1 - Biografische Comicreportagen von LSBTI - Sichtbarkeit und Sinngebung von Identität durch Narration und Visual Storytelling [ID:3843]
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Also herzlich willkommen und guten Abend an Sie alle, liebe Gäste, liebe Studierende. Ich freue mich wirklich sehr, dass auch heute wieder so viele Menschen zur zweiten Veranstaltung, zu unserer Ringvorlesung, sexuelle Selbstbestimmung und geschlechtliche Vielfalt gekommen sind.

Ich möchte Sie heute im Namen des gesamten Veranstaltungsteams sehr herzlich begrüßen. Mein Name ist Christine Burmann und ich habe hier in Erlangen Politikwissenschaften studiert. Das heißt, ich freue mich immer auch ganz besonders, wenn ich mal wieder hier an der Uni bin.

Ich bin beruflich in Nürnberg in der Menschenrechtsarbeit und an die Diskriminierungsarbeit tätig und Vorstandsmitglied vom Nürnberger Menschenrechtszentrum, das auch mit im Veranstaltungsteam ist.

Sie haben letzte Woche mit Frau Prof. Dr. Nina Degelay, haben sich noch mal ganz grundsätzlich mit Geschlecht und Geschlechterkonstruktionen beschäftigt.

Sie haben auch von Judith Butler gehört. Sie haben Umfragen aus dem Fußballbereich gehört. Das lassen wir heute, weil in Nürnberg gab es ja eine Trainerentlassung und die Bayern spielen heute Abend im Champions League Halbfinale. Also ich werde nicht mehr über Fußball reden.

Worum soll es dann eigentlich heute Abend gehen? Wir steigen ein ganz direkt in den Lebensalltag, in die Lebenswirklichkeit von Lesben, Schwulen, Bidrans und Intersexuellen.

Also weniger theoretisch, sondern etwas mehr eine praktische Sichtweise. Und wir freuen uns ganz besonders, dass wir für heute Abend Martina Schradie als Referentin gewinnen konnten,

die uns nicht nur eine Einführung in die Methode des Storytelling geben wird, sondern auch ihr Projekt Ach so ist das vorstellen wird.

Und sie sind nämlich ganz besonders mutig, weil Frau Schradie betreibt nämlich Propaganda mit ihrem Projekt.

So behauptet das einige aus Baden-Württemberg, die sich das kommende Projekt schon mal genauer angesehen haben. Aber wir erfahren das ja dann auch und können überprüfen, ob das stimmt.

Martina Schradie, den Jahrgang verrate ich nicht, obwohl ich ihn hier stehen habe, ist eine Teilzeitbeschäftigte am FPZHL der FAU.

Wem das nicht sagt, das ist das Fortbildungszentrum für Hochschullehrer der Friedrich-Alexander-Universität.

Sie ist auch Psychologin und hat einen Master in Kommunikations- und Mediendesign.

Frau Schradie hat uns außerdem verraten, dass sie von Kindesbeine an Comic-Fan ist und seit sie einen Stift halten kann, gekrixelt hat.

Sie hat das mal während des Studiums kurz aus den Augen verloren, wo sie dann aber berufstätig war, hat sie sich gedacht,

Mensch, ich könnte nicht mehr nur Comics lesen, sondern auch sehr viele Comics zeichnen.

Sie hat dann 2013 das Comic-Projekt Ach so ist das ins Leben gerufen, der jetzt sie ehrenamtlich betreibt.

In diesem Projekt vereint sie zum einen Biografiearbeit, aber auch ihr politisches Engagement und die Leidenschaft fürs Comic-Zeichen.

Und die Ausstellung von Ach so ist das wurde auch im Rahmenprogramm der Menschenrechtspreisverleihung der Stadt Nürnberg an Kaschanabagisera,

die sich für die Rechte von lesbenschwulen Bi- und transsexuellen Uganda einsetzt, gezeigt.

Dort hat die Ausstellung sehr großen Anklang gefunden, im Positiven wie im Negativen, aber davon wirst du uns selbst berichten.

Und die Ausstellung ist mittlerweile in sehr vielen Städten zu sehen, also in Erlangen, Berlin, Köln, Stuttgart, Salzburg, Innsbruck.

Und es gibt auch Anfragen aus Russland und der Ukraine, also ganz international.

Jetzt müssen Sie sich noch mal kurz konzentrieren. Ich möchte eine ganz kleine Einführung geben, was wir eigentlich unter einem LSBTI-Alltag verstehen.

Also ich habe es schon gesagt, es soll um den Lebensalltag, die Lebenswirklichkeit von LSBTI gehen.

Und wenn wir in der Öffentlichkeit davon hören oder davon lesen, vielleicht auch Kommentierungen an der Universität oder am Arbeitsplatz,

dann gibt es in der Regel zwei Kommentierungen, die immer irgendwann fallen.

Eine lautet, die haben doch alles erreicht, was wollten die eigentlich noch? Es ist doch heute eh kein Problem mehr.

Und die andere Kommentierung ist, es gibt ein gewisses Unbehagen.

Ein Unbehagen, das hat zum Beispiel auch Angela Merkel formuliert im Wahlkampf letztes Jahr, wenn es um Lebenspartnerschaften geht, die auch Kinder großziehen.

Können die das? Dieses Unbehagen, was formuliert wird, sehen wir aktuell auch in Baden-Württemberg, wenn Sie dort die Diskussionen verfolgen,

oder auch von dem Ex-Spiegeljournalisten Matuszek. Also ein Unbehagen, ein Misstrauen, dass es halt auch um sexuelle Maßlosigkeit geht.

Kinder sollen an Pornografie herangeführt werden oder noch viel schlimmere Verdacht der Pädophilie.

Und ich kann Ihnen aber verraten, heute Abend wird es nicht um Sex gehen.

Sondern wir beschäftigen uns mit der sozialen Demission von LSBTI.

Sie werden sehen, dass der LSBTI Alltag ganz grau sein kann. Er ist auf jeden Fall nicht immer aufregend.

Er ist kein CSD, er ist nicht schrillbunt. Wir gehen auch nicht in der Federboa zur Arbeit oder ins Café.

Woher kommen solche Bilder? Natürlich aus den Medien. Und von wie vielen Menschen reden wir?

Wir reden ungefähr von 10 Prozent der Bevölkerung, die LSBTI sind. Das heißt in der BRD ungefähr acht Millionen.

Das heißt auch hier an der FAU gibt es wahrscheinlich welche.

Und wir sehen auch, und es stimmt, es ist sehr viel passiert und wir haben eigentlich schon auch fast alles.

Im rechtlichen Rahmen ist tatsächlich viel passiert. Da wird auch im Geleicht in zwei Wochen die Rechtsentwicklung nochmal ganz deutlich aufzeigen.

Und der rechtliche Rahmen ist tatsächlich weniger das Problem. Es gibt einen verankerten Diskriminierungsschutz,

hier darf die eingetragene Lebenspartnerschaft eingegangen werden. Seit letztem Jahr auch eine steuerliche Gleichstellung.

In diesem Jahr wird es noch ein Urteil zum Adoptionsrecht geben.

Wir haben also in Deutschland eine komfortable Situation, auch die, dass politische Akteure auf der Seite von LSBTI sind.

Das ist nicht überall der Fall, in anderen Ländern wie Russland, Polen, Moldawien nicht.

Also aber die überwiegende politische Akteure in Deutschland sind für die Gleichstellung von LSBTI.

Trotz all dieser rechtlichen Fortschritte und dessen, was dort erreicht wurde,

spiegelt sich das Ganze nicht unbedingt im empfundenen Alltag wieder.

Presenters

MA Martina Schradi MA Martina Schradi

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

00:41:44 Min

Aufnahmedatum

2014-04-23

Hochgeladen am

2014-05-08 14:20:59

Sprache

de-DE

In diesem Vortrag wird mit dem Projekt „Ach, so ist das?!“ ein außergewöhnlicher Ansatz vorgestellt, Vorurteile gegenüber LSBTI abzubauen: Mit der Methode des Visual Storytelling werden wahre Geschichten über Identität, Lebensweise und Erfahrungen von LGBTI gesammelt und in biografische Comicreportagen umgesetzt. Etwa 20 Personen aus dem deutschsprachigen Raum trugen mit einer eigenen Episode aus ihrem Leben bei, von denen auszugsweise einige in dem Vortrag vorgestellt werden. www.achsoistdas.com

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