja dafür gesorgt haben, dass Männer nicht
überhand nehmen und zu viel zu sagen haben und als der berühmte oder der
kleine junge Mann Actaeon versuchte sie in ihrer Grotte nackt zu beobachten,
also sie war nackt, wurde er entdeckt und Artemis verwandelte ihn in eine Rehkuh
oder Hirschkuh und diese Hirschkuh wurde dann, nein, in einen Hirsch und dieser
Hirsch wurde dann demnächst von Jagdhunden zerfleddert und zerrissen.
Also ein schwieriges Verhältnis Frau, Mann, Artemis und so weiter.
Gut, später hat sich im Mittelalter die Situation deutlich verändert.
Die Hildegard von Bingen empfahl es für vieles und war der Meinung, dass es
besonders erregend sei, ein Meister der Müdigkeit oder ein Meister über die
Müdigkeit, aber auch der Name, die vielen Namen, die dieser Wirkstoff oder diese
Pflanze hatte, gibt Anlass zu Spekulationen.
So heißt es Wehrmutpflanze und viele meinten vor allen Dingen die Engländer,
dass es eine Verballhornung des Wormwood sei und aus Absinthe könnte man sich ein
vorzügliches Wurmmittel machen. Die Sachsen haben sich auch an diesen Begriff
versucht und wenn ich als ehemaliger Sachse boh Wormwood, da Wormt, da Wormt,
dann weiß man gleich, es Wärmt und es ist gut bei Erkältungskrankheiten.
Presenters
Prof. Dr. Kay Brune
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:42:09 Min
Aufnahmedatum
2009-11-25
Hochgeladen am
2011-04-11 13:53:27
Sprache
de-DE