Dieser Audiobeitrag wird von der Universität Erlangen-Nürnberg präsentiert.
Das Thema Digital Humanities ist nicht neu, aber diese Bezeichnung wird in den letzten
Jahren immer häufiger zu hören. Auch in Erlangen hat sich viel getan. Anfang des
Jahres ist ein interdisziplinäres Zentrum für digitale Geistes- und Sozialwissenschaften
gegründet worden. Ja, was sind die Digital Humanities? Ich habe hier meine aktuelle
Bestimmung von dem Kollegen Taller aus Köln herausgesucht. Das ist in etwa das, was die
vielen Definitionsversuche gemeinsam haben. Also es wird geisteswissenschaftliche Forschung
in den Mittelpunkt gestellt, aber eben mit dem Versuch durch den Einsatz der modernen
Informationstechnologien und von Instrumenten, die aus der Informatik abgeleitet sind, inhaltliche
Ergebnisse zu erzielen, die man eben ohne diese Mittel entweder gar nicht oder nur auf
einer niedrigen Ebene der intersubjektiven Überprüfbarkeit herstellen könnte. Und das
sehen Sie schon an der letzten Bezeichnung. Da kommt ein starker Einfluss eben von den
Naturwissenschaften her. Und in der Tat ist es so, dass ich Ihnen jetzt zur Einführung
erst einmal ganz kurz die Voraussetzungen beschreiben möchte, die dazu geführt haben,
dass es heute so etwas gibt wie die digitalen Geistes- und Naturwissenschaften, dass zumindest
die Unterstützung von Forschungsprozessen eine wichtige Aufgabe ist. Und wir werden dann
sehen, also es gibt dieses ganze Spektrum von der Hilfswissenschaft bis zur eigenen Disziplin,
was in der Diskussion ist. Und ich bin auch gebeten worden, ein bisschen was über unsere
eigenen Arbeiten zu sagen oder Arbeiten, die hier an der Universität laufen. Und das
will ich dann auch gerne tun und insbesondere auf ein Projekt eingehen, mit dem wir eigentlich
durchaus schöne Erfolge haben. Das ist die virtuelle Forschungsumgebung WISKI. Ich will
ein bisschen was über digitale Editionen, über Visualisierung sagen und dann noch einmal
am Ende zusammenfassen, was ist eigentlich die Herausforderung an Disziplinen und auch
an die Informatik. Und am Ende noch ein klein wenig auch eingehen auf die Fragen der Vermittlung
des Studiums. Im Großen und Ganzen will ich mich jetzt auf die Forschungsperspektive konzentrieren.
Ja, also die Vorgeschichte geht bis in die 50er Jahre zurück. Es gab schon damals erste
Computeranwendungen jenseits von Mathematik und Statistik und Natur- und Ingenieurwissenschaften,
wenn Sie daran denken, heute Natur- und Ingenieurwissenschaften ohne Computer gibt es
gar nicht mehr. Ich habe mal nur als Beispiel hingeschrieben, zern, riesige technische
Versuchsanordnungen, die Massen an Daten erzeugen, die eigentlich gar nicht mehr anders auszuwerten
sind als durch massiven Computereinsatz. Und auch in den Ingenieurwissenschaften spielt der
Computer eine Schlüsselrolle. Denken Sie nur zum Beispiel an ein Fach wie Computational Engineering,
das man in Erlangen auch studieren kann. Als einer der Heiligen der Digital Humanities wird immer
dieser Jesuitenpater da, gezeigter Pater Roberto Busa, der in den 50er Jahren ein Promotionsprojekt
durchgeführt hat, wo er die Verwendung gewisser Termini im Werk von Thomas von Aquin untersuchen
sollte. Und das sind immerhin 53 Bände, die die Werkausgabe umfasst. Und er ist damals an
den Watson herangetreten, den Chef von IBM, und hat gesagt, können wir das nicht vielleicht ein
bisschen automatisieren. Und so ist also dann erst einmal das Werk von Thomas von Aquin auf
Lochkarten gebracht worden. Und ist es also dieser sogenannte Index Thomisticus entstanden, das ist
übrigens heute im Internet. Können Sie also nach wie vor zugreifen, die Daten. Wer auch noch sehr
früh dran war, was weniger bekannt ist, sind die Archäologen. Die Archäologen haben schon sehr früh
begonnen, zum Beispiel die Grabungsdokumentation, die Dokumentation der Funde, aber auch die
Modellierung der Grabungsstellen mit Hilfe von Computern zu machen. Und allengeläufig sind
sicher digitale Kataloge und Wörterbücher. Sie kennen den OPAC aus der Universitätsbibliothek
bis hin jetzt zu internationalen Entwicklungen, die jetzt viele viele Kataloge wieder verfügbar
machen, der WorldCat, wo sie dann auch eigene Dienste, ein eigenes Portfolio sich anlegen können und
eine ganze Menge an Zusatzinformationen über Autoren und ihre Werke und in welchen Bibliotheken
die zu finden sind erhalten. Auch Museen und Archive haben relativ früh angefangen von den
Karteikarten auf Datenbanken umzusteigen. Das sind alles Entwicklungen, die beginnen in den 50er und
dann mehr in den 60er Jahren schon, also zur Zeit der Großrechner und das hat sich dann massiv
Presenters
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
01:06:25 Min
Aufnahmedatum
2014-11-20
Hochgeladen am
2014-11-25 14:38:48
Sprache
de-DE
Ausgehend von einer ersten Bestimmung von "Digital Humanities" werden zunächst Vorgeschichte und Voraussetzungen, insbesondere die umfassende Digitalisierung thematisiert. Nach einem Blick auf die Rolle des Computers in der Forschung stehen neue Arbeitsformen im Mittelpunkt, die vor allem anhand von Projekten, an denen der Autor beteiligt ist, vorgestellt werden: Semantische Modellierung im Bereich des Kulturerbes, die Virtuelle Forschungsumgebung WissKI, Digitale Editionen, Visualisierung.
Nach einem Blick auf die Herausforderungen an die Disziplinen wird abschließend die Frage einer genaueren disziplinären und wissenschafts-organisatorischen Bestimmung der Digital Humanities diskutiert.
Den im Video erwähnten Vortrag von Prof. Dr. Lauer mit dem Titel "Computergestützte Literaturwissenschaft finden Sie unter http://www.video.uni-erlangen.de/clip/id/4206.html