Wenn wir von Katastrophen sprechen, dann muss man sehen, man hat eigentlich im ersten Anlauf gar keine so rechte Vorstellungen, was Katastrophe alles bedeuten kann.
Wenn Sie auch umgangssprachlich einmal schauen, wie häufig der Begriff Katastrophe für kleinere Unglücke oder die Gegenwärt die Situation des Fußballclubs 1. FC Nürnberg herangezogen wird,
dessen Leistungen ja auch sehr locker als katastrophal bezeichnet werden, wird deutlich, dass eigentlich die tatsächliche Bedeutung des Begriffs Katastrophe
vielfach pervertiert wird und von daher auch in der Bedeutung nicht so greifbar ist, wie man das sich eigentlich wünschte.
Gut, vielleicht ist es auch ganz gut, dass dieser Begriff nicht in der vollen Breite seiner schrecklichen Ausmaße, wie wir gleich sehen werden, so gegenwärtig ist.
Wenn wir von Katastrophe sprechen, dann denken wir an außergewöhnliche Schadenslagen, natürlich in allererster Linie an große Naturkatastrophen
und dann aber, was in unseren Regionen durchaus häufiger ist, an die sogenannten man-made Katastrophen, also die Katastrophen, die durch die Menschen direkt verursacht werden,
sei es nun durch kriegerische Auseinandersetzungen oder, was uns in der jüngsten Zeit mehr beruhigt, Terroranschläge, dann die technologischen Schadenslagen,
die wir vielfach zu beklagen haben im Bereich der modernen Verkehrstechnologie, egal ob das nun Eisenbahnunglücke sind, Flugzeugabstürze oder andere schwere Unglücke,
die mit der Hochtechnologie nun einmal einhergehen. Und wir denken natürlich auch an Tschernobyl, Atomarekatastrophen, biologische und chemische Gefährdungen.
BOPAL kommt uns in den Sinn. Also es gibt doch eine ganze Reihe von Ursachen für große Unglücksfälle mit katastrophalem Ausmaß.
Und dann haben wir eigentlich auch schon fast vergessen, dass solchen infektiologischen Risiken Pandemien durchaus aus Nase annehmen können,
die Katastrophen gleichkommen. Auch das ist durch die Beherrschung der Infektionskrankheiten, denken wir nur an die Pocken, das ist immer das in den 60er Jahren gewesen,
was die Katastrophenschützer sehr intensiv beschäftigt hat. Der Pocken-Alarmplan musste in jeder Gemeinde vorgehalten werden.
Das ist fast komplett vergessen gewesen. Und mit der Vogelgrippe, die ja nun eine hohe Aktualität hat, hat das Ganze wieder eine ganz andere Aktualität erfahren.
Beschäftigen wir uns mit den klassischen Katastrophen, den großen Naturkatastrophen und schauen einmal nach Definitionen.
Was ist eigentlich eine Naturkatastrophe? Dann finden wir auch sehr schnell eine Definition über die UNO und die entsprechenden zuständigen Stellen dort.
Die Naturkatastrophe ist immer dann gegeben, wenn die Selbsthilfefähigkeit der betroffenen Regionen deutlich überschritten wird
und überregionale oder gar internationale Hilfe erforderlich ist. Und das kann man eigentlich sehr gut beobachten an den Naturkatastrophen der letzten 12 Monate.
Dies ist dann immer in der Regel der Fall, wenn die Zahl der Todesopfer in die Tausende oder Zehntausende oder Hunderttausende geht,
die Zahl der Obdachlosen in die Hunderttausende oder in die Millionen und vor allen Dingen, wenn die Infrastruktur, die volkswirtschaftlichen Schäden in der betroffenen Region eine außergewöhnliche Größenordnung erreichen.
Wenn wir uns nur einmal die letzten 12 Monate anschauen und die Naturkatastrophen, die uns wirklich bewegt haben, anschauen,
dann wird sehr schnell deutlich, dass diese Katastrophen ein Ausmaß hatten, dass eigentlich der Anspruch mit medizinischen Mitteln Katastrophenbewältigung betreiben zu wollen,
dass es sehr schnell zur Makulatur wird oder zu einer Illusion. Wir hatten bei dem Tsunami-Seebeben in Südostasien fast 200.000 Tote zu beklagen.
Es waren über 100.000 Verletzte und 1,7 Millionen Obdachlose waren letztendlich in dieser Region ohne Hilfe, ohne Bleibe.
Das Besondere an dieser Katastrophe, muss man sagen, die ja in einer sehr kurzen Zeitspanne eintrat und im Endeffekt nur wenige Minuten dauerte,
aber umso mehr Schaden anrichtete, war nun, das werden wir gleich im Vergleich zu den folgenden Naturkatastrophen sehen, war, dass in dieser Region doch eine größere Zahl Touristen betroffen war,
Touristen aus Europa in der Hauptsache. Das hat dazu geführt, dass eigentlich schon innerhalb von 24 Stunden katastrophenmedizinisch ausgebildete Ärzte,
auch hier aus Erlangen vom Universitätsklinikum, es waren allein vier von meiner Klinik, aber auch von der Unfallchirurgischen Klinik waren,
einige dort vor Ort waren und Patienten versorgt haben. Patientinnen, die von dieser Katastrophe betroffen waren, überlebt hatten, aber schwere Verletzungen davon getragen hatten.
Die Entsendung dieser Ärzte geschah durch das Auswärtige Amt und war natürlich bedingt dadurch, dass entsprechende Bürger aus der Bundesrepublik Deutschland dort als Touristen vor Ort waren.
Die Bilder, die Sie hier sehen, betreffen nun direkt die Behandlung von den Patienten, die dann mit den bekannten Möglichkeiten, die die Bundeswehr zu bieten hat,
also dieses Medevac Flugzeug, wo Patienten optimal behandelt und transportiert werden können. Und Sie sehen, den Abflug in Bangkok und die Ankunft in Köln waren,
die Fotografien sind von einem meiner Mitarbeiter und man muss sehen, dass der Transport, die Versorgung von etwa 200 Patienten in vier, fünf Tagen reibungslos funktionierte,
mit einem ganz erheblichen Einsatz der Mittel. Und was nun auch in diesem Zusammenhang sehr interessant ist, ist, dass innerhalb kürzester Zeit sich eigentlich die europäischen Staaten
überboten in den Summen, die als Hilfsmittel bereitgestellt wurden. Denken Sie nur an die massive Steigerung, die innerhalb weniger Tage durch den damaligen Bundeskanzler Schröder
immer wieder sehr medienträchtig vorgetragen wurden. Ich sage nachher noch etwas zu diesem Punkt.
Dann haben wir als nächste große Naturkatastrophe die unwahrscheinlichen Zerstörungen, die die Hurricanes angerichtet haben, allen voran dieser Hurricane Katharina,
der zwischen 23. und 31. August des Jahres die amerikanische Küste getroffen hat im Bereich Louisiana in der Hauptsache.
Hier sind durch dieses Unglück 1200 Tote zu beklagen. Man kriegt keinerlei Informationen von den Amerikanern zu der tatsächlichen Zahl der Verletzten.
Man kann in etwa die Zahl der Obdachlosen abschätzen. Und auch hier ist es so, dass, und da kann man die Verbindung zum Tsunami suchen,
dass eigentlich durch entsprechende protektive Maßnahmen das schlimme Geschehen ist, was letztendlich eingetreten ist, hätte gemildert oder verhindert werden können.
Ein adäquater Evakuierungsplan für New Orleans destringent hätte durchgeführt werden müssen, hätte sicherlich viele Opfer erspart.
In ähnlicher Weise, das wissen wir ja auch, hätte eine entsprechende Warnung vor der Flutwelle, die Südostasien in der Hauptsache getroffen hat,
auch zur Evakuierungsmaßnahmen führen können, die einen Großteil der Toten hätte verhindern können.
Nun kommen wir zu dem jüngsten großen Schadensfall oder zu einer außergewöhnlichen Schadenslage.
Das ist nun das Erdbeben in Pakistan vom 8. Oktober mit schätzungsweise, wobei die Zahlen sicherlich noch nicht feststehen,
73.000 Toten, 69.000 Verletzten und 3,3 Millionen Obdachlosen.
Hier ist die Situation ganz anders, als das der Fall bei der Tsunami-Katastrophe in Südostasien war.
Hier sind eben keine Touristen betroffen. Von daher rückt diese Katastrophe sehr weit in den Hintergrund.
Presenters
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:27:56 Min
Aufnahmedatum
2005-11-24
Hochgeladen am
2011-04-18 17:30:07
Sprache
de-DE