6 - Expert*innengespräch "Religionsunterricht in Bayern" - Input I zu ReliBa [ID:9518]
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Wir haben am Communist-Institut einen Schwerpunkt zur Zukunftsfähigkeit oder zur Zukunft religiöser Bildung in der Schule,

wo wir uns mit der Frage der Förderung und Stärkung konfessionell kooperativer Modelle und Formen beschäftigen,

wo wir in einem anderen Schwerpunkt das Prinzip der Inklusion auf religiöse Bildung hin bearbeiten.

Es gibt Initiativen zur interreligiösen Kooperation und wir nehmen divergente und konvergente Entwicklungen im Religionsunterricht in Europa wahr.

Es wird Sie nicht wundern, dass mein Input ein bisschen auch auf dieser Folie eben dann erfolgen wird.

Manfred Penner hat es schon erwähnt, die Befragung der Regierungslehrkräfte ordnet sich gut ein

in einer Reihe von anderen Studien, die in Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein und Niedersachsen in den letzten Jahren entstanden sind.

Und ich glaube, ein Vergleich der Ergebnisse wäre auch ein sinnvolles Unterfangen, hier auch mal zu gucken, wie sich das kontextuell unterscheidet.

Wenn ich das richtig sehe, geht es bei ReliBa um Selbstauskünfte der Religionslehrkräfte zu Religiosität und Professionalität in einem breiten Spektrum.

Das ist ja gerade aufgezeigt. Ich habe mir erlaubt, aus diesen zehn thematischen Bereichen drei Fragekomplexe herauszunehmen,

diese kurz zu kommentieren und würde dann in einem zweiten Teil vier inhaltliche Punkte benennen,

die aus meiner Sicht für die Frage der Zukunftsfähigkeit des Religionsunterrichts relevant sind.

Der erste Bereich sind Ziel und Aufgaben des Religionsunterrichts.

Bei den Fragen nach den Zielen gemessen am Ideal des Religionsunterrichts, das muss man auch noch mal sehen,

also nicht was denkt ihr, was ihr im Unterricht erreicht, sondern was ist eure Idealforstellung,

ragen ja diese drei Ziele hervor, den Schülerinnen und Schülern dazu zu verhelfen, Sinn und Orientierung im Leben zu finden,

sie dazu zu befähigen, über religiöse Fragen zu diskutieren und der Religionsunterricht direkt zum Allgemeinwissen bei.

Das liegt durchaus im Mainstream auch dessen, was in anderen Kontexten an Zielen für den Religionsunterricht formuliert wird.

Die Ziele sind sehr allgemein gefasst, dadurch werden sie nicht falsch, aber es bleibt eine weitergehende Aufgabe,

genauer zu bestimmen, was sich darunter konkret an Wisseneinstellungen und möglichem Können verbindet.

Ich wollte es mal illustrieren mit einem Beispiel aus England, auch in der Beschreibung von Zielsetzungen.

Das sind drei Zentral in einem Rahmenlehrplan des Religious Education Council, die lauten

Know about and understand a range of religions and worldviews, express ideas and insights about the nature,

significance and impact of religions and worldviews and gain and deploy the skills needed to engage seriously with religions and worldviews.

Die sind ein bisschen konkreter, ich könnte es nicht exzessiv vergleichen, aber es wird sich lohnen, in der Zielsetzung auch nochmal andere Kontexte hier heranzuzielen.

Ich habe auch mal angeguckt, was ganz unten auf dieser Skala ist bei den Zielen.

Das sind diese drei, verhilft in Übereinstimmung mit der eigenen religiösen Tradition aufzuwachsen,

bereitet darauf vor, den gesellschaftlichen Wandel zu bewältigen, führt näher an die Kirche oder an die religiöse Gemeinschaft heran.

Ich habe mich dann gefragt, warum die sozusagen in der Rahmenfolge weiter unten stehen.

Es könnte auf eine gewisse Distanz erstmal zu diesen Zielen hinweisen, die ja aber auch große Aufgaben beschreiben, die ja weit über Schule hinausgehen.

Und es könnte auch mit dem Befund korrespondieren, dass für lediglich 36,4 Prozent der Befragten die Beziehung zu einer konkreten Gemeinde ein wichtiger beruflicher Rückbezug darstellt.

Die Frage der Kooperation mit anderen Fächern, es hat mich überrascht, dass Erfahrungen mit alternativen Formen von Religionsunterricht in Bayern offensichtlich bislang nur wenig vorliegen.

Unter 10 Prozent jahrgangsweise konfusionsübergreifende Modelle 9,7, davon 36,6 Prozent an Grundschulen und 31,7 Prozent an berufsbildenden Schulen.

Hier scheint ein weitergehendes Entwicklungspotenzial zu bestehen, das sich dann stellt, wenn es um innovative Formen des Unterrichtens und um weiter differenzierte,

auf die individuelle Situation der Schülerinnen und Schüler ausgerichtete Lernarrangements geht.

Ich war vor kurzem in Berlin bei der Verleihung des Deutschen Schulpreises und es war bezeichnet, dass bei den 15 Schulen, die eingeladen waren,

alle innovative Lernformen entwickelt haben und auch umsetzen, um damit aus den Defiziten des herkömmlichen Schulwesens ihre Konsequenzen zu ziehen.

Ich sage das nur mal so als eine Randbemerkung.

Was mich etwas erschreckt hat, ist die Aussage, dass der künftige Lehrplan Plus für den Religionsunterricht,

die evangelisch-katholischen Kooperationen im Religionsunterricht nicht gerade unterstützt sind. Das würde mich ein bisschen genauer interessieren, was da die Indikationen sind,

um zu so einer Schlussfolgerung bei den Lehrkräften zu kommen.

Der dritte Bereich war die Frage nach Modellen und Konfessionalität von Religionsunterricht.

Dass es hier eine Präferenz für bestehende, bekannte Modelle gibt, mag nicht sonderlich überraschen.

Es kann mit den geringen Erfahrungen mit alternativen Formen von Religionsunterricht zusammenhängen.

Interessant war für mich, dass lediglich 9,8 Prozent der Lehrkräfte angeben, von ihren Schülerinnen und Schülern nach dem evangelischen im Religionsunterricht gefragt zu werden.

Zugleich war es für 84,2 Prozent wichtig, ihre eigene persönliche Überzeugung pädagogisch und didaktisch reflektiert in den Religionsunterricht einzubringen.

Konfessionalität ist auch ein zentraler Punkt bei den Lehrkräften.

So viel in dem ersten Teil. Im zweiten Teil will ich vier Punkte benennen, die sozusagen ein Stück auch die Frage der Legitimation

und auch die Plausibilität von Religionsunterricht in der Zukunft beschreiben kann.

Der erste ist die Frage der Plausibilität des Konfessionellen Religionsunterrichts.

Presenters

Dr. Peter Schreiner Dr. Peter Schreiner

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

00:27:12 Min

Aufnahmedatum

2018-06-08

Hochgeladen am

2018-10-01 15:23:18

Sprache

de-DE

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