Vielen Dank, Herr Wachter, für die freundliche Einführung. Ich gehe gleich zum ersten Bild,
das nur ein kurze aufscheinen soll, in dem wir Hans Liermann gut verborgen finden zwischen Fritz
Haber, dem Studiosus Sand und für die Schlachtbeimangel Langemark die Hindenburg Hochschule.
Und das unten kann ich da nicht mehr lesen, was das ist. Walter Flex ist das. Also eine
bunt gemischte Truppe, die dort auftaucht in dem Plakat unserer Vorlesung, das in der Tat ganz
unterschiedliche Personen umfasst. Heute soll es also gehen um Hans Liermann im Nationalsozialismus.
Der Anlass dafür, dass wir uns im Rahmen dieser Ringvorlesung auch mit Hans Liermann beschäftigen,
ist ein ganzseitiger Artikel in den Erlanger Nachrichten vom 28.04. dieses Jahres. Herr Wachter
hat darauf hingewiesen mit dem Titel, dunkle Flecken auf der weißen Weste?
Dieser Artikel war seinerseits dadurch verursacht, dass der Wiesbadener Autor und Designer Tilo von
Debschitz in der Wohnung seiner Freundin Simone Bloch in New York, die von Hans Liermann unterschriebene
Promotionsurkunde ihres Vaters Kurt Bloch gesehen hatte und wissen wollte, wer dieser Hans Liermann
war. Bei seinen Recherchen, vermutlich den Beitrag über Liermann in Wikipedia, stieß er dann darauf,
dass Liermann ab 1933 förderndes Mitglied der SS war. Das Erlanger Institut für Kirchenrecht
trägt seit 1983 Hans Liermanns Namen. Man kann in der Tat die Frage stellen, ob es NS-Verstrickungen
gibt, die diese Namensgebung in Zweifel ziehen, also zum Themenkreis dieser Vorlesung zählen.
Nachdem der erwähnte Artikel zunächst das Leben des vielfach ausgezeichneten Wissenschaftlers Hans
Liermann in Erlangen mit dem Leben des jüdischen Immigranten Kurt Bloch kontrastiert, stellt er
die Frage, wie mit einer Persönlichkeit wie Hans Liermann umzugehen sei und schreibt dann
zurecht, dass es zu einfach wäre, jemanden schlicht einen Nazi-Stempel aufzudrücken. Auch wenn Liermann
formal durch seine SS-Fördermitgliedschaft und inhaltlich, wie zum Beispiel in seinem Buch
Recht und Sittlichkeit, immer wieder eine Nähe zum Nazi-Gedankengut gezeigt habe, so der Autor des
Artikels in den EN. Angesichts dieser Fragestellung möchte ich heute zunächst kurz das Leben, die
wissenschaftlichen Verdienste und die Tätigkeit Hans Liermanns für Universität und Kirche
allgemein darstellen, um mich dann auf die Zeit von 1933 bis 1945 zu konzentrieren. Dabei möchte ich
auch auf die Schriften mit der angeblichen inhaltlichen Nähe zum Nazi-Gedankengut zu
sprechen kommen, aber auch die direkte Nachkriegszeit und die Perspektive Liermanns auf den
Nationalsozialismus möchte ich betrachten dann in einem abschließenden Abschnitt. Der Blick und die
Perspektive Liermanns wird insbesondere in seiner Autobiografie erlebte Rechtsgeschichte deutlich.
Das also ist das Programm, das Sie hier nachlesen können. Kommen wir dann zunächst zu einem Überblick
über Leben und Werk Hans Liermanns. Hans Liermann wurde am 23. April 1893 in Frankfurt am Main
geboren. Er war Sohn des Chirurgen und späteren Hofarztes der Herzöge von Anhalt, Professor Dr.
Wilhelm Liermann und allein diese Aussage zeigt, wie weit die Zeiten zurückliegen bis zur Geburt und
zur Jugend Hans Liermanns, aber soweit auch wieder nicht. Mein Großvater ist der gleiche
Geburtsjahrgang wie der Geburtsjahrgang von Hans Liermann, also überspannt sozusagen zwei
Menschenleben, aber mehr dann auch nicht. Die Zeiten waren aber wirklich völlig andere, in die
Hans Liermann zunächst geboren wurde. Seine Kindheit und Jugend verbrachte er in Frankfurt am Main und
in Dessau, wo er auch 1911 das Abitur ablegte. In den Jahren 1911 und 1912 begann er das Studium
der Rechtswissenschaft in Freiburg im Breisgau, das er 1913 und 14 in Halle an der Saale fortsetzte.
Das anhaltische Referendarexamen legte er 1914 in Naumburg ab, für heutige Studierende eine
bemerkenswert kurze Zeit. In den Jahren das anhaltische Referendarexamen, also 1914 in
Naumburg, dann hatte Liermann noch genau einen Monat Zeit und das war auch im Großen und Ganzen
bekannt, bis er in den Ersten Weltkrieg ziehen musste. An das Examen also schloss sich Liermanns
Zeit im Ersten Weltkrieg an. 1914 bis 1916 war er im Fronteinsatz als Soldat. Er wurde sehr früh
im Krieg verwundet, kam ins Lazarett, kam zurück an die Front und erlitt dann 1916 eine längere
Krankheit und nach längerem wieder Lazarettaufenthalt war er nicht mehr kriegsverwendungsfähig. Er wurde
dann eingesetzt als Schreiber bei der Militärgerichtsbarkeit, was natürlich für einen
Referendar oder bzw. jemanden, der das erste Examen abgeschlossen hat, eine ganz sinnige
Verwendung gewesen ist. Nach dem Tod seines Vaters im Jahr 1915 war seine Mutter in ihre Heimat nach
Freiburg zurückgekehrt und so nahm er dort nach dem Krieg noch einmal das Studium auf, um sich auf
Presenters
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:50:58 Min
Aufnahmedatum
2021-12-14
Hochgeladen am
2021-12-20 13:56:00
Sprache
de-DE