Dieser Audiobeitrag wird von der Universität Erlangen-Nürnberg präsentiert.
Ich freue mich, heute die Gelegenheit zu haben, Ihnen eine neue Methode vorstellen zu können,
mit der man in den Weltraum schauen kann, nämlich mit Hilfe eines Neutrino-Teleskops,
das bei uns den Namen Antares trägt. Nun, Physiker lieben es, die Objekte,
die Sie untersuchen wollen, vor sich auf dem Labortisch liegen zu haben,
diese Objekte anfassen zu können, von allen Seiten betrachten zu können,
auseinanderzunehmen, in Einzelteile zu zerlegen, um so etwas über diese Gegenstände lernen zu können.
In der Astronomie ist die Situation grundlegend anders.
Die Objekte, über die man etwas lernen will, sind sehr weit entfernt.
Wir sind deshalb darauf angewiesen, dass von diesen Objekten irgendetwas zu uns kommt.
Und dieses Irgendetwas ist in der Regel Licht.
Wir beobachten also dieses Licht bei uns auf der Erde und gewinnen daraus Erkenntnisse
über die Quellen, vor denen dieses Licht stammt.
Nun, das tun die Astronomen seit ein paar Tausend Jahren.
Und das haben sie zu Anfang mit dem bloßen Auge gemacht.
Seit ein paar hundert Jahren stehen Hilfsmittel wie das Fernrohr zur Verfügung.
Und seit etwa hundert Jahren benutzt man nicht nur das sichtbare Licht,
sondern das ganze elektromagnetische Spektrum, also auch Infrarotlicht oder Radiowellen,
ultraviolettes Licht, Röntgen oder Gamma-Strahlen.
Nun, über dieses elektromagnetische Spektrum hinaus kann man aber auch andere Botschafter,
die von diesen Quellen imitiert werden, versuchen, auf der Erde nachzuweisen
und so etwas über diese Quellen zu lernen.
Und ein Beispiel dafür sind die Neutrinos, und das möchte ich Ihnen heute Abend ein bisschen näherbringen.
Nun, Neutrinos sind Elementarteilchen, die eine sehr geringe Masse haben,
die elektrisch neutral sind, also keine Ladung haben,
und die die besondere Eigenschaft haben, dass sie eine hohe Durchdringungskraft haben.
Und zwar in folgendem Sinne. Wenn wir eine Mauer aus Blei-Ziegelsteinen aufbauen,
mit einer Dicke von 101 Millionen Kilometer,
das ist über den Daumen die doppelte Entfernung zwischen Erde und Mond,
und wir schicken einen Strahl von Neutrinos durch diese Mauer,
dann kommen von 10 Milliarden Neutrinos, die man vorne reinschickt,
alle hinten wieder raus, bis auf eines.
Also die Wahrscheinlichkeit, dass Neutrinos wechselwirken mit Materie, ist sehr gering.
In dem Sinne haben Neutrinos eine hohe Durchdringungskraft.
Eine zweite Eigenschaft, die man feststellt bei den Neutrinos, ist, dass es sehr viele davon gibt.
Jeder von uns, wie wir hier im Saale stehen oder sitzen oder uns irgendwo auf der Erde befinden,
werden von 700 Trillionen, ich musste üben, diese Zahl zu sagen,
700 Trillionen Neutrinos pro Sekunde durchdrungen.
Wenn wir also von der Erde aus, wenn wir diese fragen, wo kommen diese Neutrinos her,
dann ist die nächstgelegene Quelle, von der diese Neutrinos kommen können, unsere Sonne.
Wenn wir von der Erde aus auf die Sonne schauen, dann sehen wir das Licht der Sonne.
Und das ist das Licht, was von der Oberfläche der Sonne herkommt.
Denn die Sonne selber ist undurchsichtig für Licht.
Das Licht von innen kann nicht rauskommen, sondern nur von der Oberfläche.
Wenn wir dagegen mit Neutrinos nach der Sonne schauen, dann können die Neutrinos,
die im Inneren der Sonne erzeugt werden, aus der Sonne herauskommen,
weil sie eben diese Durchdringungskraft haben, weil sie diese geringe Wechselwirkungswahrscheinlichkeit haben.
Und vom Inneren der Sonne können die ungestört bis zu uns zur Erde kommen.
Mit den Neutrinos können wir mitten hereinschauen in die Sonne.
Nun, die Sonne ist der Ofen, der unsere Welt, unsere Erde, unsere biologischen Systeme am Leben erhält.
Presenters
Prof. Dr. Gisela Anton
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:31:50 Min
Aufnahmedatum
2005-06-01
Hochgeladen am
2018-03-02 14:17:06
Sprache
de-DE