Hallo, ich bin Laura Schneider, Masterstudentin in Kunstgeschichte an der FAU und ich habe mich ein
bisschen ausführlicher mit den offiziellen Audienzen am Hof Charles II. beschäftigt.
Dieses Video gibt einen kleinen Einblick in die Tiefen der königlichen Diplomatie. Es ist
zum Staunen, wie viele Parallelen sich bei der Betrachtung offizieller Staatsbesuche zur
Zeit Charles II. im Vergleich zu heute finden lassen. Was haben Charles II.,
Jennifer Lopez und Ursula von der Leyen gemeinsam? Eine ganze Menge. VIP News berichten gerne über
Prominente wie Lopez, die 50 Mannenteams dazu bringen kann, alles zu tun, um ihre exklusiven
Wünsche zu erfüllen. Ausländische Botschafter, die der englische König vor ein paar Jahrhunderten
empfiehlen, standen heutigen Prominenten mit ihren hohen Ansprüchen in nichts nach. Der englische
König empfiehlen hohe Mitglieder europäischer Königsfamilien und deren Vertreter. Die Adligen
waren wie Stars auf dem roten Teppich und Politiker auf Staatsbesuch in einem. Es galt dem strengen
Blick der Öffentlichkeit standzuhalten. Das ist heute nicht anders als damals. Wie groß war doch
vor einiger Zeit die Empörung über den türkischen Präsidenten Erdogan, der Ursula von der Leyen nicht
etwa den Sessel neben ihm anbot, sondern sie in untergeordneter Position am Rand einer Couch
Platz nehmen ließ. Solche scheinbar harmlosen Details konnten auch am Hof Charles II. Unruhe
stiften. Die Sitzordnung war eine heikle Angelegenheit. Um eklats jeglicher Art zu
vermeiden, wurden offizielle Staatsbesuche oft monatelang vorausgeplant. Außerordentliche
Botschafter erhielten einen spektakulären öffentlichen Empfang und eine offizielle
Anhörung beim König. Diese fand vor Publikum statt. Dabei übergaben die Botschafter dem König neben
Präsenten das offizielle Beglaubigungsschreiben. Was für das Volk ein aufregendes Spektakel
darstellte, erforderte von Charles II. und seinen Gästen ein hohes Maß an diplomatischem Geschick.
Hier kam der Zeremoniemeister ins Spiel, eine Art königlicher PR-Manager. Ein geschickter
Drahtzieher, eigens zuständig für die Organisation ausländischer Staatstreffen. Charles berief
im Laufe seiner Regierungszeit drei Lords in dieses Amt. Diese mussten so einiges an
kuriosen Machtspielchen zu handeln wissen. Sowohl Gastgeber als auch Gäste wollten ihr
öffentliches Ansehen durch einen Besuch bestenfalls steigern, keinesfalls jedoch
gefährden. Die Erhaltung der Ehre und die Gleichbehandlung von Gästen mit ähnlichem
Rang hatte oberste Priorität. So wurden alle Einzelheiten akribisch dokumentiert und Präzedenzfälle
vorheriger Staatsbesuche berücksichtigt. Außerordentliche Botschafter hatten bis zur
offiziellen Audienz Anspruch auf Kost und Logie und wohnten teils sogar in eigens für
diesen Anlass eingerichteten Häusern. So wurde 1660 der Prinz de Ligne, außerordentlicher Botschafter
des Königs von Spanien, in Camden House untergebracht. Die teils horrenden Summen übernahm der König.
Staatsgäste kamen zudem nicht allein, sondern mit großem Gefolge und einer Menge Gepäck. Sie
richteten sich häuslich ein und brachten ihre durchaus speziellen Gewohnheiten mit. Das
konnte eine bestimmte Tischordnung oder persönliches Equipment für die Ausstattung der Schlafgemächer
sein. Trotz minutiöser Planung mussten Charles II. und seine Zeremoniemeister stets mit Kreativität
aufwarten. So beispielsweise beim Besuch Mohammed bin Hadhus, der als Botschafter des Sultans
Moulay Ismail 1681 nach London kam. Anders als bei der offiziellen Begrüßungszeremonie zu Beginn,
war ein Treffen zu zweit enger mit der Frage nach Status und Vorrang verknüpft, was eine
Zusammenkunft verkomplizierte. Als Lösung diente ein neutraler Ort, in diesem Fall die Unterkunft
der königlichen Medresse Louis du Carroal, der Herzogin von Portsmouth. Dort kam es im Januar
1682 zu einer zufälligen Begegnung der beiden Männer ohne Unannehmlichkeiten wegen Vorrangfragen.
Übrigens, wenn die Absprachen für ein zeremonielles Treffen zu keinem Ergebnis führten,
kam es durchaus vor, dass beide Parteien lieber von einer Zusammenkunft absahen, als die eigene
Ehre in Mitleidenschaft zu ziehen. Bei großen Audienzen durften angemessene Geschenke nicht
fehlen, die das Herkunftsland des Botschafters repräsentierten. An Extravaganz waren sie kaum
zu überbieten, sie sollten schließlich den Reichtum und politischen Einfluss beider Seiten
ausdrücken. So schenken die Botschafter Russlands beispielsweise Hermelinfelle und Falken, niederländische
Gesandte übergaben Gemälde, Möbel und Skulpturen, die Venezianer Gondeln und der marokkanische
Botschafter reiste mit zwei goldenen Löwen und 30 Straußen an. So großartig die Geschenke,
Presenters
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:06:57 Min
Aufnahmedatum
2022-04-07
Hochgeladen am
2022-04-07 11:06:03
Sprache
de-DE