87 - Medcast - Hämatologie - Anämien 2 [ID:8526]
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Hier im zweiten Teil geht es weiter mit Thalassemi und Glucose-6-Phosphat-Dehydrogenasemangel.

Thalassemi wird durch Gendefekte auf Chromosom 11, bei Beta-Thalassemi, oder Chromosom 16,

bei Alpha-Thalassemi ausgelöst. Diese Defekte führen zu einer verminderter Glubinkettenbildung.

Die verschiedenen Thalassemi-Varianten werden nach den Glubinen benannt, die in nicht ausreichender Menge gebildet werden.

Alpha- und Beta-Thalassemin. Da die Beta-Thalassemi viel häufiger ist, beschäftigen wir uns nur mit der Beta-Form.

Die meisten Mutationen werden autosomal-rezessiv vererbt. Thalassemi ist übrigens griechisch und bedeutet Mittelmeeranemie.

Im Mittelmeerraum sowie in Nordafrika und im Nahen Osten bietet die heterozygote Thalassemi einen Selektionsvorteil,

weil sie eine partielle Resistenz gegenüber der Malaria verleiht.

Beginnen wir mit der heterozygoten Form, die zur Thalassemia minor führt.

Die heterozygoten Mutationsträger zeigen zumeist keine klinischen Symptome, da sich der Defekt gegenüber dem gesunden Allel rezessiv verhält.

Eventuell findet sich bei heterozygoten Mutationsträgern eine leicht vergrößerte Milz.

Diese Form der Thalassemi bedarf somit auch keiner Therapie und hat im Prinzip vor allem einen Vorteil durch geringere Anfälligkeit gegenüber der Malaria.

Bei der homozygoten Form, der Thalassemia major, werden die Beta-Globinketten gar nicht gebildet, wodurch kein normales HbA1 produziert werden kann.

Der starke Überschuss von Gamma- und Delta-Globinen führt zu defekten, instabilen Erithozyten, die bereits im Knochenmark wieder zugrunde gehen.

Die Patienten mit Thalassemia major haben bereits wenige Monate nach der Geburt eine stark vergrößerte Leber und Milz.

Später leiden sie an Wachstumsstörungen, schweren Schäden innerer Orkane und an Knochenfehlbildungen.

Wichtigstes Symptom der Thalassemia major ist eine schwere Anämie.

Typischerweise erhalten die Patienten alle zwei bis sechs Wochen Bluttransfusionen, um den Hemoglobinmangel auszugleichen.

Das Knochenmark versucht, den Mangel an funktionierendem Hemoglobin durch eine Überproduktion zu kompensieren.

Dadurch entstehen kompensatorische Hypatrophien, die typischerweise in den Mangelknochen und Schädeldeckenknochen besonders ausgeprägt sind.

Als chronologisches Zeichen der Hypatrophie bei Thalassemia major kann es zum sogenannten Bürstenschädel kommen.

Die Milz filtert die fehlerhaften Erithozyten verstärkt aus dem Blut und baut sie ab.

Der verstärkte Erieabbau ist eine starke Beanspruchung der Milz.

Es kommt zur Splenomegalie.

Neben der lebenslangen Transfusionsabhängigkeit ist die Entstehung der überwiegend therapiebedingten Eisenüberladung

das folgenschwerste Problem aller Patienten mit homozygoter Thalassemi.

Durch die Eisenüberladung kann es zum Beispiel zur Leberzirrhose, Herzinsuffizienz und Diabetes mellitus kommen.

Die Symptome und Komplikationen der Eisenüberladung entsprechen also der Hämochromatose.

Vorbeugend gibt man Komplexbildner wie Deferoxamin, um Eisen zu entfernen.

Im Labor fallen als Charakteristikum übrigens sogenannte Targetzellen auf, also Eris mit einer zentralen Ansammlung von Hämoglobin,

was zu einem schießscheibenartigen Aussehen führt.

Bei der Thalassemia major eignet sich die Stammzelltransplantation als curative Therapie.

Kommen wir nun mit dem Glucose-6-Phosphat-Dehydrogenasemangel zum letzten Krankheitsbild.

Die Erkrankung wird auch Phawismus genannt und wird X-Chromosomal vererbt.

Wie auch die Sichelzellanämie und die Thalassemi ist auch der Phawismus oder auch Glucose-6-Phosphat-Dehydrogenasemangel

protektiv gegenüber Malaria.

Der Schutz von Phawismus vor Malaria führt zu einer starken Verbreitung der Erkrankung in Malariagebieten.

Weltweit sind insgesamt 400 Millionen Menschen betroffen.

Glucose-6-Phosphat-Dehydrogenase ist ein Enzym des Pentosephosphatweges,

das unter Glucose- und NADP-Plus-Verbrauch NADPHH-Plus herstellt.

NADPHH-Plus wird zur Regeneration des anti-oxidativen Glutations verbraucht.

Mangelnde Glutathionregeneration erklärt, warum dieser Enzymangel anfällig gegenüber oxidativen Stress macht.

Erythrozyten sind besonders empfindlich und reagieren schnell mit Hämolyse.

Daher gilt es für die Patienten mit Phawismus, oxidativen Stress strikt zu meiden, um hemolytische Krisen zu verhindern.

Solche hemolytischen Krisen werden zum Beispiel durch A.S.S., Sulfonamide, Chloroquin und Vitamin K. ausgelöst.

Hinzu kommen riskante Lebensmittel wie Bohnen, Erbsen und Johannesbeeren.

Weitere Auslöser für hemolytische Krisen bei Phawismus können virale und bakterielle Infektionen, psychischer Stress und eine metabolische Acidosis sein.

Meidet man all diese Auslöser, ist ein ganz normales Leben mit einer normalen Lebenserwartung möglich, trotz Phawismus.

Im Falle eines hemolytischen Schubs kann es zur Entwicklung einer hochakuten Hämolyse kommen.

Bei so einer hochakuten Hämolyse können Fieber, Schüttelfrost, Rücken- und Bauchschmerzen, Schwäche und sogar Schock auftreten.

Teil einer Videoserie :

Presenters

C J C J

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

00:06:57 Min

Aufnahmedatum

2017-11-23

Hochgeladen am

2017-11-23 10:38:35

Sprache

de-DE

Die folgenden zwei Podcasts behandeln die vier wichtigsten erblichen Anämien: Kugelzellanämie, Sichelzellanämie, Thalassämie und Glucose-6-Phosphat-Dehydrogenase-Mangel.

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