12 - Krankenpflege zw. konfessioneller Bindung und professionellem Anspruch [ID:6123]
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Sehr geehrte Damen und Herren, die Entwicklung der Krankenpflege von religiös geprägten

Dienst am nächsten zur anerkannten Berufstätigkeit allerdings lange Zeit überwiegend vor Frauen

folgte übergeordneten gesellschaftlichen, politischen und rechtlichen Vorgaben.

Heute arbeitet etwa jede neunte Beschäftigte im Gesundheitswesen und innerhalb dieses Zweiges

stellen die Pflegende die größte Berufsgruppe dar.

Dabei hat sich das Selbstverständnis der Pflege in den letzten Jahrzehnten deutlich

gewandelt.

Wie kaum eine andere Berufsgruppe hat die Pflege einen enormen Professionalisierungs- und

Akademisierungsschub erfahren.

Auf Hochschulebene wurden Pflegewissenschaft und Pflegeforschung an vielen medizinischen

Fakultäten und Universitätskliniken verankert und seit 1992 fördert die Robert-Bosch-Stiftung

in Stuttgart Habilitations- und Promotionsvorhaben zur Geschichte der Pflege unter dem Stichwort

Pflege braucht Eliten.

Zur politischen Durchsetzung von pflegeberuflich relevanten Zielen auf Landes- und Bundesebene

wurde 1998 der Deutsche Pflegerat als Bundesarbeitsgemeinschaft zahlreicher Pflegeorganisation gegründet.

Zur Professionalisierung gehört aber auch die Aufarbeitung und Darstellung der Geschichte

der Pflege, der eigenen Disziplin angesiedelt an der Schnittstelle von Medizin und Gesellschaft.

In den letzten Jahren erschienen Einführungen und Überblicksdarstellungen, die sich alle

gegen die vermeintliche Geschichtslosigkeit der Pflege wendeten.

Und in einem 2003 bereits in siebemte Auflage erschienen Standardwerk Pflege des kranken

Menschen von Eduard Seidler und Karl-Heinz Leven herausgegeben, plädierten die Autoren

dafür, für die Pflegegeschichte die ausschließlich standesgeschichtliche Perspektive aufzubrechen

und Pflege und ärztliches Handeln nicht länger als streng voneinander getrennte Elemente

aufzufassen.

Krankenhausgeschichte ohne Pflegegeschichte ist Stückwerk, so die führende Pflegehistorikerin

Silvelin Hähner-Rombach.

Bis in das 20.

Jahrhundert hinein wurde die Krankenpflege in Deutschland und in Erlangen von Angehörigen

ganz unterschiedlicher konfessioneller und nicht-konfessioneller Gruppierungen geleistet.

In meinem Vortrag möchte ich mich zunächst auf die konfessionell gebundene Pflege, wie

sie durch die Diakonissen-Mutterhäuser Augsburg und Neuen-Dettelsau geleistet wurden, konzentrieren.

Danach werde ich die politisch durchgesetzte Ablösung der Schwestern durch die sogenannten

braunen Schwestern der NSV im Zeitalter oder zur Zeit des Nationalsozialismus schildern.

Schließlich soll die Institutionalisierung der Krankenpflegeausbildung in den 20.

Jahrhundert und mit der Gründung der zweiten Schule in den 50er Jahren noch kurz skizziert

werden.

Und zum Abschluss sollen gegenwärtige Entwicklungen und aktuelle Diskussionen in der Pflege skizziert

werden.

Und wenn Ihnen hierbei in dem aktuellen Teil der eine oder andere Aspekt, den ich ansprechen

werde, eventuell aus dem historisch vorhergesagten bekannt vorkommt, ist es wahrscheinlich kein

Zufall.

Noch ganz kurz vorweg zur Quellenlage, während die Pflege durch die Kongregation der barmherzigen

Schwestern, ebenfalls eine konfessionelle Gruppierung in den klinischen Einrichtungen

der Ludwig-Maximiljams-Universität im Rahmen einer Dissertation sehr ausführlich aufbereitet

wurde, ist das Wirken der Erlanger Pflegenden bislang wenig thematisiert worden.

Die folgenden Ausführungen zur Pflege durch die evangelischen Diakonissenanstalten Neuen

Dettelsau und Augsburg basieren daher auch überwiegend auf archivalische Quellen, die

im Rahmen des Jubiläumsbandes erhoben worden sind.

Auf die Geschichte des 1854 durch den bayerischen Pfarrer Wilhelm Löö gegründeten Mutterhauses

kann hier leider nicht näher eingegangen werden.

Presenters

Dr. Susanne Ude-Koeller Dr. Susanne Ude-Koeller

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

00:43:54 Min

Aufnahmedatum

2016-03-21

Hochgeladen am

2016-03-29 13:05:15

Sprache

de-DE

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