Vielen Dank für die Einladung, hier im Kollegium Alexandrin, um sprechen zu können.
Freut mich, dass es der zweite Vortrag nun schon ist, den ich hier über ein Thema zur
Frühzeit dabei mache, Republik Halde.
Als Erste ging er über die Bamberger Verfassung von 1919, heute also über das Krisenjahr
1923 in der bayerischen Geschichte, Politik und völkischer Bewegung in Bayern zwischen
Ruhrbesetzung und Währungsstabilisierung.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, wenn das Jahr 1923 als Krisenjahr der Weimarer
Republik gilt, dem im vergangenen Jahr mehrere Darstellungen meist aus journalistischer
Feder gewidmet wurden, dann deswegen, da sich in ihm verschiedene krisenhafte Entwicklungen
überlagerten, die zugleich eine dramatische Zuspitzung erfuhren.
Zugleich markierte die Krise nicht nur den Höhepunkt, sondern auch den Wendepunkt der
krisenhaften Entwicklung der ersten Jahre der Weimarer Republik.
Seit dem Herbst 1923 setzte eine Beruhigung ein, die den Übergang in die Phase einer
relativen Stabilisierung einleitet.
Ich will die wichtigsten Elemente knapp nennen.
Das beherrschende Ereignis des Jahres 1923 war die Überinflation.
Ihre durchaus komplexen Ursprünge, auf die ich in diesem Kontext nicht eingehe, lagen
zuerst in der Finanzierung des Ersten Weltkrieges, wobei in den ungelbaren Nachkriegsjahren diese
Hyperinflation durchaus auch positive Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft hatte.
Seit dem Sommer 1922 ging diese Inflation allerdings in eine Hyperinflation über, die
sich im Laufe des Jahres 1923 auf ein Maß steigerte, dessen Dimensionen im Grunde das
vorstellbare Maß überstiegen.
War ein US-Dollar am 21.
Oktober 1922 gut 4400 Mark wert, so waren es am 8.
August 1923 knapp 4,9 Millionen.
Am 3.
November knapp 420 Milliarden und knapp zwei Wochen später, am 15.
November 4,2 Billionen.
Eine der Ursachen dafür wiederum war, und dies ist der zweite Punkt, die Ruhrbesetzung.
Mitte Januar 1923 besetzten französische und belgische Truppen das Ruhrgebiet, rechts
des Rheins war das Deutsche Reich.
Seinen Reparationsverpflichtungen wurden zu reichend nachgekommen sei.
Über alle Parteigrenzen hinweg führte dies zu heftiger Empörung.
Die Reichsregierung und der Reichskanzler Wilhelm Kuhn rief zum passiven Widerstand
auf, stellte alle Reparationsleistungen ein und versuchte den Streik der Arbeiter in Bergbau
und Industrie mit Reichsmitteln zu finanzieren, wofür die Reichsbank stets neues Geld in
Umlauf brachte.
Am 25.
September wurde der längst unhaltbare Ruhkampf durch Reichskanzler Gustav Stresemann beendet.
Dies war einerseits die Voraussetzung für die Währungsstabilisierung im November durch
die Rentenmark, trug aber zugleich zur Zuspitzung der innenpolitischen Situation bei.
Drittens.
Obgleich die Inflation der Nachkriegsjahre zunächst eher positive Auswirkungen auf die
deutsche Wirtschaft hatte, schlug dies mit der Hüberinflation drastisch in das Gegenteil
um.
Die sozialen Folgen waren Arbeitslosigkeit und verbreitete Not.
Ein beträchtlicher Teil der Bevölkerung war auf die kommunale Fürsorge und Armenküchen
angewiesen und auch Teile des Mittelstandes verarmten und waren zum Teil darauf angewiesen,
ihre Sachwerte zu versetzen oder zu verkaufen, um sich das Notwendigste leisten zu können.
All diese Faktoren trugen zu einer politischen Destabilisierung bei, die im Oktober und November
Presenters
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:56:19 Min
Aufnahmedatum
2023-11-30
Hochgeladen am
2023-12-22 14:36:03
Sprache
de-DE