Dieser Audiobeitrag wird von der Universität Erlangen-Nürnberg präsentiert.
Und möchte sie als erstes natürlich ganz herzlich auch im Namen der Veranstalterinnen
und Veranstalter zu unserem heutigen Vortrag begrüßen. Mein Name ist Ebro Tepecik, ich bin
wissenschaftliche Mitarbeiterin im Büro für Gender und Diversity und dort zuständig für
Studierende mit Migrationshintergrund. Ich freue mich sehr, dass Dr. Michael Bocho heute Abend aus
Berlin zu uns gekommen ist und die Vorlesungsreihe mit seiner Expertise bereichern wird. Bevor ich
ihn, Herr Dr. Bocho, vorstelle, möchte ich noch einen wichtigen Hinweis vorweg mit teilen. Es
bezieht sich auf den Titel bzw. den Inhalt des heutigen Vortrages. Leider hat sich bei den Planungen
der Reihe ein Missverständnis bezüglich des Vortragstitels ergeben, das im Nachhinein nicht
mehr geändert werden konnte. Deshalb wird Herr Bocho heute nicht zulässt, um Schulen mit
Migrationshintergrund vortragen, sondern sich in seinem Vortrag auf schwule Männer mit türkischen,
kurdischen und arabischen Migrationshintergrund beziehen. Also nur auf schwule Männer. Jetzt möchte
ich ganz gerne einige Sätze zu Personen und zum Werdegang sagen. Herr Bocho absolvierte 1971 das
Studium der Politikwissenschaft und Soziologie an der Universität Hamburg und an der Freien
Universität Berlin. Von 1973 bis 1978 arbeitete er dann als wissenschaftlicher Mitarbeiter am
Institut für Soziologie an der FU Berlin mit den Aufgabengebieten Bildungsforschung, Arbeitsmarkt
und Berufsforschung. 1979 folgte dann die Promotion in den Fächern Soziologie und
Volkswirtschaftslehre auch an der FU Berlin. Danach war er mehrere Jahre tätig als wissenschaftlicher
Mitarbeiter am Max-Planck-Institut, Zentrum für Bildungsforschung in Berlin und bis 2012 am
Wissenschaftszentrum für Sozialforschung ebenfalls in Berlin. Zahlreiche Veröffentlichungen zu
Lebenswelten schwuler Männer und zur AIDS Prävention für schwule Männer, so zum Beispiel
zwei Monographien, die ich hier kurz nennen möchte. Schwules Leben in der Provinz, zum Beispiel
Niedersachsen. Das kürzere Ende des Regenbogens, HIV-Infektionsrisiken und soziale Ungleichheiten bei
schwulen Männern. 2004 brachte er dann zusammen mit Rainer Marbach das Buch mit dem Titel
Homosexualität und Islam heraus. 2007 verfasste er den Artikel zum Thema Homosexualität junger
Muslime. Anmerkungen zu gleichgeschlechtlichen Sexualkontakten unter Männern in Westeuropa.
Aktuell ist Herr Bocho als freiberuflicher Soziologe tätig. Seine Arbeitsschwerpunkte
sind sozialwissenschaftliche AIDS, Präventionsforschung, soziale Situation von sexuellen
Minderheiten, insbesondere homo- und bisexueller Männer. Herr Bocho ist Mitglied im Stiftungsrat
der Akademie Waldschlösschen, das ist Nähe Göttingen, und kooperiert auch mit dieser
Akademie. In der letzten Sitzung am 14. Mai haben wir uns mit ethischen Fragen aus der
theologischen Sicht beschäftigt und heute werden wir uns auf die ethnisch-kulturelle
Ebene begeben. Genauer gesagt, Befunde zur Situation schwuler Männer mit türkischen,
kurdischen und arabischen Hintergrund erfahren. Ich könnte mir gut vorstellen, dass man in
Bezug auf diese Gruppe von einem doppelten Stigma sprechen kann, aufgrund der sexuellen
Orientierung und des ethnisch-kulturellen Hintergrundes. Ob und in welcher Form diese
Frage relevant wird, erfahren wir in den nächsten dreiviertel Stunden. Ich bin gespannt auf
Ihre Ausführungen und übergebe Ihnen dann auch hier das Wort. Dankeschön.
Zunächst vielen Dank für die Einladung nach Erlangen. Weil so geschmunzelt wurde
bei dem Arbeitstitel Schulemänner auf dem Lande, am Beispiel Niedersachsen, dann doch
noch der Hinweis, dass ich da kooperiert habe mit einem Projekt in München, die Schulesleben
im Bayerischen Wald untersucht haben. Zu meinem Thema, und vielleicht werden Sie auch merken,
also es ist ein bedauerliches Missverständnis, aber ich wollte das auf Schulemänner fokussieren.
Ich fände sozusagen die Behandlung des Themas lesbische Frauen mit Migrationshintergrund,
das müsste ein eigenes Thema sein, ein eigener Vortrag. Aber ich denke beim Zuhören werden
Sie auch zu dem Schluss kommen, dass auch das Reden über Schulemänner an ganz vielen
Punkten die Situation lesbischer Frauen berührt. Es geht bei beiden Gruppen um die Genderproblematik.
Aber auch zu dem Thema Schulemänner mit Migrationshintergrund bedarf es noch einiger
einleitender Vormerkungen, um deutlich zu machen, wie voraussetzungsvoll schon die Formulierung
dieses kurzen Titels ist. Ich will deshalb einige erläuternde Ausführungen zum Begriff
Presenters
Dr. Michael Bochow
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
01:10:47 Min
Aufnahmedatum
2014-05-21
Hochgeladen am
2014-06-23 14:07:27
Sprache
de-DE
Im Vortrag werden zunächst der Begriff „Migrationshintergrund“ und die Selbstdefinition „schwul“ bzw. „homosexuell“ kommentiert. Nach einer Begründung der Konzentration auf türkisch-, kurdisch- und arabischstämmige Männer im Vortrag werden folgende Aspekte behandelt.
a) Die soziokulturelle Selbstverortung schwuler Türken (und Kurden) in Deutschland
b) Coming-out-Prozesse schwuler Türken und Kurden
c) Das Empfinden von Einsamkeit und Entwurzelung als Lebensgefühl vieler schwuler Türken und Kurden
d) Anti-Homosexualität in unterschiedlichen sozialen Milieus