Die letzten Vorträge unserer Reihe haben sich mit der Biologie der Stammzellen und mit ihren
therapeutischen Anwendungsmöglichkeiten beschäftigt.
Heute wollen wir uns zum Abschluss dieses Blogges mit den ethischen Fragen der Stammzellenforschung
beschäftigen.
Im Wesentlichen sind mit der Stammzellenforschung drei problemreiche Bereiche verbunden, die
von ethischer Relevanz sind.
Zunächst, um bessere Forschungsbedingungen und Finanzierungsmöglichkeiten zu erreichen,
erwecken Wissenschaftler oft Hoffnungen auf Behandlungsmöglichkeiten für Krankheiten,
deren Mechanismus man überhaupt noch nicht richtig verstanden hat.
Das ist insoweit problematisch, als in diesen Fällen nicht ausgeschlossen werden kann,
dass die Natur der Krankheit eine erfolgreiche Therapie mit Stammzellen gar nicht zulässt,
selbst wenn man alle technischen Probleme im Umgang mit Stammzellen beherrschen würde.
Dieses Spiel mit den Hoffnungen von kranken Menschen mutet gelegentlich leichtfertig an
und stellt ein wissenschaftsethisches Problem dar.
Aber auch dort, wo der Einsatz von Stammzellen sich als therapeutisch sinnvoll erweisen wird,
wird es ein relativ riskantes und vor allem teures Verfahren sein.
Und dessen Einsatz wirft dann dringliche Fragen nach dem Risikomanagement und nach der gerechten
Verteilung der Behandlungskosten auf.
Und das sind dann typisch medizinethische Probleme.
Und schließlich geht es bei der Forschung an embryonalen Stammzellen um die Frage, ob
die experimentellen Maßnahmen, denen ein Embryo im Frühstadium ausgesetzt wird und die zu
seiner Zerstörung führen, nicht eine Verletzung des Rechts aufs Leben und der Wahrung der
Menschenwürde bedeuten.
Und das sind dann bioethische Probleme.
In der öffentlichen Diskussion wird vor allem der dritte Problemkreis kontrovers diskutiert
nicht zuletzt deshalb, weil es bei uns eine die Forschung stark einschränkende gesetzliche
Regelung gibt, die in erster Linie Ausfluss weltanschaulicher und religiöser Wertvorstellungen
eigentlich weniger ethischer Überlegungen ist.
Jüngste Forschungsergebnisse aus den USA und aus Japan scheinen nun aber diese bioethische
Problematik entschärft zu haben.
Es ist Forschern gelungen, adulte menschliche Zellen genetisch so zu reprogrammieren, dass
sie sich ähnlich wie embryonale Stammzellen verhalten.
Auf den ersten Blick sieht es also so aus, als sei damit ein Eingriff in embryonales
Leben überflüssig geworden.
Aber ich denke, dass hier zu früh gejubelt wird.
Denn zum einen wird man gerade um den Erfolg des Reprogrammierens zu analysieren, den Vergleich
mit den embryonalen Stammzellen benötigen.
Zum anderen sind mit diesem Ansatz Forschungsperspektiven verbunden, an deren ethische Präsens zur
Zeit noch kaum jemand denkt.
Ich werde auf diesen Punkt zum Schluss dann zu sprechen kommen.
In meinem Vortrag werde ich mich ausschließlich mit diesem dritten Problemkomplex beschäftigen.
Dazu werde ich in vier Schritten vorgehen.
Zunächst werde ich Ihnen kurz skizzieren, was eigentlich die Aufgabenstellung der philosophischen
Ethik ist.
Dieser Teil ist deshalb unverzichtbar, weil in der öffentlichen Diskussion unter dem
Stichwort Ethik alles zusammengekehrt wird, was irgendwie werdenden Charakter haben könnte.
Dazu gehören rechtliche Regelungen, dazu gehören aber auch religiöse Überzeugungen,
emotionale Haltungen und alles Mögliche, was nicht mehr substanzierbar ist.
Per klricalis A Mumbai mitopen
Klärung ist also geboten.
Presenters
Dr. Rudolf Kötter
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:47:42 Min
Aufnahmedatum
2007-12-06
Hochgeladen am
2011-04-28 16:00:30
Sprache
de-DE