Dieser Audiobeitrag wird von der Universität Erlangen-Nürnberg präsentiert.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich darf Sie ganz herzlich zum Vortrag begrüßen,
gymnasiale Ausbildung und fachliche Anforderungen im Falle Deutsch-Germanistik. Ich komme zur
Gliederung. Die Gliederung unseres Vortrags sieht so aus, dass wir in einem ersten Punkt erst
mal Krisensymptomen auf der Spur sind. In einem zweiten Punkt geht es dann um die fachlichen
Anforderungen und Defizite im Germanistikstudium. In einem dritten Punkt um die fachlichen Anforderungen
und Defizite im gymnasialen Deutschunterricht. Der Vortrag ist also symmetrisch aufgebaut. Und in
einem letzten Punkt, in einer Form von Conclusio, geht es darum, wie lässt sich die Studierfähigkeit
im Fach Deutsch verbessern? Wir versuchen also so etwas wie ein wissenschaftliches Duett. Singen
werden wir nicht, aber gemeinsam abwechselnd vortragen. Ich versuche jetzt den Einstieg in
unseren ersten Punkt. Das Programm haben Sie gehört und wir versuchen mit diesem ersten
Themenkomplex eine Annäherung an das Thema. Das ist speziell Krisensymptomen auf der Spur,
so haben wir das genannt. Unser Ausgangspunkt, ein besonderer, ergibt sich in gewisser Hinsicht
aus dem Begleitext der Ringvorlesung. Da ist zunächst einmal die Kernfrage formuliert,
sind Gymnasiasten und Gymnasiastinnen noch studierfähig? Und dann heißt es in der
Erläuterung, zunehmend, Zitat, klagen die Universitäten über die mangelnde Studierfähigkeit
der Studienanfänger. Sie brächten aus dem Gymnasium weder die Haltung noch die Vorkenntnisse mit,
die man für erfolgreiches Studieren benötige. Wir haben vor dem Hintergrund die Frage auf das
Fach Deutsch gewendet. Also unsere Kernfrage lautet, sind unsere Abiturienten und Abiturientinnen
im Fach Deutsch noch studierfähig? Frau Habermann und ich werden versuchen nachfolgend, analog zu
dieser Gliederung einige Problemfelder abzustecken und vielleicht auch einige Lösungsansätze aufzuzeigen,
soweit man das kann in der Kürze der Zeit. Bevor wir das tun, haben wir allerdings überlegt,
es sei vielleicht eine gute Idee zunächst einmal Sie mit hineinzunehmen, das heißt die Frage an
Sie weiterzuleiten, nicht in Form einer Diskussion, dazu haben wir im Anschluss an die Vortragsequenzen
noch Zeit, sondern im Sinne einer kleinen Erhebung. Würde uns interessieren, was denken Sie denn
eigentlich? Trifft das zu? Trifft das eher zu? Ist das unentschieden? Glauben Sie das trifft gar nicht zu?
Ich versuche das mal mitzuschreiben. Also sind unsere Abiturienten und Abiturientinnen noch
studierfähig? Wer denkt, bitte aufzeigen, das trifft zu? Okay, ich nehme das als Votum.
Trifft eher zu? Ich darf mal so zählen, 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, wenn ich mich nicht
verzählt habe, unentschieden? 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9 trifft eher nicht zu? 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7 und trifft gar
nicht zu? Da traut sich keiner. Okay, Null. Wir kehren zurück zu unserer Ansicht. Das ist unser
Ergebnis, das Vorverständnis des Plenums. Wir können ja mal nachher schauen, ob sich nach dem
Vortrag daran etwas verändert hat. Hier im Saal ist also eine deutliche Skepsis versammelt,
nicht ganz extrem, aber doch eine vorsichtige Skepsis im Hinblick auf den Leistungsstand
im Fach Deutsch, was unsere Abiturienten anbelangt. Die Frage ist jetzt für uns zunächst gewesen,
wird diese Skepsis anderswo geteilt? Ich habe mich ein bisschen auf Spurensuche begeben und
bin in einiger Hinsicht fündig geworden, was Urteile von Lehrern und Verbänden anbelangt.
Autografieleistungen werden in den Blick genommen. Ich zitiere, noch einmütiger Auffassung der
Prüfungsämter und Prüfungsausschüsse sind die von der Schule zu vermittelnden Elementarkentnisse
der Prüflinge in Deutsch im Allgemeinen wenig befriedigend, zum Teil sogar ausgesprochen
mangelhaft. In dem Elementar Fach Deutsch findet das, wie die schriftlichen Arbeiten zeigen, vor
allem sein Ausdruck in dem schwer lesbaren Schriftbild, in der Ausdrucksform, in der oft
bodenlosen Autografie. Interpunktion scheint es für einen erheblichen Prozentsatz der Prüflinge
überhaupt nicht zu geben. Das sind deutliche Worte, die die Skepsis, die hier ein wenig im
Raum zu spüren war oder ist, zu bestätigen scheint. Allerdings, das ist ein Statement der
Industrie- und Handelskammer Saarbrücken aus dem Jahr 1938. Und nicht, dass Sie jetzt denken,
das sei ein 30er-Jahre-Phänomen. Ich habe noch etwas weiter recherchiert in Lehrerzeitschriften
der 20er-Jahre finden sich ähnliche Positionierungen. Also zum Beispiel von Julius Frankenberger,
der 1929 von einem Literaturstreik der männlichen Jugend berichtete, Zitat, die Jugend, zumindest
die männliche, ist vielerorts und nicht nur in Berliner Westen im Begriff in einen ernsthaften
Presenters
Prof. Dr. Mechthild Habermann
Prof. Dr. Peter Frederking
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
01:10:22 Min
Aufnahmedatum
2013-06-27
Hochgeladen am
2013-07-08 16:27:21
Sprache
de-DE
Krisensymptomen auf der Spur: Welche fachlichen Anforderungen müssen im Germanistikstudium erfüllt werden und welche Defizite sind feststellbar? Von welchen fachlichen Anforderungen geht der gymnasiale Deutschunterricht aus und welche Defizite sind dort spürbar? Es stellt sich grundsätzlich die Frage, wie sich die Studierfähigkeit im Fach Deutsch verbessern lässt.