5 - Répresenter, déchiffrer et produire la société. Literarische Antworten auf gesellschaftliche Zerfallsprozesse in Frankreich [ID:7118]
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Dieser Audiobeitrag wird von der Universität Erlangen-Nürnberg präsentiert.

Schön, dass Sie sich für das Thema interessieren. Ja, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer,

man spricht in diesen Tagen und angesichts eben auch der jüngsten politischen Ereignisse in

Amerika, ja, also vielleicht können Sie es nicht mehr hören, aber ich habe mir dennoch gedacht,

dass es ein guter Aufhänger ist, als Einstieg gut geeignet in das Thema. Also man spricht

eben viel vom Gesicht bzw. auch vom wahren Gesicht von Nationen oder Gesellschaften,

ja, und ob es nun stimmt, dass jetzt Amerika über Nacht ein anderes Land geworden ist oder,

wie auch in der Zeitung eben zu lesen war, einfach nur über Nacht ein anderes Amerika sichtbar

geworden ist. Das kann ich an dieser Stelle natürlich nicht beantworten, also wahrscheinlich

eher Letzteres, aber ja, in jedem Fall spricht man also gerade auch mit Blick auf die Wahlen

in den USA oder auch mit Blick auf den Brexit, ja, von vergessenen Schichten, ja, von Gruppen,

ja, von sozusagen weißen männlichen Arbeitern oder wie man sie eben dann auch nennen mag,

die also ihrem Ärger über das sogenannte Establishment Luft gemacht haben. Ob man diese

Gruppen nun parallel Gesellschaften nennen mag, ja, oder kann, das sei mal dahingestellt

und dennoch wird eben gerade bei solchen Wahlausgängen, wie wir sie in den USA oder

auch dann in Großbritannien hatten, evident, dass es in unseren Gesellschaften, also kollektive

Stimmungslagen, Milieus, Realitäten und Lebenswelten gibt, ja, von denen man weiß, dass sie da

sind, die aber nicht so richtig fassbar scheinen, also die man nicht so richtig ans Licht bekommt,

also jedenfalls nicht, mit den gängigen auch, ja, wissenschaftlichen Instrumentarien der

Befragung, also Meinungsforschung durch Interviews oder eben auch indem man Statistiken erstellt.

Und so sind eben jetzt hinterher oft dann eben alle überrascht über das Ausmaß sozusagen

des Vertrauensverlustes ja in die gängigen Parteien und Politiker, so wie über das Ausmaß

dann auch der Ablehnung, die also dem System, ja, man spricht ja immer irgendwie von Establishment

von System, die also diesen Strukturen entgegengebracht wird.

Kurzum, wir verfügen eigentlich in der Gesellschaft über viele Instrumente, um soziale Transparenz

herzustellen, ja, und dennoch kursiert eben ein Gefühl, dass die Gesellschaft irgendwo

ja unläsbar geworden ist.

Wir haben es also in gewisser Hinsicht mit tief greifenden, ja, Repräsentationsdefiziten

zu tun.

Also grob vereinfacht gesagt, zunächst in einem politischen Sinne, ja, also es gibt

ein weit verbreitetes Gefühl bei den etablierten Parteien, also kein Gehör zu finden, von ihnen

nicht wahrgenommen, nicht gehört zu werden, nicht repräsentiert zu sein, was dann auch

ja so das gängige Schema eben zu Politikverdrossenheit führt, zu auch Abschottung und natürlich

auch den Erfolg dann von Populisten begünstigt, die sich als die ja angebliche Stimme dann

auch der Enttäuschten, der Unterdrückten oder der sogenannten ja auch irgendwie kleinen

Leute dann auch ausgeben.

Ja, also wie Trump das dann auch in der Wahlkampfrede formuliert hat, I'm your voice, ja, so sehr

plakativ.

Zugleich berührt also dieses Repräsentationsdefizit auch ein Grundproblem epistemologischer und

kognitiver Art, ja, also der sozusagen der Wissensbildung auch.

Genau gesagt, also betrifft das eine Schwierigkeit moderner, komplexer Gesellschaften Selbstbilder

zu kreieren und damit jene abstrakte soziale Idee zu konkretisieren, die der amerikanische

Politikwissenschaftler Benedict Anderson imagined communities, ja, also vorgestellte Gemeinschaften

nannte.

Also um mich als Teil einer Gruppe zu begreifen, muss ich also auch eine gehörige Passion Einbildungskraft

besitzen.

Ja, ich kann als Deutscher unmöglich natürlich alle 80 Millionen andere kennen.

Ja, ich war vielleicht eben auch nicht auf Helgoland oder dann runter bis zur Zugspitze

und dennoch habe ich eine Vorstellung davon, was sozusagen die geografischen Facetten,

auch die kulturellen Facetten dann auch dieses Landes ausmacht.

Presenters

Dr. Robert Lukenda Dr. Robert Lukenda

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

01:30:38 Min

Aufnahmedatum

2016-12-06

Hochgeladen am

2016-12-08 21:11:15

Sprache

de-DE

Tags

Literatur Kultur Laien Sozialstrukturen Parallelwelten
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