Dieser Audiobaitrag wird von der Universität Erlangen-Nürnberg präsentiert.
Des Feld ist ja schon aufgespannt, die Geografen sind immer so ein bisschen
größer wahnsinnig und wollen des über die ganze Welt erzählen.
Das ist vielleicht unsre koloniale Vergangenheit, die sich da noch durchschlägt.
Ausgangspunkt des Vortrags heute ist tatsächlich zunächst mal der Blick
auf Karten, also auf ganz traditionelle gedruckte Präsentationen der Welt. Und mein erstes Argument,
das ich machen möchte, ist, dass Karten und letztlich alle Geoinformation, alle Informationen
über diese Welt nicht einfach ein Abbild sind, sondern immer gesellschaftlich und politisch und
ein spezifisches Bild vermitteln. Und das gilt für gedruckte Karten genauso wie für unsere
digitale Geoinformation. Im zweiten Schritt möchte ich dann eben genau diese Transformation
von Kartografie und geografischer Information im digitalen Zeitalter versuchen zu skizzieren.
Und mein zentrales Argument wird sein, dass wir in digital augmentierten, in digital angereicherten
Geografien leben. Also wir haben sozusagen nicht mehr diese Differenzierung zwischen der Karte,
die da irgendwo ist und der Welt, sondern unsere Welt ist sozusagen digital angereichert mit digitalen
Schichten der Beschreibung. Das Ganze vor dem Hintergrund einer zunehmenden Datenflut, Big Data
und vieles dieser Daten sind eben georeferenzierte Geodaten. Wir sprechen also von Big Geospatial
Data und wo ich speziell ein bisschen detaillierter darauf eingehen möchte, ist der Bereich des
Crowdsourcing, also wo sozusagen Communities freiwillig im größeren Umfang Geodaten produzieren.
In dem Bereich haben wir auch einige Forschungsprojekte, die ich ganz kurz skizzieren möchte. Und dann im
letzten Schritt Ausblick, eigentlich zwei Prozesse diskutieren möchte, an denen wir denken, wo sich
so Veränderungen von Weltbildern und Veränderungen von in der Welt leben zeigen. Nämlich einmal
Universalisierung von Weltbildern versus Personalisierung und Kommerzialisierung und
dann Öffnung, manche sprechen auch von Demokratisierung von geografischer Information versus alten und neuen
Explosionen. Zunächst also der erste Punkt beginnt ganz klassisch mit Karten, das alte Arbeitsmittel
der Geografie. Und wenn wir da mal reingucken, wie wird in Lehrbüchern über Karten gesprochen und
Sie mögen sich vielleicht auch daran erinnern, wie das bei Ihnen im Schulunterricht war, da habe ich
auch gleich noch ein Beispiel, dann findet man da interessanterweise ganz häufig, das obere ist
ein älteres Lehrbuch, zugenehmender war es ein 66 oder das neue, das untere 2011, relativ neu. Oben
heißt es also Karte, verebnetes, maßstäbliches, verkleinertes, vereinfachtes und erläutertes
Grundrissbild der Erdoberfläche. Und bei Leser als Lehre, Kartografie, als Lehre von der maßstabsgerecht
verkleinerten Abbildung der Erdoberfläche beziehungsweise von Teilen davon auf einer Ebene.
Beispiel aus der Schule, Freunde von mir aus Mainz, als der Sohn vor paar Jahren in das Gymnasium
kam, hat er dann in der fünften Klasse die Aufgabe gehabt, Karte und Luftbild, so ein Lückentext,
die Karte ist eine, er war nicht sehr erfolgreich, wie Sie sehen, aber gefordert war, genottete,
verebnete, verkleinerte und vorgegeben von der Lehrerin damals war schon Abbild der Erde oder
eines Teils davon. Also wird auch wieder diese Idee der Karte als Abbild reduziert, also im Prinzip
die Idee, es gibt die Welt da draußen und die Karten bilden die eben ab. Kurze Frage oder Aufgabe
an Sie, wenn Sie sich mal vor diesem leeren Bild eine Weltkarte vorstellen. Ganz kurzer Moment,
visualisieren Sie sich mal eine Weltkarte. Gleiche Aufgabe stellen wir seit ein paar Jahren unseren
Anfängervorlesungen in Kartografie und die Ergebnisse sehen dann regelmäßig so aus oder so und Sie
ahnen vielleicht schon das Muster, das sich abzeichnet, bis auf eine einzige und es waren
insgesamt Tausende, bis auf eine einzige, da hatte mich mal jemand durchschaut, waren alle Karten
genottet und eurozentriert, obwohl ich es in der Aufgabenstellung ja gar nicht gefordert hatte,
auch von Ihnen gerade nicht. Es ist auch nicht sehr verwunderlich, weil wenn man schaut, was tritt uns
sozusagen entgegen, tritt uns eben, treten uns nicht solche Karten entgegen, was ja auch möglich
gewesen wäre, eine Amerika zentrierte Karte oder eine Pazifik zentrierte Karte oder eine Karte,
die nicht genottet ist, sondern gesüdet ist. Auch das ist ja nicht falsch, es ist nur eine Konvention,
dass wir unsere Karten norden. Eine Konvention, die sehr etabliert ist, wenn wir Tagesschau
schauen oder wenn wir in der Regel Atlanten aufklettern, dann finden wir eben eurozentrierte
und genottete Karten. Warum das so ist, kann man sich historisch natürlich auch erleiden. Die Welt
Presenters
Prof. Dr. Georg Glasze
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
01:03:38 Min
Aufnahmedatum
2017-06-08
Hochgeladen am
2017-07-04 11:24:02
Sprache
de-DE
Ein großer Teil der digitalen Datenflut sind Daten mit einem räumlichen Bezug, d. h. big geospatial data. Der Vortrag geht der Frage nach, wie die mit dem Boom an Geodaten einhergehenden sozio-technischen Transformationen unser Leben beeinflussen, welche Bilder wir uns von der Welt machen (digitale Kartographien) und letztlich auch, wie wir in der Welt leben (digitale Geographien).