6 - Klare Linie ganz ohne Linie - wie selbst unsichtbare Grenzen die Wahrnehmung verändern [ID:6069]
50 von 95 angezeigt

Auf die Plätze! Science! Science!

Ja, guten Abend Erlang. Wenn ich morgen den Tübingern berichten werde, was ich hier erlebt habe, werde ich sagen, das habe ich mit eigenen Augen gesehen.

Dabei ist das nur die halbe Wahrheit, denn unsere Wahrnehmung wird auch immer noch von Meinungen, Vorwissen und so weiter gefährlichem Halbwissen beeinflusst.

Und ein starker Einflussfaktor ist mein Thema Grenzen. Grenzen sind ganz einfach zu ziehen und haben dann als Folge, dass man mindestens zwei Gruppen hat.

Sorte und Sorte oder wir und die anderen. Und Grenzen verändern oder haben Einfluss auf das, was wir wahrnehmen im Raum, wenn wir uns orientieren oder wenn wir überlegen, was wo ist.

Eine berühmte Studie haben zwei schlaue Professoren, die sich sowohl auch ihren Strandurlaub finanzieren wollten, in San Diego durchgeführt.

Sie haben alle Leute gefragt, die sie fanden, wo denn Reno ist. Ist Reno eher nordöstlich, also oben rechts oder ist es eher oben links von San Diego?

Und alle haben gesagt, es sei oben links. Es sei oben rechts, obwohl es ja oben links ist, also weiter westlich.

Sie haben also das, was sie von dem Staat, in dem Reno ist, von Nevada wussten, dass er eben östlich von Kalifornien ist.

Denn dieses Wissen haben sie auch übertragen auf den Ort oder von diesem Wissen über den Staat, weil eben ihre Positionierung vom Ort beeinflusst.

Ein paar Jahre später wurde so eine Studie auch in Deutschland durchgeführt. Die Leute sollten Distanzen schätzen. Das war 2005.

Die innerdeutsche Grenze war also schon lange gefallen. Und es war aber immer noch so,

Distanzen, die über diese deutsch-deutsche Grenze hinweggingen, wurden systematisch überschätzt.

20 Kilometer über die Grenze waren also viel länger als 20 Kilometer von Nürnberg nach Erlangen.

Und interessanterweise war der Effekt am stärksten des Überschätzens in der Altersgruppe der 15-jährigen, 15- bis 20-jährigen.

Und je schlechter sie die Wiedervereinigung fanden, desto weiter kam ihnen der Weg also vor.

So viel also zu seinen Augen trauen und objektiver Wahrnehmung.

Ich habe mich jetzt aber gefragt, gerade bei dem Wissen von den Landkarten oder von der deutsch-deutschen Grenze,

so etwas sieht man ja sehr oft oder hat immer wieder mal in Zeitungen und Fernsehen die Bilder gesehen,

aber können sich so eine Grenzwahrnehmung auch schneller erzeugen lassen?

Kann also so eine Vererbung von offensichtlichen Merkmalen auch bei Leuten stattfinden,

die nicht ständig Vater und Sohn angucken müssen?

Und darum habe ich mir eine Versuchswelt ausgedacht. Das ist hier die Form.

Es sieht alles gleich aus, aber zur Erbauung der Augen steht an jedem Platz eine Statue.

Hab ich hier auch Licht? Ja, hab ich. Hier stehen vier Fahrzeuge, vier Kunstwerke und vier Tiere.

Ich habe meine, so sieht das dann in realiter aus, alles grün, grüne Bäume, grüne Grenzen

und man sieht schöne Statuen. Meine Probanen durften da durchfahren und dann habe ich ihnen gesagt,

ihr seht die drei Ziele, nehmt doch bitte den kürzesten Weg.

Was sie nicht wussten, es gab zwei richtige Lösungen.

Sie mussten an allen gelben Punkten vorbei und wenn sie so lang fahren,

kommen sie nur durch zwei Gebiete, also über eine grüne Grenze, auf diesem Weg aber über zwei.

Ich habe dann hinterher die Probanen befragt, wie sie die Welt empfanden

und diejenigen, die sagten, sie hätten den Eindruck gehabt, der sei aus lauter unterschiedlichen Regionen aufgebaut,

die haben sich viel weniger verfahren, haben weniger Fehler gemacht

und die haben lieber den Weg genommen, der über weniger Grenzen ging.

Dagegen diejenigen, die sagten, dass die Statuen, das stehen da zufällig, ich weiß auch nicht, wo ich bin,

haben viel mehr Fehler gemacht. Ich habe gedacht, das wäre doch schön, wenn man so Intuitionen schon hätte,

allein wie die Leute das hier haben, wenn man gemerkt hat, in einer Region stehen nur Fahrzeuge,

in der anderen Tiere, dann merkt man vielleicht, dass man verkehrt ist, wenn man eigentlich zum Bus will

und gerade zum fünften Mal am Löwen vorbeikommt.

Aber im Alltag haben wir leider meist Schilder und wie ihr seht, es passt wohl viel Information drauf,

aber es ist aufwendig zum Lesen, man muss sich das auch merken, man muss sich merken, wo man ist oder wo man hin will

und ich wollte jetzt wissen, ob es mit Worten nicht auch Möglichkeiten gibt, Gruppen zu bilden,

die genauso intuitiv sind wie Tiere, Fahrzeuge und Kunstwerke.

Aber das wissen wir alle aus Erfahrung, es gibt viele Möglichkeiten Gruppen zu bilden

und nicht jede Grenzziehung ist für den einen so nachvollziehbar wie für den anderen.

Ich frage mich auch immer noch, wie man von der Frau zum Rentner wird.

Also habe ich mir in dieser Welt dann vier Möglichkeiten ausgedacht, ich habe Städtenamen genommen

und Orte in den Städten, die Schule in Rotstadt und das Café in Blaustadt,

dann habe ich mir für die nächsten 20 Probanden, habe ich mir drei Gebäude gesucht, nach denen ich die Stadt benannt habe,

Teil einer Videoserie :

Presenters

Wiebke Schick Wiebke Schick

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

00:11:06 Min

Aufnahmedatum

2016-02-02

Hochgeladen am

2016-02-15 17:01:08

Sprache

de-DE

 

 

Tags

ScienceSlam Science Slam
Einbetten
Wordpress FAU Plugin
iFrame
Teilen