Okay, also in der letzten Woche haben Sie eine erste bildungstheorische Position kennengelernt,
die mit dem Namen Max Horkheimer, eigentlich mit Horkheimer und Adorno verbunden ist. Einer
der wichtigsten Begriffe, mit denen wir es hier zu tun hatten, war der Begriff der Entäußerung
Wir hatten einen Rekurs auf den klassischen Bildungsbegriff, der auf Filmen von Humboldt
zurückgeht, die Idee der Kultivierung eigentlich bis zurück zum Kultivierungsbegriff bei Zitzero,
die Idee der Kultivierung der rohen, ungeformten Natur und diese eigentlich aus Horkheimer Sicht
schön und begrüßenswerte Idee ist für die Gegenwart nicht mehr annehmbar, weil es keine rohe, ungeformte
Natur mehr gibt, sondern alles, das innere sowie die äußere Natur überformt, technologisiert,
man könnte auch sagen bürokratisiert und so weiter sei und aus diesem Grund müsste im Prinzip
wesentlich Bildung dieses Verhältnis zu dieser Natur verändern. Das führt er letztlich sicherlich
an dieser Stelle nicht genau genug aus. Ich hatte verwiesen auf diese These der Dialektik der
Aufklärung dieses Buches von Horkheimer und Adorno, dass die unterdrückte Natur wiederkehrt in Form
dann destruktiver Impulse, das macht sie sowohl außen als auch innen. Wir würden es heute
übersetzen, das hatte ich beim letzten Mal angedeutet, dass wenn man in solche beispielsweise
kyvernetischen, geologischen, systemischen Kreisläufe eingreift, dass man eben zeitig,
die man durch den Eingriff selber nicht mehr einholen und nicht mehr beherrschen kann und die
typische Vorgehensweise in dieser Phase der Aufklärung, die vielleicht gerade kulturhistorisch
auch irgendwie endet in unserer Zeit, weil das auch dann in der Form Sackasse ist, was die
nicht tragbaren Folgen solcher Form von Technologisierung von Natur betrifft, muss man eben
ein anderes Naturverhältnis dann finden. Das hat hier damit zu tun, dass man sich selber nicht ins
Zentrum stellt als ich, sondern sich entäußert, sich einer Sache hingibt und aus diesem Prozess
als anderes hervorgeht, aus dieser Auseinandersetzung mit diesem anderen, das dann, das ist aber nicht
ganz konsistent, wie Sie jetzt merken, natürlich die Frage mit der Natur und der Entäußerung,
die sich sehr stark an so einem Kunsterfahrungsparty, mal am ehesten orientiert. Wie dem auch sei,
jetzt haben wir den bereits erwähnten Theodor W. Adorno als nächsten Kandidaten, der einen
einflussreichen Text geschrieben hat mit dem Titel Theorie der Halbbildung. Oder wie ich das
hier paraphrasiert habe zur Unmöglichkeit von Bildung in der ökonomisiert, man könnte auch
sagen, in der aus seiner Sicht eben, könnte man sagen kapitalistischen Gesellschaft, wobei dieses
Grundprinzip auch auf damals auf sozialistische Staaten genauso zugetroffen hätte, würde man
denken können. Wir sehen hier übrigens ein Selbstportrait von Adorno. Der hat zwar schon
immer ernst geguckt, aber nicht mal so ernst wie hier. Aber dieses Spiegelmoment, das habe ich
deswegen ausgewählt, weil das Interessante ist, wie er sich selber im Spiegel dann nochmal in der
Fotografie, in der mehrfachen Reflektion zeigt. Adorno hat, auch hier gehe ich noch mal kurz auf
die Biografie ein, aufgrund ihrer zeitgeschichtlichen Bedeutung, ähnlich wie bei Horkheimer. Schauen
wir mal, um wen es sich handelt. Er wird geboren 1903 als einziger Sohn eines jüdischen
Weingroßhändlers. Oscar heißt das nicht, Oscar Alexander Wiesengrund, der zum Protestantismus
konvertiert war allerdings und der, ich glaube italienischen Sängerin Maria Calvelli Adorno.
Und hier sehen Sie, Wiesengrund ist das W in W-Punkt Adorno. Adorno hat den Namen seiner Mutter
bevorzugt und hat eigentlich sich immer Theodor Adorno genannt und später dann Theodor W.
Adorno, dann blieb er als Autor Theodor W. Adorno in seinem Passstand, aber soweit ich weiß,
nur Theodor Adorno später. Er wächst in einem großbürgerlichen Haushalt auf, also in der
Frankfurter Großbürgertum. Das heißt in so einer Willen-Bell-Etage nehme ich an, jedenfalls berichtet
Adorno an so verschiedenen Stellen, wie er als Kind, dann immer wenn er ins Bett geschickt wurde,
die Sängerin und Sänger, die in der Oper auftraten und abends bei sich im Salon hat werden können.
Und auch berühmte Pianistinnen, Pianisten, Mutter oder Selbstsängerin entsprechend vernetzt. Das
heißt, wir haben es hier mit dem Kulturbürgertum zu tun, wo schon der ganz kleine Theodor von Anfang
an in direkten Austausch mit der intellektuellen Elite Frankfurts und natürlich auch anderer
Menschen, die nach Frankfurt kamen, weil er schon immer eine internationale Stadt zu tun hatte. Also
das sind günstige Bedingungen, um Bildungsbürger zu werden, könnte man sagen. Er studierte 1921,
also mit 18 bis 1924, Philosophie, Musikwissenschaft, Psychologie und Soziologie und schloss das 1924
Presenters
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
01:24:54 Min
Aufnahmedatum
2022-12-13
Hochgeladen am
2022-12-13 17:56:06
Sprache
de-DE