Wie schon erwähnt ist die Einladung für diesen Vortrag schon etwas älter. Ich glaube,

sie stammt aus dem Jahr 2019 oder Anfang 2020, also gerade als Corona begonnen hat.

Und tatsächlich war zu jenem Zeitpunkt der Titel eigentlich ein guter, ein Stern gebt Rätsel auf.

Seitdem sind aber tatsächlich zwei Jahre natürlich vergangen und wir haben in dieser

Zeit viel gelernt. Und wie ich Ihnen heute darlegen werde, ist eigentlich der Großteil

des Rätsels, vor dem wir Anfang 2020 standen, gelöst. Und deswegen möchte ich noch einen

zweiten Titel einfügen. Ich möchte nämlich aufzeigen, wie die Suche nach dem Verständnis

dieses Rätsels eigentlich ein Paradebeispiel für wissenschaftliche Forschung ist.

So, fangen wir an. Also, wir beschäftigen uns heute mit einem Stern, einem Stern im

Sternbild des Orion. Darf ich kurz fragen, gibt es unter Ihnen Hobbyastronomen,

die ein Teleskop haben oder die ab und zu nachts den Sternenhimmel beobachten? Nein? Okay, gut.

Also, wir sind hier im Sternbild des Orion und wir beschäftigen uns heute mit diesem Stern. Das

ist der Stern Betaygeuse, den ich im Folgenden vorstellen möchte. Man sieht hier noch verschiedene

andere Dinge. Das ist ein ganz charakteristischer Teil des Orions. Das ist der sogenannte Gürtel

des Orions, drei Sterne nah beieinander, die man sehr gut eigentlich am Abendhimmel auch mit bloß

im Auge sehen kann. So, Betaygeuse wird auch die Schulter des Orions genannt. Betaygeuse ist der

zehntelste Stern auf der Erde, der achtelste am nördlichen Himmel. Und also jetzt noch mal das

Sternbild des Orions noch mal in groß. Also, hier sind diese drei Sterne, die ich erwähnt habe,

die man eigentlich im Nachthimmel, auch hier in Erlangen, sehr gut sehen kann, die so in einer

Reihe aufgereiht sind. Das ist der Gürtel des Orion. Dann sieht man hier das Schwert des Orion und

hier oben die Schulter des Orions. Das ist das Sternbild im Jahre 2012 aufgenommen. Ich sollte

vielleicht sagen, Orion sieht man von November bis April am Abendhimmel und dann von August bis

September am Morgenhimmel. Also, im Augenblick ist Orion tatsächlich nicht zu sehen, sondern vor

allen Dingen in den Wintermonaten. Und jetzt ist das gleiche Bild oder der gleiche Ausschnitt

noch mal aufgenommen, an dem gleichen Tag im Jahre 2020. Und was das Rätsel war, über das ich heute

sprechen möchte, ist, wenn Sie hier diesen Stern, den wir uns angucken, vergleichen. Die anderen

Sterne sind ungefähr gleich hell geblieben, aber hier ist der Stern deutlich, deutlich dunkler

geworden. Das war lange Zeit ein Rätsel und dieses Rätsel möchte ich heute besprechen. Was hat es mit

dieser starken Abschwächung oder Verdunklung von B.T. Geuse am Beginn des Jahres 2020 auf sich?

B.T. Geuse hat den wissenschaftlichen Namen Alpha Orionis. Dieser Name kommt daher, dass er im

Sternbild des Orions ist und Alpha heißt, er ist der hellste Stern des Sternbilds Orions. Das stimmt

eigentlich gar nicht, selbst wenn er sozusagen im Jahre 2012, als er bei seiner normalen Helligkeit

war, gibt es einen Stern namens Riegel rechts unten im Sternbild Orion, der noch heller ist,

aber es ist sicherlich ein sehr heller Stern im Orion. Er ist eigentlich nicht unter seinem

wissenschaftlichen Namen so gut bekannt, sondern eben unter dem Namen B.T. Geuse. Dieser Name kommt

ursprünglich aus dem Arabischen. Er wurde im Arabischen Yat Al-Yawza genannt, ich weiß nicht,

ob ich das richtig ausspreche, was die Schulter des Giganten bedeutet und aufgrund eines Fehlers der

Transkription von den arabischen Buchstaben in die deutsche oder in die lateinischen Buchstaben

damals wurde aus diesem Y ein B und daraus wurde dann im Laufe der Zeit Badal Yawza oder Badal

Geuse oder dann eben im deutschen B.T. Geuse. Dieser Stern wurde schon zu alten Zeiten beobachtet. In

früheren Zeiten waren die Sternbilder sehr eng verknüpft mit mythologischen Figuren und zum

Beispiel schon in der Ilias und der Odyssee wurde über den Mythos des Orion berichtet. Der Orion ist

ein gewaltiger Jäger, der den, also den sieht man hier sozusagen in einem Bild, der den Plejaden,

den sieben Gestern hier oben nachstellt. Die Plejaden sind die Plejone und ihre sieben Töchter. Der

Jäger Orion stellt diesen Plejaden nach, das wird auch am Himmel auch dadurch gekennzeichnet,

dass immer erst die Plejaden aufgehen und dann geht Orion auf. Er erreicht sie aber nie,

wie es eben so ist und außerdem wurde Orion in der griechischen Mythologie durch den Skorpion

getötet. Der Skorpion, das Sternbild des Skorpions, geht dann nach dem Orion auf. Also diese

Sternbilder in der griechischen Mythologie waren eng verknüpft mit dem, was die Leute am Himmel

gesehen haben und insbesondere eben dieser Stern, die Schulter des Orions, der einer der hellsten