Ja, lieber Herr Wachter, ganz herzlichen Dank für diese liebenswürdige Einführung. Ich freue
mich sehr, dass ich heute Abend hier sein darf und dass auch so viele Zuhörerinnen und Zuhörer den
Weg hier in unser Schloss, das ja hoffentlich bald saniert wird, gefunden haben. Ich darf Ihnen
allen noch ein gutes neues Jahr wünschen und uns allen natürlich Glück, Zufriedenheit, Erfolg und
vor allem eben Gesundheit. Ich habe die Maske jetzt abgenommen, behalten Sie bitte auf, aber ich hoffe,
dass wir doch in diesem Jahr ein Ende dieser schrecklichen Pandemie erleben. Ja, wenn ich
heute jetzt referiere in unserer Ringvorlesung Hindenburg, Rommel, Langemark, umstritten des
Gedenken zur Problematik der Benennung von Straßennamen und akademischen Institutionen,
so wurde ja schon erwähnt, ist dieser Vortrag heute ein kleiner Exkurs, ein kleiner Seitenschwenk,
eben weg von Adressen, an denen die FAU dann tatsächlich auch Institute beheimatet oder
Institutsnamen der FAU selbst. Es geht um Werner Lorleberg und den in Erlangen natürlich auch
bekannten zentralen Platz, den Lorlebergplatz, der auch deswegen ja so bekannt ist, weil er eben so
aussieht wie ein Kreisverkehr, aber ja kein Kreisverkehr ist im verkehrsrechtlichen Sinne
und deswegen natürlich auch immer wieder zu Verstimmungen führt, vor allem mit Autofahrerinnen
und Autofahrer, die im Kennzeichen nicht mit ER beginnt. Wir haben aber natürlich jetzt hier
andere Themen heute Abend und ernste Themen, denn es geht um die letzten Tage des Krieges in Erlangen,
das Ende des zweiten Weltkrieges in Erlangen. Und natürlich ist das vorrangige Thema dieser
Ringvorlesung ja das Gedenken und der Umgang mit Gedenken. Also wer verdient es denn, dass ein
Platz, ein Institut oder eine Straße nach ihm oder nach ihr benannt wird? Was ist hierfür der Maßstab
und wie verändert sich denn dieser Maßstab im Laufe der Jahre und der Geschichte und welche
Konsequenzen sind da aus diesen Veränderungen heraus zu ziehen? Wenn wir uns heute auch mit dem
Thema zweiten Weltkrieg auseinandersetzen, dann geht es auch noch mal spezieller um die Frage,
wie gehen wir eigentlich mit kriegerischen Ereignissen um, mit Militarismus insgesamt,
auch in unseren Narrativen, die sich eben in diesen Straßennamen und Platznamen dann auch
widerspiegeln. Wie gehen wir mit dem Nationalsozialismus um, zumal in einer Stadt,
die ja schon relativ früh Sieg Heil gerufen hat. Mit dieser Ringvorlesung will die AG
Erinnerungskultur der Friedrich-Alexander-Universität zunächst sensibilisieren für Namen und Gedenken,
für einen reflektierten Umgang mit der eigenen Geschichte, mit dem reflektierten Umgang der
Narrative, die daraus entstehen. Der Name Werner Lohrleberg, um den es eben heute geht,
ist nur für einen kurzen Moment Teil der Erlanger Geschichte geworden. Nur vom 9. bis zum 16. April
1945 hielt sich Lohrleberg überhaupt in Erlangen auf. Aber für diese wenigen Tage war er als
Kampfkommandant für das Schicksal Erlangens seiner Einwohner und die vielen Verletzten und
Flüchtlinge verantwortlich, die sich hier in der Stadt im April 1945 aufhalten. Er übergab
schließlich am 16.4.1945 die Stadt kampflos den auf Nürnberg zustrebenden US-amerikanischen
Streitkräften. Am Nachmittag des 16. April 1945 kommt Werner Lohrleberg zu Tode. Ob durch die
eigene Hand oder durch Fremdeinwirkung bleibt unklar. Im November 1947 wird schließlich schon
der Kaiser Wilhelmplatz in Lohrlebergplatz umbenannt. Ein Ehrenkrab auf dem Ehrenfriedhof in der
Uessernbrucker Straße und ein Denkmal am Ort seiner Tötung in der Talermühle zeugen für eine
Heldenverehrung des Fremden, des Unbekannten. Können wir das heute nachvollziehen? Die mir
angetragene Aufgabe über Werner Lohrleberg im Rahmen dieser Ringvorlesung zu sprechen hat mir
durchaus einiges Kopfzerbrechen bereitet. Die letzten Tage Erlangens sind durch die
Archivstudie von Andreas Jakob, unserem Erlanger Stadtarchiv, ich habe sie mal mitgebracht,
wie sie sehen, schwergewichtig und gut erforscht. Ich habe mich deshalb auch natürlich aus Zeit
gründen nicht selbst ins Archiv begeben können, sondern habe mich darauf verlassen, dass das alles
stimmt, was hier drin steht. Ich gehe mal davon aus, dass ich das auch durfte. Fehler in diesem
Vortrag gehen natürlich allein zu meinen Lasten und nicht zu Lasten von Andreas Jakob, nicht,
dass Sie mich jetzt hier falsch verstehen. Also diese Berichte, die hier wirklich sehr gut
aufgearbeitet sind, in denen die Archivalien reproduziert sind, wiedergegeben sind, auf die
habe ich mich hier verlassen. Und die Abläufe dieser letzten Tage in Erlangen sind einige
ermaßen unklar. Die vorliegenden Berichte über diese letzten Tage sind häufig, worauf Jakob eben
Presenters
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:49:53 Min
Aufnahmedatum
2022-01-11
Hochgeladen am
2022-01-19 16:20:07
Sprache
de-DE