*Musik*
Ja, sehr geehrte Damen und Herren, ich darf Sie ganz herzlich zu unserer Bürgervorlesung heute begrüßen.
Ich möchte mich kurz vorstellen, mein Name ist Klaus Überla, ich bin Direktor des Virologischen Institutes
und das Thema Impfen ist für mich im Prinzip schon, begleitet mich schon sehr lange.
Als Mitglied der STIKO, der Ständigen Impfkommission, bin ich eben auch an der Entwicklung von Impfempfehlungen für Deutschland beteiligt
und ich möchte Ihnen heute einiges eben zum Gebärmutterhalskrebs und zur Impfung gegen diesen Krebs letztlich vorstellen.
Ich habe mir dieses Thema auch ausgesucht, um an meinen im Mai diesen Jahres verstorbenen Vorvorgänger zu erinnern, Herr Professor Harald Zur Hausen.
Er wurde 1972 hier an die Universität Erlangen berufen als erster Direktor des Instituts für Klinische Virologie damals
und er hat hier in Erlangen begonnen der Frage nachzugehen,
ob das humane Papillomviren letztlich die Ursache für den Gebärmutterhalskrebs sind.
Sie sehen ihn hier auf der linken Seite im Virologischen Institut damals in der Bibliothek
und er hat dann in den nachfolgenden 35 Jahren letztlich so viel zusätzliche Daten und Evidenz generieren können,
dass dieser Zusammenhang damit wissenschaftlich geklärt war und 2008,
also fast 35 Jahre später, wurde er dann mit dem Nobelpreis für Medizin für diese Entdeckung letztlich auch ausgezeichnet.
Es ist vielleicht mal ganz interessant zu fragen, weshalb kam Professor zur Hausen damals auf die Idee,
die humanen Papillomviren mit dem Gebärmutterhalskrebs in Zusammenhang zu bringen.
Zunächst war damals bekannt, dass Nonnen sehr viel seltener Gebärmutterhalskrebs bekommen.
Und das legte dann im Prinzip die Vermutung nahe,
dass eine sexuell übertragene Infektionserkrankung eine wesentliche Rolle bei der Entstehung des Gebärmutterhalskrebses spielen könnte.
Und die Wissenschaft vermutete in den 70er Jahren, dass Herpesviren als Ursache des Gebärmutterhalskrebses letztlich verantwortlich zeichnen.
Und die wesentliche Begründung für diese Vermutung waren Ergebnisse, die zeigten,
dass ein anderes Herpesvirus, das Epstein-Barr-Virus, eine Form von Lymphknotenkrebs verursacht, das sogenannte Burkitt-Lymphom.
Und deshalb dachte man, dass jetzt insbesondere das Herpes-Simplex-Virus vom Typ 2,
das eigentlich den Herpes-Genitalis letztlich verursacht, jetzt eben auch zu dem Gebärmutterhalskrebs letztlich führen konnte.
Und Harald Zur Hausen untersuchte zunächst, ob er das Erbgut dieser Herpesviren in diesen Krebsformen letztlich nachweisen konnte.
Und dies gelang ihm letztlich nicht.
Und er dachte deshalb über andere mögliche Erreger des Gebärmutterhalskrebses nach.
Und da kam er dann eben auf die Idee, dass Papillomviren dahinterstecken könnten.
Denn diese Viren konnten in Genitalwarzen elektronenmikroskopisch nachgewiesen werden.
Und darüber hinaus gab es einzelne Fallberichte, dass aus Genitalwarzen auch Krebserkrankungen letztlich entstehen können.
Und das brachte ihn dann eben zu der Hypothese oder zu der Frage, ob Papillomviren Gebärmutterhalskrebs verursachen.
Nun, wie ist er diese Frage angegangen?
Das war sehr schwierig, weil Papillomviren nach wie vor nicht anzüchtbar sind.
Wir können das in Zellkultur, können wir diese Viren nicht züchten.
Er brauchte jetzt also molekularbiologische Verfahren, um seine Frage letztlich angehen zu können.
Und da ist er zunächst so vorgegangen, dass er aus Hautwarzen, von denen man auch wusste, dass da Papillomviren drin sind,
aus diesen Hautwarzen reinigte er sich zunächst ganz sauber die Viruspartikel an, die sich in diesen Warzen letztlich befanden.
Aus diesen aufgereinigten Viruspartikeln hat er sich dann die DNA, also das Erbgut dieser Viren extrahiert,
aufgereinigt und mithilfe des aufgereinigten viralen Erbgutes konnte er sich dann Gensonden herstellen.
Das waren Gensonden, die radioaktiv waren und jetzt ein RNA-Molekül darstellten.
Und mit diesen Gensonden, die er aus den Warzenviren letztlich gewonnen hat, Hautwarzen,
hat er dann untersucht, ob DNA aus Genitalwarzen, aus Gebärmutterhalskrebsen letztlich reagieren
mit seiner Sonde, die jetzt spezifisch war für die Hautwarzen.
Und sein Ergebnis war zunächst etwas ernüchternd.
Die Warzen aus der Haut, die er danach untersuchte, waren positiv für seine Sonde,
aber die Genitalwarzen-Extrakte und auch die Gebärmutterhalskrebsproben, die er untersuchte,
da konnte er kein Erbgut für seine Hautwarzen-Sonde letztlich nachweisen.
Er gab damals nicht auf, sondern er hat sich überlegt, woran könnte es liegen, dass ich hier das nicht finde.
Und da war eine relativ nahelegende Vermutung,
dass es verschiedene HPV-Typen gibt und die humanen Papillomviren, wenn ich von HPV steht, das steht für humane Papillomviren,
Presenters
Prof. Dr. Klaus Überla
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:40:22 Min
Aufnahmedatum
2023-11-20
Hochgeladen am
2023-11-21 14:16:08
Sprache
de-DE