Also vielen dannk, dass er, dass sie noch geblieben sind um sich ein bisschen was über Joel Cverne
anzuhören.
Zunächst möchte ich ganz kurz ein paar kleine Hinweise darauf geben, wie das, was dann später
Science-Fiction genannt wurde, sich entwickelt hat. Da gibt es natürlich
viele Quellen, aus denen sich das speist. Es wurden ja auch schon etliche heute
Abend genannt, also beispielsweise auch der Herr Kepler, obwohl er nicht der
Erste ist, der Flüge ins All beschrieben hat.
Eine Quelle ist auf jeden Fall die literarische Utopie, dauert auch nicht
lang. Dort haben im 16. und 17. Jahrhundert vor allem verschiedene Autoren
Gegenentwürfe zur bestehenden Gesellschaft auf einer fernen, unbekannten,
fiktiven Insel situiert. Namensgeber ist Thomas More oder Thomas Morus, der den
Roman Utopia veröffentlicht hat, 1516. Das nennt man Insel- oder Raum-Utopie.
Utopia wurde übrigens künstlich hergestellt, war also ursprünglich mit
dem Festland verbunden durch eine Landbrücke, aber die Utopia, so utopisch
wie sie gedacht haben, haben diese Landbrücke entfernt, um ganz Insel zu sein.
Wichtiges, gattungsspezifisches Merkmal ist der Besucher. Also wie lernt der Leser
so eine utopische Insel kennen? Ganz klar, irgendjemand reist dorthin,
irgendjemand verschlägt es dorthin und hat dann die Möglichkeit, diese fiktive
Gesellschaft ohne Privateigentum und König und so weiter wie in diesem Fall
zu beschreiben. Gibt es eine ganze Reihe davon? Ich habe hier nur noch mal den
Francis Bacon mit Nova Atlantis, also sehr, sehr bekannt und für die
Naturwissenschaftler auch sehr wichtig, aufgrund des Statements zur
Naturwissenschaft, aber das überspringe ich jetzt.
Diese Insel-Utopien waren sehr beliebt, es gab auch also Parodien
unterschiedlicher Formen von Jonathan Swift, kennen Sie bestimmt, Gulliver's
Reisen, da ging es auch um verzerrte utopische Inseln. Jetzt passiert aber
etwas in der Epoche der Aufklärung, das hat der deutsche Philosoph
Otto Marquardt einmal sehr treffend beschleunigten Wirklichkeitswandel
genannt. Also vorher ist es so gewesen, dass Veränderungen kaum wahrgenommen
worden sind, wenn der Enkel an den Großvater eine Frage gestellt hat, dann
konnte der Großvater die immer beantworten, gerade wenn er Handwerker war.
Das hat sich hier verändert, es kommt also zu einem Wirklichkeitswandel.
Motor des Ganzen ist natürlich die Aufklärung und tatsächlicher Motor rechts.
Die Dampfmaschine, diese steht im Deutschmuseum in München, können Sie
sich auch dort angucken. Die Menschen damals, die ersten, die Sie betrachtet
haben, haben immer wieder gesucht, wo sind die Tiere versteckt, die für den
eigentlichen Antrieb sorgen. Ist Zauberei im Spiel? War aber nicht, es war Technik im
Spiel. Ja, 18. Jahrhundert, die Erde schrumpft und die utopische Insel
funktioniert so nicht mehr. Immer häufiger sagen Kapitäne, da ist gar keine
Insel, da war ich letzte Woche, da ist was ganz anderes. Und ja, das Wissen
erodiert und man kann nicht mehr so ohne weiteres den Gegenentwurf in der
Gegenwart situieren, aber es gibt ja noch eine Menge
Möglichkeiten und so kommt Louis Sébastien Mercier auf die Idee, diesen
spürbaren Wandel zu integrieren in die Utopie und nicht mehr eine Insel zu
nehmen, sondern in die Zeit zu gehen, also den Gegenentwurf zu verlegen in die
Zukunft. Rainer Kosselack hat das mal genannt,
Verzeitlichung der Utopie. Also hier fängt es ungefähr an, wo man an der
Schwelle zum technischen Zeitalter nicht mehr die Insel wählt, also nicht mehr
eine Raumutopie in der Gegenwart hat, sondern in die Zukunft geht. Einer macht
es dann ganz intensiv, nämlich Jules Verne. Es gibt auch bekannte andere
Presenters
Dr. Bernd Flessner
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:29:24 Min
Aufnahmedatum
2015-10-24
Hochgeladen am
2015-10-29 17:53:30
Sprache
de-DE
Vor 150 Jahren erschien Jules Vernes Roman „Von der Erde zum Mond“. Erstmals wurde eine Reise zum Mond halbwegs realistisch geschildert. Dr. Bernd Flessner erklärt, dass Verne mit vielen seiner Prognosen vom Startplatz in Florida bis zur Schwerelosigkeit richtig lag und Leser wie Wernher von Braun und andere Raumfahrtpioniere von der Machbarkeit seiner Vision überzeugte.