1 - Was macht eigentlich ein pharmazeutischer Biologe? [ID: 46100]
32 von 32 angezeigt

Antibiotika sind für die Menschheit überlebenswichtig, leider wirken diese immer weniger. Mein Ziel ist es daher,

alternative Therapien im Kampf gegen bakterielle Resistenzen zu entwickeln.

Also das Problem bei der Resistenzentwicklung der Bakterien sind unterschiedliche Faktoren. Zum einen,

das ist ja auch in der Öffentlichkeit bekannt, werden Antibiotika zum Beispiel in der Tiermast

eingesetzt. Es gibt Schwierigkeiten in der Anwendung in Krankenhäusern beispielsweise,

dass die Sachen nicht lange genug verwendet werden oder auch verschrieben werden, wenn die

Patienten gar keine bakterielle Infektion haben. Und das Problem ist auch, dass es keine neuen

Wirkstoffe gibt. Also der letzte Wirkstoff, der entwickelt wurde, das war in den 90er Jahren.

Und die Bakterien entwickeln einfach natürlicherweise eine Resistenz. Also gegen jeden neuen Wirkstoff,

es ist nicht die Frage, ob es eine Resistenz gibt, sondern wann. Und es ist eben so ein bisschen

der Wettlauf gegen die Keime, dass man versucht, immer einen Schritt voraus zu sein. Also im Labor

selbst beschäftigen wir uns mit sogenannten Visikeln, extrazelluläre Visikeln nennen die sich.

Das sind im Grunde kleine Nanopartikel, die sind so groß wie ein Tausendstel eines Stecknadelkopfes.

Und was die Zellen machen, ist, die nutzen diese Visikel als Briefumschläge, um eine bestimmte

Information zu einer anderen Zelle zu transportieren. Und wir versuchen diesen

Prozess zu verstehen, diesen Transportprozess zu verstehen. Und wir wollen aber auch in die

Briefumschläge unsere eigene Information reinpacken, in der Hoffnung, dass dann diese Visikel,

diese Information zu den anderen Zellen transportiert. Und wir eben so bakterielle

Infektionen besser bekämpfen können. Also wenn ich meine Ergebnisse in Vorträgen vorstelle,

dann werde ich sehr häufig gefragt, warum arbeiten sie überhaupt mit diesen Visikeln? Das ist doch

sehr kompliziert, langwieriger Prozess überhaupt, die mal in der Hand zu halten. Das Ganze funktioniert

auch mit synthetischen Partikeln beispielsweise. Und man freut sich dann umso mehr, wenn es einem

gelingt wirklich zu zeigen, okay, dieses System, was ich habe, das ist besser als ein nicht

natürliches System, das hat Vorteile. Und eben dann auf diese Weise sozusagen einen Beitrag

leisten zu können. Also auch ein Grund, warum ich an der Universität bin, ist, weil man einen engen

Kontakt zu den Studenten hat, eben in den Vorlesungen vor allem. Was mich sehr fasziniert an dem Studium

der Pharmazie ist, dass es eine große Bandbreite mit sich bringt. Man lernt also von Chemie über

Biologie bis hin zu technologischen Aspekten, biotechnologischen Aspekten sehr, sehr viel. Und

man kann mit diesem Wissen auch an vielen Stellen später arbeiten. Also mein größter Wunsch wäre,

dass wir in zehn oder 15 Jahren es schaffen, eine individuelle Therapie für Resistenzen,

für bakterielle Resistenzen zu entwickeln und eben Patienten, die von solchen schweren Infektionen

betroffen sind, wirklich zu helfen.

Teil einer Playlist:

Presenters

Prof. Dr. Gregor Fuhrmann Prof. Dr. Gregor Fuhrmann

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

00:03:39 Min

Aufnahmedatum

2022-12-12

Hochgeladen am

2022-12-13 10:36:04

Sprache

de-DE

Beschreibung

In „Was macht denn eigentlich…“ stellen wir euch die verschiedenen Wissenschaftler am Department Biologie vor.
Die Professor*innen geben euch einen Einblick in ihre Forschungsprojekte und Labore und erklären, was den Reiz an der Wissenschaft ausmacht.

Immer häufiger sind Bakterien gegenüber den gängigen Antibiotika resistent und die Antibiotika wirken nicht mehr. Die Folgen sind fatal: gut behandelbare Infektionen können dann wieder lebensbedrohlich sein.
Daher hat es sich Prof. Fuhrmann zur Aufgabe gemacht, alternative Wirkmechanismen im Kampf gegen bakterielle Erreger zu finden. Dabei liegt der Fokus auf der Charakterisierung extrazellulärer Vesikel (EVs), die wichtige Schlüsselvermittler bei der Interaktion zwischen Bakterien und Wirtszellen sind.
Die Idee ist, sich in der Natur vorhandene Mechanismen zunutze zu machen, um eine selektive Verabreichung von Therapeutika zu ermöglichen.

Mehr Infos unter: http://www.pharmbio.nat.uni-erlangen.de und http://www.fuhrmann-lab.de
Infos rund um die Studiengänge: Biologie und Zell- und Molekularbiologie und ILS: https://www.biologie.nat.fau.de/studi... https://www.biologie.nat.fau.de/studi... https://meinstudium.fau.de/