3 - PROfitabel und PRO Gesellschaft - Einklang oder Widerspruch? [ID:8669]
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Dieser Audiobeitrag wird von der Universität Erlangen-Nürnberg präsentiert.

Professor Dr. Matthias Fiffka ist Vorstand des Instituts für Wirtschaftswissenschaft

und Professor für Betriebswirtschaftslehre an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.

In seinem Vortrag geht er der Frage nach, warum Profit und moralische Verantwortung

angesichts der gesellschaftlichen und ökologischen Herausforderungen in Einklang gebracht werden müssen.

Einen schönen guten Abend auch von meiner Seite zum Vortrag mit dem Thema Profitable und Pro-Gesellschaft Einklang oder Widerspruch.

Das mag vielleicht im ersten Moment ein wenig abstrakt klingen, aber es geht um die grundsätzliche Frage,

sind unternehmerisches Gewinnstreben und gesellschaftliche Verantwortung in Einklang zu bringen

oder gilt vielleicht eher das klassische Diktum, dass Gewinnstreben und gesellschaftliche Verantwortung, Ökonomie und Ethik unvereinbar sind.

Das ist die zentrale Frage, der ich mich in den nächsten 30 Minuten widmen möchte.

Als kleinen Einstieg habe ich ein Zitat gewählt von Milton Friedman, einem der bekanntesten Ökonomen des 20. Jahrhunderts,

vielleicht sogar der bekannteste, der Begründer der Chicago School of Economics, ein neoliberaler Ökonom,

der stets dafür plädiert hat, dass sich der Staat mit Eingriffen, soweit es geht, zurückhält, aus der Wirtschaft heraushält,

verbunden mit der Annahme, dass Wirtschaft sich dann am besten entwickelt, wenn der Staat sie soweit es geht in Ruhe lässt.

Und er hat eben dieses bekannte Zitat geprägt, in dem er sagt, Unternehmen haben eine soziale Verantwortung,

nämlich ihre Ressourcen einzusetzen und dann Aktivitäten zu betreiben, die der Profitmaximierung dienen,

innerhalb der gesetzlichen Vorgaben. Das ist ein sehr bekanntes Zitat aus einem Aufsatz, den er geschrieben hat,

1970 im New York Times Magazine erschienen. Und dieser Aufsatz ist insofern auch bedeutsam, als das wirklich das Schriftstück ist,

also die Diskussion um die gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen, das was wir heute Corporate Social Responsibility nennen, in Gang gebracht hat.

Und Friedman, den Sie hier auch auf einem Foto sehen, wird manchmal falsch interpretiert, weil oft gesagt wird,

er bestreitet, dass Unternehmen überhaupt irgendeine gesellschaftliche Verantwortung hätten, aber das tut er nicht.

Er reduziert die eben nur sehr stark und sagt, die einzige, wirklich die einzige gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen

ist die Profitmaximierung innerhalb der gesetzlichen Vorgaben durch den sinnvollen Einsatz knapper Ressourcen,

die dem Unternehmen zur Verfügung stehen. Und diese beiden Leitsätze oder Kernüberlegungen, die Profitmaximierung innerhalb der gesetzlichen Vorgaben

und den sinnvollen Einsatz knapper Ressourcen, die möchte ich etwas näher betrachten. Zunächst mal diese Überlegung Profitmaximierung innerhalb der gesetzlichen Vorgaben.

Da hat Friedman eine sehr klare und im ersten Moment durchaus überzeugende Logik. Er sagt nämlich, Unternehmen sollen sich auf das konzentrieren,

was sie am besten können, nämlich eben den Profit zu maximieren. Dadurch entstehen dem Staat höhere Steuereinnahmen,

der Staat hat dadurch mehr finanzielle Mittel zur Verfügung, um gesellschaftliche Probleme zu lösen und so kommt es zu einer gesteigerten gesellschaftlichen Wohlfahrt.

Das ist also eine wirklich sehr klare Logik zu sagen, Unternehmen dienen dann der Gesellschaft am besten, wenn sie das, was sie am besten können, Profitmaximierung tun

und sich darauf konzentrieren und auf nichts sonst. Und jetzt kann man hinterfragen, funktioniert diese Logik denn so, wie Friedman annimmt?

Und da müssen wir sagen, vor allem heute, man muss Friedman so gut halten, Sie haben es gesehen, dieser Beitrag, den er geschrieben hat, der ist fast 50 Jahre alt,

dass der Wohlfahrtstaat, und das bekommen wir täglich vor Augen geführt, eben nicht mehr als universeller Problemlöser funktioniert, so wie wir das gerne hätten.

Und das ist natürlich auch eine Vorstellung, der wir gerade in Deutschland sehr stark verhaftet sind. Wenn es bei uns Probleme gibt, was haben wir in unserer Geschichte

zumeist getan, egal ob das das Kaiserreich, das Dritte Reich oder die Bundesrepublik, dann war nach dem Staat gerufen, die Probleme zu lösen.

Also wir haben schon eine besondere Fixierung in der Hinsicht, aber der Wohlfahrtstaat funktioniert eben nicht mehr so, auch oder besonders aufgrund der demografischen Entwicklung,

die wir haben. Wir sind in Deutschland die zweitälteste Gesellschaft der Welt, nur die Japaner sind im Durchschnitt noch älter.

Wir haben ein gigantisches demografisches Problem, das heißt es werden immer mehr ältere Menschen in Deutschland, die Zahl der über 80-Jährigen wird in den nächsten 20 Jahren um 180% zunehmen,

wohingegen die jüngeren Generationen in etwa, also Menschen im Alter bis 18, um 17% zurückgehen werden.

Und auch die erwerbsfähige Bevölkerung in Deutschland wird in den nächsten 15 Jahren um 7,5 Millionen Menschen zurückgehen.

Wie das von den Sozialsystemen zu bewältigen ist, wenn Sie allein an das Rentensystem denken, in das immer weniger Menschen zahlen, mäßig gesehen einzahlen,

aber immer mehr Menschen etwas aus diesem Umlagetopf entnehmen, das weiß noch niemand so recht, wie dieses System zu gestalten ist. Fest zu halten bleibt aber,

der Staat wird die Renten in Zukunft alleine nicht tragen können. Das versagt der Wohlfahrtstaat.

Ein zweiter Punkt, an dem diese Annahme scheitert, dass der Staat als universeller Problemlöser sozusagen fungieren kann, ist, dass wir mit immer mehr Problemen konfrontiert werden,

die in ihrer Natur gar nicht bei uns entstehen. Wenn Sie an die sogenannte Flüchtlingskrise denken, das ist ein Problem, das in vielen Teilen der Welt seine Ursachen hat,

in vielen unterschiedlichen Teilen der Welt. Wo ich nun mal behaupten möchte, dass wir in Deutschland relativ wenig für das Entstehen, zumindest dieser Krise, können,

aber wir sind unmittelbar mit der Problematik konfrontiert, wenn die Menschen in großen Zahlen zu uns kommen. Und das ist ein Problem von einer enormen Komplexität.

Das Gleiche gilt für andere Probleme wie Klimawandel. Das sind Probleme, die lassen sich auf der nationalstaatlichen Ebene nicht lösen.

Und das ist eigentlich das, was Friedman annimmt. Aber solche Probleme sind transnationaler Natur. Sie sind grenzübergreifend.

Da haben wir im Englischen den bezeichneten Begriff des Global Warming. Es ist ein globales Problem. Und wenn ein einziger Staat dagegen etwas tut,

dann wird das Problem nicht gelöst. In dieser modernen globalen Welt liegt vielleicht das größte Problem in Friedmans Annahme,

Teil einer Videoserie :

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

00:47:13 Min

Aufnahmedatum

2017-05-18

Hochgeladen am

2018-02-05 09:01:12

Sprache

de-DE

Profit und moralische Verantwortung sind in der landläufigen Meinung zwei gegensätzliche Elemente. Doch sind sie wirklich unvereinbar? Und – noch wichtiger: Sollten Sie angesichts der gesellschaftlichen und ökologischen Herausforderungen, mit denen wir im 21. Jahrhundert konfrontiert sind, nicht unbedingt in Einklang gebracht werden?

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