3 - 1C Osterlied "Sei fröhlich alles weit und breit" [ID:14566]
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Das erste Osterlied Auf auf mein Herz mit Freunden habe ich sehr ausführlich besprochen,

weil es ja auch im Gesandbuch steht und weil es sehr ergiebig ist in allen sprachlichen

Details und mit dieser wunderbaren musikalischen Fassung.

Ich möchte noch zwei Osterlieder von Paul Gerhard, die weiteren zwei, mehr gibt

es nicht, vorstellen. Das geht allerdings kürzer. Die sind beide nicht mehr in

Gebrauch, aber sie sind beide auf ihre Weise charakteristisch, so dass es sich

wirklich lohnt, es genauer anzusehen. Ich habe die Texte ja zur Verfügung

gestellt. Das erste ist, sei fröhlich alles weit und breit, wo Osterlieder oben

drüber steht und in dieser altdeutschen Druckschrift, ich habe das bewusst gewählt,

als Ausgabe kopiert. Das ist ein nettes, wirkungsgeschichtlich sehr bedeutsames

Buch in diesem Handformat. Das war die erste Paul-Gerhard-Nied-Ausgabe der

Neuzeit, wenn man so sagen will, nämlich 1843 erschienen und wenn Sie bei ZVAB

schauen, ich habe unten ja die Angabe, das gibt es sehr häufig zu kaufen, scheint

also sehr weit verbreitet gewesen zu sein und wurde auch viel aufgelegt. Dieser

Philipp Wackernagel, der Herausgeber ist, war einer der ganz großen

Hymnologen des 19. Jahrhunderts, der die Lieder, erforscht hat, die alten Lieder

in allen Details und eine große Edition gemacht hat. Dieser Philipp Wackernagel

hat auch eine Beziehung zu Erlangen, das wurde mir erst neulich deutlich, als ich

einen Vortrag halten musste, wo er wichtiger war. Er hat hier in Erlangen bei

Karl von Raumer, der hat auch eine Straße, Mineralogie studiert und hier promoviert

und zwar in Mineralogie und er war quasi ein Ziehkind von diesem Karl von Raumer

und verkehrte viel bei Karl von Raumer im Haus und das Haus, in dem dieser Karl von

Raumer in Erlangen wohnte, steht in der Goethe-Straße und da hängt auch eine

Tafel dran, also man kann sich das verifizieren, wo dieser Erlanger Tatort

ein ganz wichtiger Ort der Liedpflege damals sehr außergewöhnlich war, wo sie

die alten Lieder mit Leidenschaft ausgeklagen und wieder gesungen haben.

So, das war Vorspann. Jetzt zu diesem Lied, das für Paul Gerhardt, Verhältnisse mit

sieben Strophen überraschend kurz ist. Hier gibt es keine eigene Melodie, deswegen

genügt es auch, wenn ich den Text abdrucke. Wir haben den Hinweis, weise nun

freut euch lieben Christen gemein. Also Luthers Lied nun freut euch lieben

Christen gemein, da werden Sie, wenn Sie gesangbuchfest sind, gleich dann als

Musik hören nun freut euch lieben Christen gemein.

Das ist aber nicht gemeint, sondern damals, zur Paul Gerhardt Zeit wurde nun

freut euch lieben Christen gemein gesungen, auf die Melodie, die schon Luthers selber

auch dafür vorgesehen hat, im Klugschengesangbuch, die heute im Gesangbuch

bei Nummer 149 steht, ich habe es notiert, nämlich nun freut euch lieben

Christen gemein und lasst uns fröhlich springen.

Also diese Melodie ist der Ausgangspunkt. Sie sehen, dass es Paul Gerhardt mit seiner

Anfangszeite, seines Osterlies, das wichtig ist, den Konnex zu dem, was die

Melodie transportiert, die frohe Botschaft des Evangeliums herzustellen,

denn seine Anfangszeite heißt, sei fröhlich alles weit und breit.

Nun freut euch lieben Christen gemein, sei fröhlich alles weit und breit.

Also fröhlich wieder als entscheidendes Stichwort und zudem noch alles. An

Ostern ist die Freude total für alle Menschen, denn der Ostersieg gilt allen.

Man könnte fast vermuten, aber dem ist wahrscheinlich nicht so, dass Paul Gerhardt

sogar wusste, dass Luther, nämlich sein nun freut euch lieben Christen gemein,

einem Osterlied nachgedichtet hat und dieses Osterlied begann nun freut euch

alle, Frau und Mann, dass Christus ist erstanden.

Freut euch alle, dass Christus ist erstanden. Also jedenfalls dieser Appell

nun freut euch ist etwas genuin österliches und im Bezug auf diese

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

00:20:42 Min

Aufnahmedatum

2020-04-22

Hochgeladen am

2020-04-30 00:06:29

Sprache

de-DE

Das Phänomen Paul-Gerhardt-Lieder II

Die Lieder von Paul Gerhardt (1607-1676) sind "Evergreens" trotz ihrer veralteten barocken Sprach- und Vorstellungswelt, trotz ihres oft schweren theologischen "Ballasts", trotz ihrer Überlänge. Die Vorlesung nimmt einzelne Lieder in Textgestaltung wie Melodiezuweisung genauer unter die Lupe, vermittelt historischen Hintergrund der Liedentstehung und gibt Einblicke in die Liedrezeption durch die Jahrhunderte in Gesangbüchern wie Kunstmusik.

Tags

Kirchenmusik
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