So, einen schönen guten Nachmittag.
Ja, ein paar Minuten, jetzt bin leider aufgehalten.
Warum finden wir ein paar Minuten später an die Vorlesung?
Und ich möchte noch mal, ich möchte fortfahren und zwar aber auch nochmal dann doch ein Stückchen weiter zurück, als ich beim letzten Mal angekündigt hatte.
Übrigens sind die Videoaufzeichnungen von der letzten Woche jetzt online.
Ich hatte mehrmals Probleme, das Video hochgeladen zu bekommen.
Aber der, das Transkript ist da.
Genau, also ich hatte beim letzten Mal gesagt, ich würde es überspringen, aber dann habe ich gedacht, nee, das ist irgendwie auch ungut,
weil diese drei unterschiedlich strukturierten Grund, perspektiven Bildung, Erziehung und Unterricht ja dann unvollständig sind
und weil es auch nicht besonders viel zu erklären gibt im Vergleich zu den anderen beiden.
Auch kein in dem Sinn historisches Beispiel, weil diese Sozialisationstheorie eben eine der ganz jungen, also im Verhältnis jedenfalls,
Theoriebildungen ist, die so aus den, in den 70er Jahren so anfängt, 60er, 70er Jahren und dann in den, ja da auch schon sich teilweise konsolidiert in Deutschland
besonders hier durch die theoretische Arbeit von Dieter Gäulen, den ich hier auch zitiert habe.
Und ich dachte, ich bringe es jetzt doch nochmal, weil auch diese netzwerkförmigen Anerkennungsbeziehungen, Sozialisation, wenn ich das drin habe,
dann ermöglicht das zum Beispiel auch eine relativ einfache, nicht zu komplizierte, plausible Klausurfrage daraus zu machen.
Wenn ich das jetzt weglasse, dann nehme ich mir die Möglichkeit weg. Insofern werde ich es jetzt noch hinterher schieben.
Also, Sie erinnern sich, dass wir hier eine Ich-nicht-ich, eine wie man immer will, dyadische oder dialektische Beziehung hatten bei der Bildung,
mit Humboldt dargestellt, dass wir, und da wird es heute im Wesentlichen darum gehen, um diese triadische Beziehung, diese Dreiecksbeziehung, Beziehung und Unterricht.
Und bei der Sozialisation haben wir eine Netzwerkbeziehung, bei der es auch ums Lernen gehen kann.
Aber jetzt schauen wir uns das also nochmal als drittes Moment an, das ja insbesondere für die Schule in der Tat eine ganz bedeutende Rolle spielt.
Und zwar eben gerade nicht als Gestaltungsfeld durch die professionell Lehrenden dort, sondern einfach deswegen, weil die Schule ein Sozialisationsraum ist für die Jugendlichen.
Aber wenn man Schule machen möchte, im Sinne von nicht nur Unterricht halten, sondern auch Schule gestalten, ist es natürlich auch wichtig, dass man das zumindest weiß,
dass es das gibt. Und ich meine, Sie sind alle jugendlich gewesen noch von nicht allzu lange Zeit, wenn ich mich hier umschaue, also erinnern sich Sie sich daran.
Diese Erinnerungen marken mit den Jahren und Jahrzehnten verblassen, vor allem aber ändern sich die Jugendkulturen.
Und es ist, wenn man, ich denke jetzt sogar für den Unterricht, aber insbesondere auch für die Gestaltung von Schule schon maßgeblich, dass man am Puls der Jugendkultur auch bleibt,
als Schule, als Organisation, die Pädagogik gestalten möchte. Und jetzt schauen wir uns nochmal an, wie das funktioniert, auch dann nochmal als Gegensatz zur Bildung und zur Erziehung strukturell.
Also hier gibt es eine handliche Definition von Dieter Gäuen aus dem Jahr 2002 und schauen wir mal, was Sozialisation also ist.
Sozialisation, schreibt er, wird nunmehr verstanden als die Gesamtheit der Prozesse der Persönlichkeitsgenese, die der Interaktion des Menschen mit seiner je spezifischen materiellen, kulturellen und sozialen Umwelt zugeschrieben werden müssen.
Ich hake nach gewohnter Manier an der Stelle erst einmal ein. Sozialisation wird also verstanden als die Gesamtheit der Prozesse der Persönlichkeitsgenese, die der Interaktion des Menschen zugeschrieben werden müssen.
Und hier merken Sie schon, eine Abgrenzungsfrage gehört dann irgendwie die Erziehung auch zur Sozialisation dazu in gewisser Hinsicht. Und das ist ein ganz alter Streit zwischen Soziologie und Pädagogik.
Schon Emil Dürkheim, der Soziologe, war der Ansicht, dass Erziehung ein Unterfeld, ein Spezialfeld von Sozialisation ist, die Gesellschaft als solche sozialisiert und setzt sich auch dadurch im Wesentlichen, setzt ihre Formen sozusagen, führt sie in die Zukunft hinein über die jüngeren Generationen und ein Teil davon sei organisiert.
Und die Erziehungstheorie, die Sie auch heute kennenlernen werden, würde dem aber widersprechen und würde sagen, nein, die Erziehung ist eine vollkommen eigene Struktur. Und das werden wir am Ende der Sitzung mit Sünkel auch etwas klarer verstehen können.
Aber der Punkt jedenfalls, wenn wir jetzt hier weiterlesen, abgesehen von diesem Abgrenzungsstreit, können wir ja zur Kenntnis nehmen, dass es zwar theoretische Gründe gibt, das sauber zu trennen, aber in der Praxis jedenfalls Erziehungs- und Sozialisationsräume sich sehr häufig ineinander schieben.
Und auch durchaus beides gleichzeitig stattfinden kann, auch Unterricht, Erziehung und Sozialisation können gleichzeitig stattfinden. Wenn Sie ein Thema erläutern, dann aber irgendwie zur Ruhe ermahnen müssen, weil Jugendliche gerade ein Computer-Game in der hinteren Reihe ihres Klassenraums spielen, dann haben Sie alle drei Schichten miteinander verwogen.
Also das ist durchaus nicht unwahrscheinlich. Lesen wir mal weiter.
Das ist der Anspruch des Sozialisationsbegriffs.
Das heißt, die Frage ist, was liegt eigentlich außerhalb und hier haben wir diesen Begriff der Intention des intentional handelnden Erziehens. Also es wäre natürlich ein Selbstmissverständnis und man kann aber nicht sagen, dass das wirklich sehr selten war in der Vergangenheit oder bis in die 60er-, 70er-Jahre, nein.
Dass die Idee ist, dass wesentlich das Handeln des Erziehenden die ganze Situation strukturiert, es eigentlich alles Unterricht ist, außer wenn es Erziehung sein will und ansonsten irgendwelche Störfaktoren auftreten.
Also das Äußere sozusagen immer irgendwie ein Problem ist, das pädagogisch gemassregelt oder eben geregelt werden muss. Heutzutage würde man eben zum Beispiel der Schulhof, würde man eben sagen, ja nein.
Das sind eben Sozialisationsräume und als diese müssen wir die verstehen. Da finden auch Peer-Education-Prozesse statt. Dieser Begriff kann mal enger mal weiterverwendet werden.
Aber jedenfalls Prozesse, die auch nicht unbedingt intentional sein müssen, die innerhalb dieser Netzwerke der Jugendkultur bestimmte Themen, bestimmte Haltungen, Einstellungen, Werte, ganz wesentlich Ästhetische fließen lassen von einem zum anderen.
Und dann eben auch bestimmte Sichtbarkeiten erzeugen können, wie beispielsweise Szenezugehörigkeiten, die ja häufig über ästhetische Codes sich äußern, aber natürlich auch mit Lebensprogrammatiken oder jungen Lebensentwürfen verbunden sind.
Also dieses Feld ist das Feld der Sozialisation plus aber eben nicht nur die Peer-Education, sondern wesentlich die intergenerationalen Verhältnisse, die ja durchaus nicht alle Erziehungen sind.
Wirft natürlich die Frage auf, wo hört Erziehung auf? Generational betrachtet, wann wird man nicht mehr erzogen? Also mit dem Eintritt in die Mündigkeit, ist das zum Beispiel kritisch, ob man dann noch erzogen werden soll oder will?
Aber auch logisch, strukturell vom Begriff her, wo ist eigentlich das, was geschieht in einem Kontext noch Erziehung und wo ist es schon nicht mehr Erziehung?
Und hier haben wir den Begriff der Intention. Das ist ein Problem, dass der Erziehungsbegriff schwer definierbar ist tatsächlich, weil die Frage ist, Erziehung findet ja auch oder der Problemanlass, die Beobachtung ist,
dass Erziehung ja durchaus auch stattfinden kann, wenn das beispielsweise Eltern gerade nicht intendieren. Die kann ja beiläufig geschehen.
Also ein Kind stört oder nervt in irgendeinem Zusammenhang. Wir kommen gleich mit Sünkel auf so ein Beispiel, wo da so eine Störung passiert eines Prozesses.
Und Eltern sind jetzt vielleicht gerade gar nicht in der Lage oder willens, dem jetzt besonders viel Aufmerksamkeit zu widmen, sondern meckern gerade mal oder sie machen gerade was furchtbar zeitkritisches, um das jetzt mal positiv zu machen.
Also sagen wir mal, der Herz steht in Flammen, aber das Kind möchte spielen oder sowas in der Art, dann wird man sagen, ne, jetzt lass mich aber mal in Ruhe, was aber auch einen moralisch-erzieherischen Impuls in sich hat,
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
01:29:00 Min
Aufnahmedatum
2024-06-11
Hochgeladen am
2024-06-16 19:26:03
Sprache
de-DE
Fortsetzung "Sozialisation"
formal vs. non-formal vs. informell
Triadische Struktur von Erziehung am Beispiel der Erziehungstheorie Wolfgang Sünkels