Der Plan für heute sieht so aus, dass ich Sie in den nächsten gut 30 Minuten so auf
eine kleine Reise mitnehmen möchte und versuche zu beantworten, werden wir jemals bewusste
Maschinen haben, gemäß dem Titel und um die Frage zu beantworten, wie wir gleich sehen
werden, darf man nicht nur eine Wissenschaftsdisziplin bemühen, sondern da haben also ganz viele
wissenschaftliche Disziplinen was dazu zu sagen, angefangen von den Neurowissenschaften über
die Philosophie bis zur Informatik. Und das gesagt haben, steigt man gleich ein ins Thema.
Wenn man über künstliche Intelligenz oder künstliches Bewusstsein nachdenkt oder daran
arbeitet, dann bietet es sich immer an, im biologischen Vorbild nachzuschauen, weil
das einzige System, von dem wir sicher wissen, dass es bewusst ist und dass es eine Intelligenz
auf menschlichem Niveau hat, ist das menschliche Gehirn und deswegen bietet es sich immer an,
dort nachzuschauen und das möglichst gut zu verstehen. Ich behaupte und damit bin ich
nicht alleine, dass das menschliche Gehirn das komplexeste System im uns bekannten Universum
ist. Das möchte ich im Folgenden an einigen Zahlen verdeutlichen. Das Gehirn besteht aus
sogenannten Neuronen, das sind also die Nervenzellen und die bilden ein gigantisches Netzwerk.
Also die Nervenzellen machen im Endeffekt die ganze Informationsverarbeitung und die sind
untereinander über sogenannte Synapsen verbunden. Und unser Gehirn oder unser Nervensystem besteht
aus etwa 100 Milliarden Nervenzellen und im Mittel ist es jetzt so, dass jede dieser Nervenzellen
mit 10.000 anderen Nervenzellen über sogenannte Synapsen in Verbindung steht. Diese Synapsen,
die können unterschiedlich stark sein, man sagt, die können ein Gewicht haben und die können auch
ein Vorzeichen haben. Das bedeutet, die können erregend oder hemmend sein, was nichts anderes
heißt als, dass sie die Aktivierung des Nachfolge-Neurons entweder begünstigen oder hemmen. Das
heißt, mathematisch betrachtet könnte man quasi jeder Synapse eine kontinuierliche Zahl zuweisen,
die von minus x bis plus x gehen kann. Wenn ich sage, dass jede Nervenzelle im Mittel mit 10.000
anderen Nervenzellen in Verbindung steht, dann bedeutet das, dass es da natürlich eine sehr
breite Verteilung gibt. Also es gibt Nervenzellen, beispielsweise im Kleinhörn, die stehen mit einigen
100.000 oder sogar mit einigen Millionen anderen Nervenzellen in Kontakt. Und es gibt aber auch
Nervenzellen, die stehen nur mit wenigen Dutzend anderen Nervenzellen in Kontakt. Das ist also eine
sehr breite Verteilung und diese 10.000 Verbindungen pro Nervenzelle sind also nur der Mittelwert.
Jetzt kann man verschiedene Abschätzungen machen. Man kann sich zum Beispiel überlegen, ja gut,
also 100 Milliarden Nervenzellen insgesamt, 10.000 Verbindungen pro Nervenzelle im Mittel,
dann kommt man auf eine Anzahl von einer Billiarde Synapsen insgesamt im menschlichen Gehirn. Zur
Einordnung, mit einer Billion sind wir jetzt gerade so schon gewohnt umzugehen. In der Finanz- oder
Politik geht es öfter mal um Billionen Euro. Eine Billiarde, das wären jetzt noch mal drei
Größenordnungen drüber, also noch mal tausend mal mehr. Tausend Billionen wäre eine Billiarde.
Weiterhin kann man sich anschauen und kann sich überlegen, wie viele theoretisch mögliche
Verbindungen kann es denn geben. Und dann kommt man drauf, ja, also wenn 100 Milliarden Nervenzellen
im Prinzip jede davon mit jeder anderen in Verbindung stehen könnte, dann gibt es 100
Milliarden mal 100 Milliarden theoretisch mögliche Verbindungen. Das sind dann also 10
Trilliarden oder 10 hoch 22, also eine 1 mit 22 Nullen. Und wenn man das jetzt vergleicht mit
der Anzahl der tatsächlich vorhandenen Synapsen, dann kommt man drauf, obwohl dieses System also
sehr komplex ist und sehr groß ist und es sehr viele Synapsen und sehr viele Nervenzellen gibt,
ist tatsächlich nur eine von 10 Millionen theoretisch möglichen Verbindungen auch
realisiert. Das heißt, dieses gigantische, biologische, neuronale Netz ist sehr, man sagt,
sparse, also sehr dünn besetzt, also das krasse Gegenteil von einem dichten oder engmaschigen Netz.
Man kann jetzt die Abschätzungen ein bisschen weiter treiben. Man kann sich zum Beispiel überlegen,
wie viele mögliche Konnektome kann es geben. Also Konnektom ist in Analogie zum Genom. Das
Genom wäre die Gesamtheit der Gene eines Organismus. Das Konnektom wäre die Gesamtheit
der Nervenzellverbindungen in einem Nervensystem. Und ja, wie viele Konnektome kann es geben? Man
kann es gar nicht genau ausrechnen. Man kann nur sozusagen als Näherung eine untere Grenze
angeben. Und zwar kann man sich da wieder bedienen dieser Abschätzung von, also es kann eine
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:50:05 Min
Aufnahmedatum
2022-06-22
Hochgeladen am
2022-07-06 09:38:02
Sprache
de-DE
Der Unterschied zwischen Mensch und Maschine ist das Bewusstsein – sich selbst wahrnehmen, emotional auf Reize der Umgebung reagieren, Sprache verarbeiten und sich an die Vergangenheit erinnern. Für diese Fähigkeiten ist unser Gehirn verantwortlich. Dieses besteht wie Computermodelle aus neuronalen Netzwerken. Kann eine Maschine dann nicht auch selbstbewusst sein? Oder ist die Komplexität des menschlichen Geistes nicht durch Computer zu erfassen?
Viele WissenschaftlerInnen der Philosophie, Neurowissenschaft und Informatik beschäftigen sich damit, was das menschliche Bewusstsein ausmacht, wie es in unserem Gehirn entsteht und wie diese Formen und Prozesse mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) in Computermodellen nachgebaut werden können.
Auch Informatiker Prof. Dr. Maier und Neurowissenschaftler Dr. Krauß forschen gemeinsam und disziplinübergreifend zu diesem Thema. In einem Zwiegespräch präsentieren sie die neuesten Erkenntnisse zur Frage: Wie kommt das Bewusstsein auch in die Maschine?