Meine Damen, meine Herren, ich habe es jetzt natürlich ein bisschen schwer, vor allem deshalb,
weil ich ja etwas zu spät gekommen bin und die ersten Vorträge nicht gehört habe. Also ich laufe
jetzt etwas Gefahr, ein bisschen was in meinen Erinnerungen an Herrn Händler zu duplizieren,
zu dem was vorher schon mal gesagt worden ist. Warum habe ich hier das Wolfgang Händler Hochhaus
stehen? Ich möchte beginnen mit ein paar historischen Bemerkungen zu Herrn Händler und ich habe
natürlich in der Vorbereitung des Artikels hier auch einfach mal ein bisschen gegoogelt und als
allererstes bin ich auf das WHH gestoßen. Ich wusste es nicht, aber ich finde es eine ganz tolle Idee
der FAU, dass man dieses Hochhaus hier nach Herrn Händler benannt hat. Als ich 1976 hier als
Mitarbeiter nach Erlangen gekommen bin, da sind wir noch im Vordergrund zu sehenden flachen Gebäude
gesessen und wir sind dann erst im Jahr danach in dieses Hochhaus mit eingezogen und Herr Händler
hat sich wirklich um dieses Hochhaus gekümmert, darum, dass es gekommen ist und von daher denke
ich ist es nur zu Recht, dass es nach ihm benannt ist. Was macht mein persönlicher Zugang zu Herrn
Händler? Ich bin zu Herrn Händler über seinen Schüler Alfred Schmidt gekommen, der damals
zusammen mit Herrn Wolf, der heute ja auch anwesend ist, den RGU, Rechnergestützten Unterricht
praktiziert hatte. Herr Schmidt hatte dann einen Ruf an die Universität Karlsruhe, wo ich damals
studiert habe und ich habe bei ihm dann meine Diplomarbeit gemacht und später auch promoviert
und Herr Schmidt hat mich erstmals zu dem NATO Advanced Study on Man-Machine Interface, man sieht
daran die vielfältigen Arbeitsgebiete, auf denen Herr Händler tätig war, eingeladen. Das war höchst
interessant, da waren so interessante Leute wie Weizenbaum, Bitzer, Parnas und viele andere da
und vielleicht auch mal wieder eine Anekdote. Also damals waren auch die kulturellen Unterschiede
zwischen USA und Deutschland noch wesentlich größer. In Deutschland kannte man Jogging noch
nicht. Herr Bitzer ist aber morgens vom Hotel aus in kurzer Hose gestartet und wurde sofort
wegen Umtriebe von der Polizei hier festgenommen und Herr Händler musste Herrn Bitzer dann erst
wieder auslösen. Das hat man also hier in Erlangen noch nicht so gesehen. Also ich möchte noch ein
bisschen was zum Wirken von Herrn Händler in der Informatik, speziell in der Rechnerarchitektur
sagen und dann hatte ich ja versprochen, dass ich speziell etwas über seine Idee zur Klassifikation
sage und ich denke, das passt ganz besonders zu Herrn Händler, weil Herr Händler eben ein, ja ich
würde mal sagen ein genialer Struktursucher war. Also er war ganz sicher ein genialer Rechnerarchitekt
und seine Gedanken waren eigentlich immer orientiert in der Suche nach abstrakten Strukturen,
die einem das globale Arbeiten vereinfachen. Also er hat sich deshalb auch sehr viel mit der
Geschichte befasst und hat zum Beispiel die römischen Bücher von Vitruv gelesen, zu den
Vitruvs Architekturprinzipien und hat festgestellt, diese Architekturprinzipien wie Einfachkeit,
Allanwendbarkeit und so weiter, die lassen sich wunderbar auch als Architekturprinzipien für die
Rechnerarchitektur anwenden und ganz ähnlich hat er sich ja auch für die Geschichte der
mathematischen Instrumente interessiert und war zum Beispiel begeistert von dem Räderwerk von Antikythera
und hat sich da also besonders auch immer interessiert für Fragestellungen, die man jetzt
auf moderne Fragestellungen übertragen kann und so hat er als Rechnerarchitekt dann eben immer
Prinzipien entwickelt und dazu ist eben ja von Herrn Folkert schon beschrieben eben auch die
Elementarpyramide von Ekpar zu sehen oder eben das Baukastenprinzip von Dirmu, was Herr Mehle
vorgetragen hat und angewendet jetzt auf ja moderne Rechnerarchitekturfragen hat Herr Händler
eben eigentlich durchaus im Einklang mit dem alten Vitruv gesagt, naja Parallelrechner sind deshalb
vernünftig, weil sie die höhere Leistung durch Vervielfachung einfacher Strukturen statt durch
die Komplexität, damals waren ja als Alternativen eben die ganz komplexen Maschinen wie die
Crayvectorrechner und so weiter zu sehen. Dort hat er eben die Vereinfachung als das wesentliche
Prinzip gesehen und das ist das, was eigentlich auch geblieben ist. Also insofern kann ich direkt
jetzt anschließen an das, was Herr Folkert gerade gesagt hat, diese Grundidee, die ist geblieben und
man kann sicher mit Fug und Recht sagen, diese Ideen, die haben eben ja 40 Jahre oder 50 Jahre
im Voraus eigentlich schon das praktiziert oder vorgedacht, was man heute eben in den Multicore-
architekturen hat, wenn man auch damals vielleicht noch nicht so speziell an die Energieeffizienz als
Treibkraft gedacht hat, aber diese Leistungssteigerung durch Vervielfachung einfacherer Strukturen,
Presenters
Prof. Dr. Arndt Bode
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:26:50 Min
Aufnahmedatum
2013-04-11
Hochgeladen am
2014-04-27 00:58:09
Sprache
de-DE