Die gesundheitliche Gefährdungen, die von der Umwelt her rühren, scheinen ja
eines gemeinsam zu haben, dass sie nämlich nur sehr kurzzeitig in unserem
Gedächtnis haften bleiben. Die dioxin belasteten Hühnereier wurden
abgelöst vom Rinderwahnsinn, der Rinderwahnsinn wurde abgelöst von PCB-Belastungen
in öffentlichen Gebäuden, dann kam kurz der Nitrophin-Skandal und heute lesen wir
ständig nur über Acrylamid in unserer Nahrung. Mein Vortrag zur PCB-Belastung
in öffentlichen Gebäuden besitzt daher bereits heute weniger Aktualität als
noch vor vier Monaten, als wir das Thema für den heutigen Abend ausgewählt haben.
Dennoch glaube ich, dürften sich viele an den vermeintlichen PCB-Skandal
erinnern, zumindest jedoch die Eltern und die Lehrer, die in dieser
Kinder- und die Lehrer, die in dieser Schule arbeiten mussten.
Wir waren alle schockiert im Sommer 2002, als wir in der Zeitung gelesen haben,
PCB-Skandal, wie das zweite Kind vergiftet. Über Wochen hinweg wurde über
die PCB-Belastung in dieser kontaminierten Schule berichtet und über
die vermeintlichen Folgen dieser PCB-Belastung. Zu selten oder gar nicht
wurde allerdings die Frage gestellt, ob denn nur Schüler und Lehrer aus dieser
Schule PCB-belastet sind oder ob zumindest eine höhere PCB-Belastung bei
diesen Menschen vorliegt als in der allgemeinen Bevölkerung.
Ich möchte nun meinen Vortrag in folgende Fragen untergliedern.
Zunächst die Frage, was sind PCB? Dann woher kommen PCB? Wie sind sie in unsere
Umwelt verteilt? Welche biologische Wirkungen haben PCB? Und dann sollte es
möglich sein, die wichtigste Frage zu beantworten oder zumindest den Versuch
zu wagen zu verantworten, welches Risiko resultiert aus der
Raumluftbelastung mit PCB? Zur ersten Frage, was sind PCB?
PCB stehen für polychlorierte Bifenüle. Polychlorierte Bifenüle bestehen aus
zwei Benzolringen, die mit 1 bis 10 Chloratomen substituiert sein können.
Um lange chemische Namen zu vermeiden, hat man die Verbindungen durchnummeriert
die nach Zahl und Stellung der Chloratome von PCB 1 bis PCB 209.
Beim PCB 209 sind somit alle Positionen mit jeweils einem Chloratom besetzt.
Die einzelnen Kongenäre, so bezeichnet man die unterschiedlichen Verbindungen,
unterscheiden sich hinsichtlich ihrer physiochemischen Eigenschaften und
ihrer Toxizität, also ihrer Giftigkeit. Der Mensch ist aber stets einen Gemisch
von polychlorierten Bifenülen gegenüber exponiert und nicht gegenüber
Einzelverbindungen. PCB sind als technische Produkte farblose Flüssigkeiten.
Sie sind billig in der Herstellung, nicht brennbar, nicht erflammbar.
Sie sind hitzebeständig, chemisch stabil gegen seuren Basen und gegen
Oxidation. Sie bilden keine Kristalle, leiten nicht den elektrischen Strom,
sind wenig flüchtig, wenig wasserlöslich und zeigen im Tierversuch
eine geringe akute Toxizität. All das hat polychlorierte Bifenüle über viele
Jahrzehnte hinweg zu beliebten Werkstoffen gemacht.
Wie bei vielen Innovationen erkannte man die nachteiligen Eigenschaften erst
viel, viel später. Zu nennen sind hier zunächst mal die Persistenz und die
Verbreitung in der Umwelt und die Kumulation in Nahrungsketten.
Polychlorierte Bifenüle wurden daher von der Weltgesundheitsorganisation zum
sogenannten dreckigen Dutzend der POPs gezählt. POPs sind persistent
organic pollutions, also Substanzen die langlebig unsere Umwelt verschmutzen.
PCB besitzen wohl auch eine höhere Toxizität als ursprünglich angenommen
und sind äußerst problematisch in der Abfallbeseitigung. Sicher nur ein
verschwindend kleiner Teil der Produktion wurde eingesetzt als
Weichmacher für Kunststoffe. Gerade diese Verwendung bereitet uns aber zur Zeit
Presenters
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:29:27 Min
Aufnahmedatum
2003-01-09
Hochgeladen am
2018-06-28 12:48:49
Sprache
de-DE