Hallo, ich bin Tina Hiller und studiere Kunstgeschichte im Bachelor. Nachdem Charles II. sich während des großen Pestausbruchs von 1665 aufs Land geflüchtet und seine Untertanen in der Stadt ihrem Schicksal überlassen hatte, war der verheerende Brand von 1666, der den Großteil der Londoner Innenstadt zerstörte, eine Gelegenheit für ihn, sich seinen Bürgern wieder zu beweisen.
In diesem Beitrag beleuchten wir aus der Sicht eines Londoner Bürgers, welchen Verlauf der Brand nahm, welche Maßnahmen der König ergriff, um der Feuer aus Brunst herzuwerden,
und welche Änderungen vorgenommen wurden, damit sich solche Katastrophen in Zukunft nicht wiederholen.
Als Charles II. im Jahr 1660 den Thron bestieg und das Land von den Puritanern befreite, reagierte die Bevölkerung größtenteils mit Überschwang.
Der König war lebenslustig und verbrachte seine Zeit lieber mit weiblicher Gesellschaft als mit den Geschäften.
Der Hof kam schnell in Verruf und London wurde mit Sodom und Gomorrah verglichen, die von Gott durch Feuer zerstört wurden.
Auch den Pestausbruch von 1665, der etwa 100.000 Leben forderte, sah man als Strafe Gottes an.
Die Prophezeiung schien sich zu erfüllen, als an einem Sonntag, den 2. September 1666, in einer Bäckerei in der Pudding Lane in den frühen Morgenstunden ein Feuer ausbrach.
Samuel Pepys, der Staatssekretär der königlichen Marine war und der über die Ereignisse detailliert Tagebuch führte, wird von einer Dienstmarkt davon unterrichtet,
nimmt die Bedrohung aber nicht ernst, da er sich am östlichen Rand der City und damit ca. einen halben Kilometer von der Pudding Lane entfernt befand, in Sicherheit wehnte.
Er sieht wie Menschen ihr Hab und Gut in den engen Straßen zum Fluss transportieren und eilt zum König, um ihm von seinen Beobachtungen zu berichten.
Der König beordert Pepys zum Lord Mayor, dem Bürgermeister, damit dieser Brandschneisen lege.
Der Lord Mayor ist bei Pepys Eintreffen aber bereits heillos überfordert und verlässt resigniert seinen Posten.
Der Brand breitet sich in rasender Geschwindigkeit aus.
Die dicht an dicht stehenden Holzhäuser mit ihren Strohdächern und die mit inflammbaren Stoffen gefüllten Warenhäuser bieten dem Feuer schier unendlichen Zündstoff.
Pepys beobachtet die Menschen, die sich in den Straßen beinahe tottrampeln, um ihre Habseligkeiten zu retten.
Am Ufer der Themese macht das Feuer zwar Halt, aber der starke Ostwind bläst es in die Innenstadt hinein.
Pepys, der sich das Schauspiel mit seiner Frau von einem Boot aus ansieht, findet die folgenden Worte.
It made me weep to see it, the churches, houses and all on fire and flaming at once,
and the horrid noise the flames made and the cracking of houses at their ruins.
Der Anblick veranlasst Pepys nun auch seinen Hausrat in Sicherheit zu bringen, was er am nächsten Tag auch tut.
Am Dienstag, den 4. September, vergrebt Pepys Papiere, Wein und Käsevorräte im Garten und vermerkt über den Anblick
It was extremely dreadful, for it looks just as if it was at us and the whole heaven on fire.
An diesem Tag fallen das Hauptpostamt, die Getreidevorräte, das Brightwell-Gefängnis und die St. Paul's Cathedral dem Feuer zum Opfer.
Als die Flammen die Pulverlager am Tauer bedrohen, lässt der König die umliegenden Häuser sprengen.
Am Mittwoch, den 5. September, erwacht Pepys mit der Hiops-Botschaft, dass das Feuer seine Straße erreicht habe.
Er bringt seine Frau in Sicherheit und stellt überrascht fest, dass sein Haus bei seiner Rückkehr unversehrt ist,
der Wind nachgelassen hat und die Brandschneisen Wirkung zeigen. Das Feuer begann auszubrennen.
Pepys steigt auf den Glockenturm seiner Gemeindekirche und findet die Stadt in absoluter Zerstörung vor.
Er läuft durch die verbrannten Straßen und aus der Stadt hinaus nach Moorfield, wohin sich die nun obdachlosen Londoner gerettet hatten.
Er wandert in Moorfields und findet, dass sie voll sind und die wöchelten Wälder ihre Gute dort tragen und alle ihre Gute zusammenhalten.
Pepys erwähnt Gerüchte, dass Katholiken, Franzosen und Niederländer für den Brand verantwortlich gemacht werden.
Der Bruder des Königs, der spätere James II., reitet mit Eskorte durch die Straßen und versucht, diese Menschen vor dem wütenden Mob zu retten.
In vier Tagen vernichtete das Feuer ca. 13.000 Häuser, die Börse, das Zollhaus, das Hauptpostamt, Zunfthallen, Läden und Werkstätten und machte etwa 80.000 Menschen obdachlos.
Die Abbildung zeigt den Zustand der City vor und nach dem Brand.
Der König ließ Märkte errichten und ordnete tägliche Brotlieferungen an.
Die Schäden beliefen sich auf ca. 10 Millionen Pfund. Todesfälle wurden wenige gemeldet, die Dunkelziffer lag aber vermutlich höher.
Der Wiederaufbau konzentrierte sich zunächst auf Wirtschaftsgebäude, dann auf Wohnhäuser und am Schluss auf die Kirchen.
Der König erließ 1667 den Act for Rebuilding the City of London.
Straßen wurden breiter und Häuser sollten aus Stein gebaut werden.
Die Brandbekämpfung wurde modernisiert. Ein Rohrsystem versorgte die Hydranten mit Wasser und den Gemeinden wurden mobile Pumpen zur Verfügung gestellt.
Neu waren auch die Versicherungsbüros, die die Bevölkerung nun gegen Brandschäden absichern sollten.
Diese besaßen sogar eigene Feuerwehrmänner.
Durch sein Krisenmanagement konnte sich der König seinen Untertaren gegenüber als fähiger Anführer beweisen, der die paralysierte Stadt sicher aus dieser Gefahr heraus manövrierte.
Presenters
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:06:39 Min
Aufnahmedatum
2022-04-11
Hochgeladen am
2022-04-11 09:56:04
Sprache
de-DE
Screencast aus der Virtuellen Ausstellung "Ein Tag am Hof von Charles II"