4 - Geriatrika - Jungbrunnen, Altersbremse oder Geschäft mit dem Alter? [ID:1668]
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Jemand stirbt am Alter, sondern wir sterben an Krankheiten. Bei einer guten Erbanlage,

und das ist die Voraussetzung, alt zu werden, werden Sie trotzdem vielleicht nicht 70, 80,

90 oder gar 100 Jahre, weil Sie eben im Laufe Ihres Lebens verschiedene Krankheiten durchmachen.

Das sind so die häufigsten Erkrankungen, die im Alter auftreten und die Risikofaktoren,

die Sie alle kennen, Hochdruck, erhöhte Blutfette, Diabetes und so weiter, führen zu entsprechenden

Gefäßveränderungen. Auf der anderen Seite bösartige Tumoren oder Tuberkulose. All diese

Erkrankungen können die Lebenserwartung einschränken, trotz guter Erbanlage.

Und zwei Charakteristika sollte man sich merken für das Alter. Das eine ist, dass mit zunehmendem

Alter die Zahl gleichzeitig auftretender Erkrankungen zunimmt. Ein junger Mensch hat etwa,

wenn er einmal erkrankt, drei Krankheiten gleichzeitig. Er hat vielleicht eine Bronchitis,

eine Bronchopneuromonie und vielleicht einen Hochdruck oder eine andere Erkrankung. Und je älter

man wird, umso mehr Krankheiten hat man gleichzeitig. Ein über 80-Jähriger hat, wenn er krank wird,

auch wenn es vielleicht nicht direkt sichtbar wird, etwa acht bis zehn Erkrankungen gleichzeitig. Und

die älteste Bürgerin unseres Landes, die Frau Katharina Braun, die vor ungefähr zehn Jahren

gestorben ist, die war 111 Jahre und sechs Monate. Die wurde obduziert und hatte 20 verschiedene

Krankheiten, wurde trotzdem 111 Jahre alt, weil eben diese Erkrankungen nicht solche Schäden

angerichtet haben, dass sie entsprechend früher gestorben ist. Also was man sich behalten soll,

ist einmal, dass es mit zunehmendem Alter gleichzeitig mehrere Krankheiten gibt. Und das zweite,

dass die Erkrankungen vorwiegend chronisch verlaufen. Entweder, weil sie während des ganzen

Lebens mit bis ins hohe Alter genommen wurden oder aber, weil sie akut aufgetreten sind und dann im

Alter chronisch verlaufen. Nun möchte ich Ihnen an einem Beispiel aus unserer Klinik demonstrieren,

was das für Konsequenzen haben kann. Ich habe Ihnen hier die Krankheiten eines multimorbiden,

also eines Menschen mit mehreren Erkrankungen aufgeführt und Sie sehen, artielle Verschlusskrankheit,

ein bösartiger Geschwulst, eine Nierenerkrankung, eine Dame erkrankt, Diabetes mellitus, ein Herzinfarkt

als Folge des Diabetes und der erhöhten Blutfett, ein Hochdruck und ein Morbus Parkinson. Das ist

also nicht die Ausnahme, das ist nur ein Beispiel. Und das bedeutet, dass man eventuell Gefahr läuft,

wenn man besonders ehrgeizig ist, gerade Staatsexamen gemacht hat, wie gut auch immer und meint,

jetzt muss ich also alles gleichzeitig behandeln und dann passiert das, dass er diese Medikamente

bekommt. Mit anderen Worten, man muss Schwerpunkte setzen in der Behandlung, sondern passiert Folgendes,

dann bekommt der Patient nämlich pro Tag diese Medikamente. Das können Sie vielleicht noch gerade

verstehen, auch verdauen, aber wenn Sie das auf ein Vierteljahr hochrechnen, dann ist das schon etwas

mehr. Und deshalb muss man, bevor ein Patient entlassen wird, grundsätzlich sich das Krankenblatt

vornehmen und muss nachschauen, welche Medikamente kann man streichen oder man muss von Anfang an

Schwerpunkte setzen, indem eben ein Patient, der eine Pneumonie hat, zwar mit Antibiotika behandelt

wird, aber nicht gleichzeitig bestrebt ist, den Tollesterinspiegel um 30 oder 40 Milligramm Prozent

zu senken. Das kann man auch später machen. Man muss, um die Zahl der gleichzeitig eingenommenen

Medikamente möglichst tief zu halten, Schwerpunkte in der Behandlung setzen. Was man wissen muss,

ist zunächst einmal, ändert sich denn überhaupt im Alter irgendetwas, wenn ein Patient Medikamente

nimmt oder ist das genau dasselbe, wie wenn er mittelalt oder jung ist. Und da gab es bis

vor etwa 20 Jahren, als wir hier bei uns in Erlangen damit anfingen, kaum Literatur. Heute

können Sie fast immer eine Zeitschrift aufschlagen, in der eine Arbeit über Medikamentenwirkung im

Alter steht. Und hier habe ich ihn nur einmal für das Verständnis zusammengestellt, dass an all

diesen Stellen, wenn Sie ihn annehmen, Sie schlucken eine Tablette und sie geht durch den Magen, sie

kommt ins Blut, wird dort gebunden an Eiweiß oder an Zellen, wird dann ausgeschieden über die Niere,

in der Lebe verstoffwechselt und wird schließlich an der Zelle am Rezeptor. An all diesen Stellen ist

es möglich, dass das Alter in irgendeiner Weise einen Einfluss nimmt. Und als Beispiel für eine

Störung an diesem System soll die Niere dienen, deshalb, weil viele Medikamente vorwiegend über

die Niere ausgeschieden werden. Und auch wer nicht Medizin studiert hat, weiß zumindest, wenn er

einmal eine Niere beim Metzger gesehen hat, dass das nicht das Normale ist. Das ist eine Niere, bei

der die Oberfläche, das werden Sie mir jetzt zugestehen, unregelmäßig ist, fein gehöckert,

Teil einer Videoserie :

Presenters

Prof. Dr. Dieter Platt Prof. Dr. Dieter Platt

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

00:27:00 Min

Aufnahmedatum

1999-06-02

Hochgeladen am

2018-05-04 15:24:25

Sprache

de-DE

Tags

Alter Collegium Alexandrinum Jungbrunnen Geriatrika Altersbremse Geschäft Platt
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