7 - Charles II_Schneider [ID:41285]
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Hallo, ich bin Laura Schneider, Masterstudentin in Kunstgeschichte an der FAU und ich habe mich ein

bisschen ausführlicher mit den offiziellen Audienzen am Hof Charles II. beschäftigt.

Dieses Video gibt einen kleinen Einblick in die Tiefen der königlichen Diplomatie. Es ist

zum Staunen, wie viele Parallelen sich bei der Betrachtung offizieller Staatsbesuche zur

Zeit Charles II. im Vergleich zu heute finden lassen. Was haben Charles II.,

Jennifer Lopez und Ursula von der Leyen gemeinsam? Eine ganze Menge. VIP News berichten gerne über

Prominente wie Lopez, die 50 Mannenteams dazu bringen kann, alles zu tun, um ihre exklusiven

Wünsche zu erfüllen. Ausländische Botschafter, die der englische König vor ein paar Jahrhunderten

empfiehlen, standen heutigen Prominenten mit ihren hohen Ansprüchen in nichts nach. Der englische

König empfiehlen hohe Mitglieder europäischer Königsfamilien und deren Vertreter. Die Adligen

waren wie Stars auf dem roten Teppich und Politiker auf Staatsbesuch in einem. Es galt dem strengen

Blick der Öffentlichkeit standzuhalten. Das ist heute nicht anders als damals. Wie groß war doch

vor einiger Zeit die Empörung über den türkischen Präsidenten Erdogan, der Ursula von der Leyen nicht

etwa den Sessel neben ihm anbot, sondern sie in untergeordneter Position am Rand einer Couch

Platz nehmen ließ. Solche scheinbar harmlosen Details konnten auch am Hof Charles II. Unruhe

stiften. Die Sitzordnung war eine heikle Angelegenheit. Um eklats jeglicher Art zu

vermeiden, wurden offizielle Staatsbesuche oft monatelang vorausgeplant. Außerordentliche

Botschafter erhielten einen spektakulären öffentlichen Empfang und eine offizielle

Anhörung beim König. Diese fand vor Publikum statt. Dabei übergaben die Botschafter dem König neben

Präsenten das offizielle Beglaubigungsschreiben. Was für das Volk ein aufregendes Spektakel

darstellte, erforderte von Charles II. und seinen Gästen ein hohes Maß an diplomatischem Geschick.

Hier kam der Zeremoniemeister ins Spiel, eine Art königlicher PR-Manager. Ein geschickter

Drahtzieher, eigens zuständig für die Organisation ausländischer Staatstreffen. Charles berief

im Laufe seiner Regierungszeit drei Lords in dieses Amt. Diese mussten so einiges an

kuriosen Machtspielchen zu handeln wissen. Sowohl Gastgeber als auch Gäste wollten ihr

öffentliches Ansehen durch einen Besuch bestenfalls steigern, keinesfalls jedoch

gefährden. Die Erhaltung der Ehre und die Gleichbehandlung von Gästen mit ähnlichem

Rang hatte oberste Priorität. So wurden alle Einzelheiten akribisch dokumentiert und Präzedenzfälle

vorheriger Staatsbesuche berücksichtigt. Außerordentliche Botschafter hatten bis zur

offiziellen Audienz Anspruch auf Kost und Logie und wohnten teils sogar in eigens für

diesen Anlass eingerichteten Häusern. So wurde 1660 der Prinz de Ligne, außerordentlicher Botschafter

des Königs von Spanien, in Camden House untergebracht. Die teils horrenden Summen übernahm der König.

Staatsgäste kamen zudem nicht allein, sondern mit großem Gefolge und einer Menge Gepäck. Sie

richteten sich häuslich ein und brachten ihre durchaus speziellen Gewohnheiten mit. Das

konnte eine bestimmte Tischordnung oder persönliches Equipment für die Ausstattung der Schlafgemächer

sein. Trotz minutiöser Planung mussten Charles II. und seine Zeremoniemeister stets mit Kreativität

aufwarten. So beispielsweise beim Besuch Mohammed bin Hadhus, der als Botschafter des Sultans

Moulay Ismail 1681 nach London kam. Anders als bei der offiziellen Begrüßungszeremonie zu Beginn,

war ein Treffen zu zweit enger mit der Frage nach Status und Vorrang verknüpft, was eine

Zusammenkunft verkomplizierte. Als Lösung diente ein neutraler Ort, in diesem Fall die Unterkunft

der königlichen Medresse Louis du Carroal, der Herzogin von Portsmouth. Dort kam es im Januar

1682 zu einer zufälligen Begegnung der beiden Männer ohne Unannehmlichkeiten wegen Vorrangfragen.

Übrigens, wenn die Absprachen für ein zeremonielles Treffen zu keinem Ergebnis führten,

kam es durchaus vor, dass beide Parteien lieber von einer Zusammenkunft absahen, als die eigene

Ehre in Mitleidenschaft zu ziehen. Bei großen Audienzen durften angemessene Geschenke nicht

fehlen, die das Herkunftsland des Botschafters repräsentierten. An Extravaganz waren sie kaum

zu überbieten, sie sollten schließlich den Reichtum und politischen Einfluss beider Seiten

ausdrücken. So schenken die Botschafter Russlands beispielsweise Hermelinfelle und Falken, niederländische

Gesandte übergaben Gemälde, Möbel und Skulpturen, die Venezianer Gondeln und der marokkanische

Botschafter reiste mit zwei goldenen Löwen und 30 Straußen an. So großartig die Geschenke,

Teil einer Videoserie :

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

00:06:57 Min

Aufnahmedatum

2022-04-07

Hochgeladen am

2022-04-07 11:06:03

Sprache

de-DE

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