Warum kam Franken zu Bayern?
Am Beginn des 19. Jahrhunderts vereinfachte eine große Flurbereinigung unter der Regie
Napoleons die bunte politische Landkarte Deutschlands radikal.
Von über 300 Territorien blieben nur 30.
Das war eine Folge umwälzender Vorgänge in Europa.
Dessen Monarchien hatten seit 1792 in mehreren Koalitionskriegen gegen das revolutionäre
Frankreich gekämpft.
Während dabei Großbritannien auf seiner Insel unbezwungen blieb, seine Seeherrschaft
ausbauen und zur stärksten Wirtschaftsmacht zum ersten Global Player aufsteigen konnte,
geriet ein Großteil des Kontinents unter die Militärdiktatur Napoleons, der seit 1799
an der Spitze Frankreich stand, als erster Konsul zunächst, ab 1804 als Kaiser.
Napoleon suchte in Süddeutschland, wie die französische Politik schon mehrmals früher,
aus Mittelstaaten ein drittes Deutschland zu errichten, als Gegengewicht zu den Großmächten
Österreich und Preußen, doch für eine eigenständige Rolle zu schwach, so dass es
sich an Frankreich anlehnen würde.
Deshalb vergrößerte er Bayern, Württemberg, Baden, sobald sie seine Verbündeten geworden
waren, von Krieg zu Krieg, auf Kosten aller kleineren Herren in diesem Raum.
Der Preis freilich war hoch.
Sie, diese Verbündeten, mussten ihm Napoleon Kriegsfolge leisten.
Sie mussten die umwälzenden Reformen Frankreichs in Recht, Verwaltung, Wirtschaftsverfassung
übernehmen und sie mussten hohe finanzielle Opfer bringen.
1806 schloss er diese Satelliten im Rheinbund zusammen, dessen Protekteur er war.
Dies sprengte das bereits schwer erschütterte Heiligerömischer Reich deutscher Nation.
Nach einem Jahrtausend erlosch es banal, als Franz II. in Wien unter Napoleons Druck die
Kaiserkrone niederlegte.
In diesem dramatischen Geschehen verdoppelte Bayern seine Fläche und seine Einwohnerzahl
rasch.
Zunächst wurde das Kurfürstentum, das ist der alte Kern, ist dieses heller gefärbte
Fünfeck und die neuen Gebiete, die in rascher Folge an das alte Bayern angegliedert werden
und auch fast jährlich wechseln, dunkelgrün oder stärker grün dargestellt.
Zunächst wurde das Kurfürstentum, das im Jahr 1800 nach einer vernichtenden Niederlage
an der Seite Österreichs von diesem abgesprungen war, 1802-3 für den Verlust seiner pfälzischen
Gebiete, Frankreich hatte sich bis zum Rhein ausgedehnt, übig entschädigt durch den
Reichsreputationshauptschluss.
Eine Regelung noch des Reiches, aber faktisch schon von Napoleon in Absprache mit Russland
diktiert.
Dieser Reichsreputationshauptschluss brachte Bayern Abrundungen, zunächst an seinen Grenzen,
die geistlichen Territorien, Freising, Passau, Regensburg, besonders aber fränkische und
schwäbische Gebiete.
Mehrere Reichstädte, Reichsritterbesitz, vor allem aber geistliche Fürstentümer.
Diese geistlichen Fürstentümer waren ja eine Besonderheit des Alten Reiches.
Seit Kaiser Otto dem Großen im zehnten Jahrhundert besaßen Bischöfe und manche Äbde nicht nur
für kirchliche Gewalt, sondern waren auch Landesherren, was freilich der Aufklärung
im 18.
Jahrhundert nicht mehr legitim erschienen war.
Mit dem Reichsreputationshauptschluss war ein umwälzender Vorgang der Säkularisation
und der Mediatisierung eingeleitet.
Das heißt der Aufhebung geistlicher wie weltlicher Herrschaft, die oft seit dem Mittelalter bestand.
Nach weiteren Kriegen und Siegen Napoleons erhielt Bayern, das seit 1805 sein Verbündeter
war, weitere Territorien, wodurch ihm im Westen und vor allem im Norden ein zunehmend geschlossenes
Presenters
Prof. Dr. Werner Blessing
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:29:59 Min
Aufnahmedatum
2007-01-18
Hochgeladen am
2017-07-06 14:21:29
Sprache
de-DE
Seit 2003 wird vielerorts in Franken daran erinnert, dass man vor 200 Jahren zu Bayern gekommen ist. Warum fielen die meisten Territorien des Fränkischen Reichskreises überhaupt innerhalb weniger Jahre an die Wittelsbacher in München? Wie hatte es in ihnen bisher, im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation, ausgesehen? Wie begann die bayerische Zeit, und wie reagierten die Menschen auf die neue Herrschaft - der Adel, die aufgeklärten Bürger, die kleinen Leute in Dorf und Stadt? Wie lebten sie sich schließlich, so fragen wir in einem Ausblick, allmählich in Bayern ein? Und sind die Ereignisse vor 200 Jahren heute ein Grund zum Feiern?