7 - Digitalisierung und Herrschaft 2.0: Überlegungen für die Region des Nahen Ostens [ID:8141]
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Dieser Audiobeitrag wird von der Universität Erlangen-Nürnberg präsentiert.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, lieber Herr Wieser, vielen Dank für die netten einführenden

Worte. Es freut mich sehr, dass ich heute Abend Ihnen im Rahmen dieser doch sehr traditionsreichen

Vortragsreihe des Kollegium Alexandrinum einige Forschungsergebnisse präsentieren darf,

von laufenden Forschungsarbeiten auch berichten darf, um besseren Eindruck auch zu bekommen,

was wir am Institut für Politikwissenschaft und am Lehrstuhl für Politik und Gesellschaft des

Nahen Ostens bearbeiten, forschen und in dem Sinne natürlich auch in die Lehre, aber auch in die

breitere Öffentlichkeitsarbeit auch einspeisen. Der heutige Blick, meine sehr verehrten Damen und

Herren, auf diesen, wie ich ihn bezeichnen würde, Metatrend der Digitalisierung aus der Perspektive

meiner Disziplin der Politikwissenschaft kann in dem Sinne nur ein sehr sehr kleiner Ausschnitt sein.

Dieser als Metatrend bezeichnende Prozess der Digitalisierung durchdringt unser komplettes Fach,

inklusive der Publikationskultur, inklusive auch der Fachkultur. Digitalisierung hat auch

heterogene Einflüsse, vielfache Einflüsse auf Fragen des demokratischen Zusammenlebens. Fragen

der Demokratiequalität sind hier von Bedeutung, wenn wir uns einfach mit dem Einfluss, mit der

Bedeutung von Digitalisierung beschäftigen. Denken Sie alleine an Fragen der digitalen

Stimmaufgabe. Denken Sie an veränderte Formen der Beziehung zwischen Abgeordneten und Bürgerinnen

und Bürger. Sie kennen vielleicht die Plattform Abgeordnetenwatch. Denken Sie aber auch an

Parteigründungen, die temporär vielleicht eine Bedeutung bekommen haben, mittlerweile wieder

irgendwie versinken in der Bedeutungslosigkeit. Ich spreche von der Piratenpartei. Denken Sie

aber auch an kommunale Onlinebeteiligungsformen, Stichwort Online Bürgerhaushalte. Das sind alles

Aspekte, meine sehr verehrten Damen und Herren, die mich heute Abend eher weniger interessieren

werden, weil ich mich in meinen Ausführungen heute Abend eher mit den Implikationen von

Digitalisierung beschäftigen möchte, aber ausgehend von meinen eigenen Forschungsschwerpunkten. Und

meine Forschungsfokie sind, wenn Sie so wollen, eher die Abwesenheit von Demokratie. Ich beschäftige

mich mit Fragen nach Systemveränderungen, politischen Transformationsprozessen. Ich

beschäftige mich mit der Frage, warum Autokratien entstehen können, aber sich auch erhalten können,

warum Autokratien eine gewisse Persistenz auch entwickeln können. Und meine mich derzeit am

meisten umtreibende Frage ist vor allem, welche legitimatorischen Grundideen haben Autokratien,

ausgehend von der Grundeinnahme, dass jede politische Herrschaftsform auf diesem Globus

ein Minimum an Herrschaftslegitimation auch braucht. Wir beschäftigen uns am Lehrstuhl mit Fragen,

was sind die Stabilitätsressourcen von Autokratien. Gibt es im Lichte der Tagespolitik, die Sie

tagtäglich auch in den Medien verfolgen können? Gar so etwas wie eine autokratische internationale?

Das sind alles Fragen, mit denen ich mich heute durch die Linse dieses Metatrends der

Digitalisierung beschäftigen möchte. Und so sind die beiden mitgebrachten Bilder, die Sie zu ihrer

Linken und zu ihrer Rechten sehen, schon ein relativ passgenaues Abbild der Richtung, in

welchen ich heute in meinen Ausführungen vorstoßen möchte. Zu ihrer Linken sehen Sie den Emir des

Emirats Dubai, Sheikh Mohammed bin Rajid al-Maktoum, der auf seiner personalisierten Webseite unter

Nutzbarmachung sämtlicher Web 2.0-Plattformen wie Twitter, Facebook, aber auch YouTube auf eine sehr,

sehr progressive Art und Weise versucht, sich selbst zu inszenieren, aber auch neue Formen der

Interaktion zwischen Staat und Gesellschaft hier mit Inhalt zu füllen. Wenn wir das Bild zu ihrer

Rechten ansehen, sehen wir schon, wie unter dem Deckmantel der Terrorismusbekämpfung unter

Umständen auch Digitalisierung eine wirkmächtige Rolle einnimmt. Das wollen wir uns später en

detail ansehen. Zunächst aber würde ich einige Worte darüber verlieren, entlang welcher Punkte,

entlang welcher Gliederungspunkte ich meine Ausführungen in den nächsten ca. 45 Minuten

gliedern möchte. Ich werde in einem ersten Schritt begriffliche und konzeptionelle Grundlagen

darlegen, die aus meiner Sicht elementar sind, um sich mit der Frage des Einflusses von

Digitalisierung auf unterschiedliche Herrschaftsformen, unterschiedliche Herrschaftstypologien

zu beschäftigen. Und so werde ich grob danach fragen, wo ist der Zusammenhang zwischen

Digitalisierung und Demokratie? Kann das Internet, jetzt mal ganz salopp und pauschal gesprochen,

Demokratiequalität verbessern? Sind internetbasierte Medien gar vielleicht Demokratiebringer? Sie

Teil einer Videoserie :

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

00:53:53 Min

Aufnahmedatum

2017-07-06

Hochgeladen am

2017-07-10 08:59:51

Sprache

de-DE

Noch 2011 wurden während des Arabischen Frühlings internetbasierte Medien als Heilsbringer gefeiert. Die Rede war von der „Internet-Revolution“. Der Internet-Pionier Jared Lanier kritisierte diese Debatte gar als einen Zustand der „narzisstischen Ekstase“. Sechs Jahre später zeigt sich einerseits die Begrenztheit der Veränderungskraft von Digitalisierung. Autokraten nutzen Facebook und Co. als Plattform der Selbstinszenierung und verfolgen darüber gleichzeitig politisch Andersdenkende. Andererseits bleibt das Internet ein beschützter Raum für oppositionelle Akteure und für Autokraten ein Stressfaktor. Der Vortrag versucht diese Phänomene aus politikwissenschaftlicher Perspektive anschaulich einzuordnen und zu beleuchten.

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