Ich hoffe, ich kann Ihnen das Thema Autoimmunität auch als Thermo-Optologe schmackhaft machen bzw.
viele assoziieren ja vieles damit, haben vielleicht auch selber Erfahrungen mit diesem Komplex von
Erkrankungen gemacht, verbinden vielleicht auch bestimmte Ängste damit. Mir geht es nur darum,
anhand von Hautkrankheiten, das ist nun mal meine Disziplin, in der ich arbeite, Ihnen etwas deutlich
zu machen, wie Autoimmunkrankheiten funktionieren können und was dazu predisponieren kann, dass
diese Krankheiten auftreten. Bevor man über Autoimmunität redet, muss man natürlich erst mal über das
reden, was eine Immunantwort ausmacht, eine Immunreaktion. Hier dargestellt schematisch ist der
menschliche Organismus, der menschliche Körper und entwicklungsgeschichtig ist es so, dass Immunität
dazu da ist, Faktoren aus der Umwelt, infektiöse Faktoren, in erster Linie Bakterien, Viren oder Pilze,
abzustoßen, sich mit ihnen auseinanderzusetzen. Es gibt eine Immunität, die unspezifisch ist,
Fresszellen, die Fremdmaterial sozusagen verdauen und entsorgen können. Es gibt aber auch eine
spezifische Immunität, bestimmte Zellen oder auch Antikörper, die ganz speziell bestimmte Erreger
oder bestimmte schädliche Stoffe eliminieren können und dieses viel effektiver, als es die
unspezifische Immunität kann. Andere Faktoren, die das Immunsystem bewältigen muss, das sind zum
Beispiel auch Tumore. Es gibt Tumorkrankheiten, die dadurch nicht zum vollen Ausbruch kommen,
dass das Immunsystem des Körpers in der Lage ist, das zu unterdrücken. Es gibt auch viele Stoffe in
der Umwelt, seien sie tierischer, pflanzlicher oder auch nicht organischer Natur, wie Metalle
zum Beispiel, gegen die sich der Körper richten kann. Das kann in Form von Allergien passieren zum
Beispiel, gegen tierische Eiweiße, gegen Pollen oder auch gegen Metalle oder gegen Kontaktstoffe.
Was für Autoimmunkrankheiten kennt man so, damit sie wissen, um was es hier im Allgemeinen geht.
Typisch für Autoimmunkrankheiten ist meist, dass spezielle Organsysteme betroffen sind. Es können
viele Organe betroffen sein, aber so die häufigsten Autoimmunkrankheiten, die beziehen sich meist auf
wenige Organe, sind deswegen auch für sie charakteristisch. Sie kennen den Gelenkräumatismus,
also nicht den Altersverschleiß, sondern die Polyarthritis, die chronische
rheumatoidearthritis. Sie haben vielleicht mal von der Myasthenia gravis gehören, einer Muskelerkrankung,
die ein Autoimmunhintergrund hat, die multiple Sklerose als Erkrankung des Gehirns. Sie kennen
den Diabetes mellitus, die Zuckerkrankheit, einer der häufigsten Autoimmunkrankheiten. Und sie kennen
vielleicht aus der Haut den Lupus, also die Schmetterlingsflechte, die Sklerodermie, die
Schuppenflechte oder Psoriasis. Da geht man heute auch davon aus, dass es eine Autoimmunkrankheit ist.
Oder eben auch andere schwere Erkrankungen wie Pemphigus, die sie vielleicht nicht so kennen,
die ich Ihnen aber vorstellen möchte, weil sie den Vorteil haben, dass man weiß, was passiert,
was man bei vielen dieser Erkrankungen nicht sagen kann. Welche Faktoren spielen eine Rolle,
damit es zum Auftreten von Autoimmunkrankheiten kommt? In erster Linie muss man sich auf den letzten
Punkt beziehen und sagen, wir kennen die meisten Faktoren nicht. Wir kennen aber auch einige
Faktoren, die wichtig sind und die es zumindest erklären helfen, warum so eine Autoimmunerkrankung
auftritt. Ein wichtiger Faktor sind die HLA-Faktoren, Erbfaktoren, die ähnlich den
Blutgruppeneigenschaften sind. HLA heißt humales Leukozytenantigen. Das sind Blutgruppeneigenschaften,
die sich nicht auf den roten Blutkörperchen, sondern auf den weißen Blutkörperchen finden.
Und die sehr wichtig sind, damit das Immunsystem des Körpers eigen von fremd unterscheiden kann
oder selbst von fremd unterscheiden kann. Sprich, platt gesagt, das Immunsystem kann das angreifen,
was nicht HLA-Antigene auf der Zelle trägt, die dem körpereigenen entsprechen. Welche Faktoren
spielen noch eine Rolle bei Autoimmunkrankheiten? Es spielen Infektionen eine Rolle, es können auch
Medikamente eine Rolle spielen. Diese Faktoren können sozusagen das Ganze bahnen. Die Voraussetzungen
sind gegeben, aber äußere Faktoren kommen hinzu, die das Auftreten einer Immunantwort bahnen können.
In diesem Zusammenhang ist es interessant, es gibt die Beobachtung einer sogenannten molekularen
Mimikri. Mimikri kennen Sie diesen Begriff aus dem Tierreich, dass bestimmte Lebewesen in der Lage
sind, sich farblich, möglicherweise auch jahrsächlich abhängig anzupassen an die Umwelt. Das bedeutet auf
Autoimmunkrankheiten bezogen Folgendes. Hier dargestellt ist wieder der Organismus. Rot ist
sozusagen das körpereigene Eiweiß. Die meisten Immunantworten richten sich gegen Eiweißstoffe.
Dieser Körper ist zum Beispiel in der Lage, was ich vorhin ja schon gesagt habe, speziell eine
Presenters
Prof. Dr. Michael Hertl
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:28:41 Min
Aufnahmedatum
2000-05-25
Hochgeladen am
2017-06-14 09:58:17
Sprache
de-DE