Dieser Audiobeitrag wird von der Universität Erlangen-Nürnberg präsentiert.
Schönen guten Abend. Ich bin beeindruckt, wie viele Leute sich doch für Herbarien interessieren.
Mein Thema wurde schon vorgestellt. Mein Name, ich bin Aymut Uhl. Ich bin Mitarbeiterin am Herbarium Erlangense.
Und ich erzähle Ihnen heute was über Datenbanken der besonderen Art.
Also wenn ich über Datenbanken nachdenke, dann fallen mir als erstes PCs ein, Server, Ansammlungen von Datenmengen,
die ich über Suchabfragen und irgendwelche Maschinen generiere, Auswerte.
Es gibt natürlich auch biologische Datenbanken, die elektronisch sind, wie Gendatenbanken oder Protein-Datenbanken.
Heute erzähle ich Ihnen aber etwas über Datenbanken der besonderen Art.
Keine Angst, ich erzähle nichts von Digital Factory 4.0 oder irgendwas ganz Elektronisches.
Nein, ich nehme Sie mit auf die Reise in eine ganz alte Art und Weise, Daten zu speichern.
Und wir erörtern dann, wie die Informationen in den Objekten noch stecken und ob das überhaupt noch zeitgemäß ist.
Wie wir diese Daten speichern.
Das frage ich mich manchmal, vor allem wenn ich mir jetzt das nächste Bild zeige.
Wenn ich mir so ein x-beliebiges Herbarbeleg vornehme, hier links sehen Sie ein Gras,
Avena Jesuta, das ist ein Hafer, der von 1820 stammt aus Fiume, das ist das heutige Rieka, das ehemalige Fiume,
von einem Schweizer Botaniker gesammelt, dem gegenüber steht ganz aktuell hoch aufgelöst ein digitales Bild.
Da frage ich mich, brauche ich denn noch Herbarbelege?
Vor allem wenn ich dann noch Fragen habe, brauche ich doch bloß ins Internet gucken
und kann fragliche Details mir bis ins kleinste Detail ganz genau angucken.
Wofür brauche ich denn dann überhaupt noch Herbarien?
Dazu gucken wir uns erstmal an, welche Objekte in unserem Herbarium Erlangense überhaupt liegen.
Herbarium, da steckt das lateinische Wort Herbar drin, das bedeutet Kraut, also im Herbar liegen konservierte getrocknete Kräuter.
Hier jetzt ein Beispiel von einer Blütenpflanze, im Optimalfall mit Wurzel, Blättern, Spross und Blüte.
Und das ist für die Wissenschaft sehr wichtig, einer sogenannten Schede.
Eine Schede, das ist einfach ein anderes Wort für Etikett.
In unserem Fall, bei dem Beleg liegen sogar vier Schäden dabei.
Und auf den Schäden stehen für die Wissenschaft und für die Untersuchungen wichtige Informationen,
beispielsweise Namen der Pflanze, Sammler, Sammelort, Sammeldatum.
Es stehen aber auch beliebig weitere Informationen wie Begleitpflanzen, Bodenbeschaffenheit, Exposition des Geländes.
Beliebig viele weitere Informationen können auf den Etiketten stehen.
Außerdem können auch noch Metadaten in den Objekten versteckt sein, wie beispielsweise ist das Papier der Bogen,
auf dem die Pflanze liegt, aus handgeschöpften Papier.
Oder ist die Handschrift noch in altdeutscher Schrift? Wie ist das Etikett gedruckt?
Es können also jede Menge Informationen auch neben den, die auf der Schede stehen und die in der Pflanze stecken,
auf einem Herbarbeleg sein.
Das Herbarium Erlangense hat nicht nur Blütenpflanzen.
Wir haben auch noch jede Menge Mose, Flechten, Farne, wenige Schnapspräferate, ein paar Holzexemplare und Samen.
Um die 170.000 Objekte haben wir. Das Herbar wächst stetig.
Die ältesten Belege stammen von um 1790. Das sind unsere ältesten erfassten Belege.
Wir vermuten noch ältere, viel ältere bei uns im Herbar. Die sind aber noch nicht erfasst.
Bis in die heutige Zeit. Wir generieren immer noch Herbarbelege.
Generiert wurden die Herbarbelege von Professoren der Universität, deren Mitarbeitern und deren Studenten,
während Forschungsarbeiten, Exkursionen, Reisen.
Jetzt sind 170.000 Belege, ja doch eine ganze Menge Belege,
womit immer noch nicht geklärt ist, wofür wir diese Datenbank mit all diesen Daten überhaupt brauchen
und welche Informationen in den Objekten wirklich noch gespeichert sind
und ob diese Informationen in der heutigen Informationslandschaft überhaupt noch zeitgemäß sind.
Dazu machen wir uns jetzt mal auf den Weg, um das alles zu verstehen, bis ins 16. Jahrhundert.
Im 16. Jahrhundert, aus dem 16. Jahrhundert stammen nämlich einige Herbarbelege,
denn sie wurden als Vorlage für Zeichnungen verwendet.
Presenters
Almut Uhl
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:33:54 Min
Aufnahmedatum
2017-07-27
Hochgeladen am
2017-08-02 11:21:02
Sprache
de-DE
In Herbarien sind Pflanzenbelege gesammelt, die zum Teil bis ins 16. Jh. (in Erlangen bis ins 19. Jh.) zurückreichen. Dieses Material ist durch seine morphologische wie molekularbiologische Auswertung unverzichtbar für die Beantwortung taxonomischer Fragen. Anhand der gesammelten Pflanzen lassen sich aber auch Teile der jüngeren Naturgeschichte rekonstruieren und schließlich liefert die Geschichte der Herbarien selbst Aufschluss über wesentliche Aspekte der Wissenschaftsgeschichte der Botanik.