4 - Praxis und Kritik des Organhandels [ID:6859]
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Dieser Audiobeitrag wird von der Universität Erlangen-Nürnberg präsentiert.

Ich bin erstmal ganz herzlich Dank für die Einladung. Ich freue mich sehr hier zu sein,

gerade weil mir diese Verbindung von Sozialtheorie, politischer Philosophie, Ethik einerseits

und andererseits eben empirischen Thematiken, empirischen Bezügen sehr liebt und nahe kommt.

Ich muss aber gleich zwei Enttäuschungen vorwegschicken.

Das eine ist, ich bin tatsächlich, was den Organhandel angeht und erst recht die Organspende,

völliger Dilettant und habe mich tatsächlich für diese Veranstaltung darauf vorbereitet,

vor dem Hintergrund allerdings meiner gegenwärtigen Beschäftigung mit gegenwärtiger Sklaverei

und das wird auch die Perspektive sein, aus der ich das Thema hier behandle.

Die zweite Enttäuschung vielleicht vorweg, es wird alles andere als ambig sein.

Ich habe eine relativ klare Position, was meine Auffassung von Organhandel betrifft.

Also keine Ambiguitätstoleranz hier. Dafür bitte ich gegebenenfalls um etwas Ambiguitätstoleranz.

Okay, also was das Thema Organhandel angeht und meine Perspektive darauf ist schlicht der,

dass mein Thema, nämlich gegenwärtige Sklaverei, sowie das Thema Organhandel

im gleichen rechtlichen Rahmenwerk völkerrechtlich geregelt ist.

Es geht um die zentrale völkerrechtliche Konvention zum Menschenhandel,

die umfasst auch den Menschenhandel zum Zwecke der Organentnahme.

Das ist mein Bezugspunkt und das ist auch das, was meine These gleich motiviert,

nämlich dass ich diese Verbindung für sehr unglücklich halte und dafür argumentieren werde,

dass beides viel stärker voneinander zu trennen wäre, weil die Probleme und entsprechend auch

die Lösungsansätze, die ich für vielversprechend halte, sich doch sehr stark unterscheiden.

Das hat damit zu tun, dass es sich zwar in beiden Fällen um Formen extremer Ausbeutung handelt,

die, wie ich glaube, auch zurecht mit dem neuerdings in die Diskussion eingeführten Begriff des Bodycapital,

des Körperkapitals und der Ausbeutung von Körperkapital zutreffend analysiert werden können,

aber es doch ganz unterschiedliche Strukturen sind, in denen dieses Körperkapital jeweils eine Rolle spielt.

Kapital, wie übrigens der Begriff jüngst eingeführt, eher in einem brodiöischen Sinne,

also nicht an eine kapitalistische Wirtschaftsordnung im engeren Sinne geknüpft.

Und zwar insofern, als es sich bei Sklaverei und sklavereiähnlichen Praktiken

um Körperkapital im Sinne einer funktionalen Ressource handelt, im Gegensatz zum Organenhandel,

wo es eher eine materielle Ressource in einem einfacheren Sinne ist.

Das hat damit zu tun, dass ich Sklaverei verstehe über eine paradoxale Struktur von Inklusion, Exklusion.

Sklaven verstehe ich als, nachdem ich lange mit der Definition gekämpft habe,

es finden sich überraschend wenige in der Literatur, als diejenigen, deren Körperkapital

in funktionaler Hinsicht über in der Regel Leistungen, die erbracht werden durch die Ausbeutung von Körperkapital,

inkludiert werden in einem Sinne, der nur möglich ist dadurch, dass sie exkludiert sind von einer Rechtfertigungsgemeinschaft.

Das lasse ich hier nur so kurz stehen.

Das hat zur Folge, dass es sich bei Sklaverei um nicht unbedingt lebenslange,

aber doch relativ fortdauernde Abhängigkeit, relativ fortdauernde Abhängigkeitsverhältnisse handelt,

was eine spezifische Vulnerabilität der Opfer zufolge hat, die im Falle des Organhandels eben ganz anders strukturiert ist,

was auch zufolge hat oder damit zusammenhängt, dass die Root Causes,

die die zentralen Ursachen für die Nachfrage nach dieser Form von Ausbeutung ganz andere sind im Falle von Sklaverei und Sklaverei ähnlichen Praktiken,

nämlich direkt ökonomisch motiviert sind und deswegen einen spezifischen Systembezug haben,

einen Bezug auf das kapitalistische Wertsystem, der so im Falle des Organhandels, was die Nachfrage angeht, offensichtlich gar nicht gegeben ist.

Im Falle des Organhandels, wie gesagt, Opfer, die nur als oder Bodycapital, das als materielle Ressource in Betracht kommt

und deswegen ganz andere Lösungen verlangt, nämlich solche und das wird die vielleicht kontroverse These sein, die ich hier präsentieren will,

dass nämlich Kriminalisierungsansätze, Strafverfolgungsansätze in Bezug auf den Organhandel für die Opfer selbst im Gegensatz zum Fall der Sklaverei und der Sklaverei ähnlichen Praktiken

weniger und potenziell gar nicht schädlich sind und sogar vielversprechend gestaltet werden können, was im Falle von Sklaverei und Sklaverei ähnlichen Praktiken, wie ich gleich zeigen will, nicht der Fall ist.

Das mache ich in drei Schritten, indem ich erstens auf ein paar Daten zum Organhandel zusammen trage, da allerdings tatsächlich nur sehr sporadisch sein kann,

weil in der Tat fast alles dunkel fällt, es gibt einige aufgedeckte Fälle, aber auch da ist völlig unklar, wie repräsentativ die sind.

Also ein bisschen Hintergrund. Dann Kritik des Organhandels, stimmt nicht ganz, was wird dagegen unternommen, welche Instrumente gibt es?

Presenters

Dr. David Strecker Dr. David Strecker

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

00:24:13 Min

Aufnahmedatum

2016-07-18

Hochgeladen am

2016-11-09 11:42:38

Sprache

de-DE

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