Auf die Plätze! Science!
Hi Erlangen, kennt ihr das Bild? Das finde ich total geil.
Das hat eine unglaubliche Ausstrahlung, aber heute möchte ich nicht Bilder mit euch diskutieren, sondern eigentlich eher dieses Produkt, das der Mensch so enthusiastisch anpreist.
Ein bisschen größer sieht es dann so aus, also das Gesicht von ihm solltet ihr schon erkennen, damit ihr auch wisst wie er heißt, hat er da seinen Namen hingeschrieben, heißt Zheng Geng Bao.
Lustig ist, hier steht so viel wie, ist ein guter Mann, bescheiden ist er auf jeden Fall schon mal.
Und was der gute bescheidene Mann verkauft, das steht da unten nämlich, frische Luft, das ist super interessant, das Verkaufskonzept, weil, wenn man der Nachrichtenagentur Reuters glauben darf,
hat er Anfang 2013 8 Millionen von diesen Teilen, so umgerechnet 80 Cent pro Dose verkauft. Jetzt wisst ihr auch warum der gute Mann einer der reichsten Männer der Welt ist.
Dieses Geschäftsmodell, also das war auch super wichtig, weil zu dem Zeitpunkt ist eine von zwei großen Smogwellen über China rübergerauscht.
So, dieses Geschäftsmodell ist so gut, dass es bis nach Europa rübergekommen ist, und schaut mal hier.
Jetzt kostet die Dose nicht mehr 80 Cent, sondern 8 Euro. Ok, jetzt ein bisschen mehr Wissenschaft. Also ihr habt schon gemerkt, ich interessiere mich für Luft,
genau genommen interessiere ich mich für Ariosole, und wenn man bei Wikipedia guckt oder Literaturrecherche bei Google macht, findet man, das sind kleine Schwebeteile fest oder flüssig in einem Gas, in der Regel in Luft.
Von so einem Ariosole interessiert mich auch nicht alles, sondern ich bin am PM2.5 interessiert, das ist eine Größenbezeichnung, und ihr kennt das alles als Feinstaub.
Hier seht ihr ein menschliches Haar, und so ein PM2.5 ist etwa ein 25. von eurem durchschnittlichen Haar.
Und nur weil es klein ist, heißt es nicht, dass die Teile nicht unglaublich gemein sind und nur spielen wollen.
Das seht ihr nämlich hier, das ist eine Studie, die momentan die europäische Luftreinhaltungsgesetzgebung maßgeblich beeinflusst.
Man sieht den Verlust an potenzieller Lebenszeit nur dadurch, dass man diese Teile einfach einatmet.
Und ihr solltet zwei Sachen sehen. Erstens, im Ruhrgebiet Urlaub machen ist nicht so geil.
Zweitens, Deutschland ist mit 12 Monaten, also einem Jahr Lebenszeitverlust, eines der am meist belasteten Gebiete in Europa.
Was wir jetzt machen wollten, wir wollten wissen, okay, die Teile sind klein, was ist da überhaupt drin, was ist dafür zuständig, dass der Körper so reagiert.
Und wie machen wir das? Man nimmt also eine Lunge, macht die winzig klein, also eine Lungenzelle, produziert so ein Ariosole, gibt es der Lunge zu fressen und die macht dann Dinge damit.
Hier in die Zelle und das, was die Zelle damit macht, gucken in meinem Team die Biologen und die Toxikologen drauf.
Und hier vorne, wo es darum geht, was frisst die Zelle eigentlich, da sitze ich.
Und da sitze ich mit einem Gerät, das schaut dann so aus. Das ist ein multidimensionaler Gaskromatograph, die koppelt an Flugzeiten, Massen-Spektrometer, das ist voll geil.
Was ihr hier seht, das sind solche Feinstaubproben und ihr seht, die sind alle schwarz.
Und von denen nehme ich jetzt ein winziges Stück, stopfe das in die Maschine rein und hier im vorderen Bereich, da habe ich ein Trennsystem, das sorgt dafür, dass dieser Feinstaub molekular aufgetrennt wird.
Und dann da hinten, da sitzt nur eine riesige Elektronenkanone, die ballert auf die Moleküle drauf und dann habe ich hinten dran noch eine Waage und dann kriege ich sowas.
Hier sehen wir jetzt 4873 weiße Kreise. Hinter jedem von diesen Kreisen steht eine solche Messung, so ein Massenspektrum heißt das, das schaut dann so aus.
Und da sitze ich dann fünf Minuten davor und sage dann, ja, können wir aufschieben. Oder man sagt, das ist dieses Geosmin.
Das ist übrigens der Geruch von Regen auf heißen Pflaster, super romantisch.
Was ganz toll ist, dieses Zerprösen von den Molekülen, das geht nach bestimmten Schämen. Wenn man das weiß und wenn man sich so ein bisschen mit auskennt, dann kann man, also warum muss ich sagen,
okay, ich müsste mal überlegen, wenn ich 5000 Spektren oder 5000 solche Dinge angucken muss und nur fünf Minuten drauf gucke, dann brauche ich für die Messung, die ich gerade gezeigt habe, 17 Tage.
Da aber so ein Datensatz aus 72 Messungen besteht, wissen wir, okay, brauchen wir halt dreieinhalb Jahre dafür, super Doktorarbeit, großartige Sache.
Was ich aber eigentlich sagen will, ist, dass ich das natürlich ein bisschen schlauer mache und Algorithmen geschrieben habe, die diese Interpretation für mich übernehmen.
Und dann kann ich zum Beispiel hier so Polyaromaten rausschreiben. Und Polyaromaten, falls ihr euch ein bisschen an die Chemie erinnert, das sind so ganz viele aromatische Systeme aneinander geklickt.
Die sind super interessant, weil wenn die in den Körper kommen, dann werden die für Stoffwechsel drehen sich, setzen sich in die DNA und dann gibt es halt Krebs.
Ist halt so. Genau, also Polyaromaten. Dafür kann es nicht nur für Polyaromaten machen, sondern auch für ganz viele andere tolle Sachen.
Und damit kriegen wir dann etwa 75 Prozent von diesen rund 5000 Peaks in weniger als 20 Minuten. Jetzt können wir auch damit arbeiten, sehr schön.
So, das ist ein Teil, wie wir in die Chemie von den Partikeln gucken. Jetzt, wie machen wir das Ganze mit der Biologie?
Da könnte man einerseits, man könnte eine Lunge nehmen, eine echte funktionierende von so einer Maus.
Das Problem ist, die müsste man halt hinterher... Aber wenn die so gucken, ich kann es nicht. Meine Alternative ist, wir nehmen Studenten.
Die mögen das auch nicht so gern. Spätestens, wenn ich die umbringen wollte, da habe ich Probleme mit der Ethikkommission.
Stattdessen nehmen wir sowas. Okay, das ist eine Lunge. Das sieht man ja schon direkt an der Form. Was sehr toll ist, wir haben da solche Töpfchen drin.
Und hier in die da dargestellt, da können wir im Labor Lungenzellen draufzüchten. Und die Partikel, die dann da reinkommen, die haben genau das gleiche Strömungs-
und Abscheideverhalten, wie das Ding, das ihr mit euch rumtragt. Das ist ganz toll.
So, jetzt hier. Ich gehöre irgendwie nach Rostock dazu. Deswegen ist Schiff super interessant. Und Schiff ist außerdem...
Also, ich zeige euch jetzt ein bisschen live, was wir damit machen. Schiff ist außerdem interessant, weil man weiß, dass Abgase gefährlich sind.
Deswegen hat die Regierung, die Europäische Union und so, die haben da solche Emissionskontrollzonen eingerichtet.
Das heißt, wenn so ein Schiff kommt und hier reinfährt, dann muss es hier drin, darf es nur mit Treibstoff fahren, der eine ganz bestimmte Zusammensetzung hat.
Im Realfall schaut es so an, sie nehmen dieses gelbe Zeug hier, das ist ein Diesel, den man an jeder Tankstelle tanken kann.
Wenn die da allerdings rausfahren, stellen sie auf dieses schwarze Zeug um. Das ist ein Schweröl. Das ist ein Abfallprodukt aus der Erdölindustrie.
Presenters
Benedikt Weggler
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:09:38 Min
Aufnahmedatum
2016-02-02
Hochgeladen am
2016-02-15 17:00:46
Sprache
de-DE