Herzlich willkommen zur Vorlesung Sozotechnische Systeme im Bachelorstudiengang Buchwissenschaft.
Wir befinden uns mit unserer aktuellen Lektion auf der MESO-Ibene und dort im Unterkapitel C
Teilsystem Medien verteilen. Auch hier noch mal zum Einstieg eine kurze Erinnerung an etwas,
was wir uns schon angeschaut haben. Auf einer sehr mikroskopischen Ebene, wo wir einen kurzen
Überblick schon mal gemacht haben, wie man denn ein produziertes Artefakt in Richtung des Rezipienten
würde bringen können. Eine Variante wäre Transport mit Hilfe von Mensch und Tier. Hier ist
dieser Maulesel, diese Mauleselbibliothek in Venezuela. Der Maulesel bekommt diese Packtasche
umgehängt und wandert damit von Dorf zu Dorf. Eine andere Variante in der Mitte wäre, dass wir
vielleicht eine komplexere Lagerwirtschaft haben und die produzierten Medien mit Hilfe von
verschiedenen Gerätschaften wie LKW, Flugzeug, meinetwegen auch Kutsche oder Fahrrad transportieren.
Oder letzte Variante durch Aussenden von Signalen, die wir über eine Luftschnittstelle transportieren
oder eben über einen Kabel transportieren. Auch hier jetzt wieder ein bisschen größer geguckt,
also auf der MESO-Ebene geguckt. Wir befinden uns hier in diesem Abschnitt, also Teilsystemen. Die
Medien müssen verteilt werden oder anders ausgedrückt. Es geht hier um die Distribution.
Also hier haben wir das Produzierte hinten raus gehabt und das muss jetzt irgendwie zum
Benutzer hin oder zum Leser hin oder zum Konsumenten hin und das ist also das Teilsystem,
was wir hier anschauen wollen. Schauen wir auch hier noch mal tiefer rein, ziehen uns dieses Stück
raus und gucken uns sowohl Funktionen als auch Akteure im Teilsystem im Überblick einmal kurz an.
Was sind so typische Funktionen, die wir auf so einer Distributionsebene oder mit der Aufgabe des
Verteilens erfüllen müssen? Da gibt es einmal die Aufgabe der logistischen Distribution. Die
logistische Distribution ist alles das, was in irgendeiner Form zu tun hat mit Raum- oder
Zeitüberbrückung. Daraus resultierend, dass physische Artefakte in der Regel ja an anderen
Stellen produziert werden, als der Konsument sich aufhält und der Ort ist, wo dieser Konsument ist,
der das gerne haben möchte. Also muss ich einen Raum überbrücken, also von der Druckerei in Hamburg
eben in die Buchhandlung in Erlangen und auch eine Zeitspanne muss ich überbrücken, da typischerweise
in der Produktion ja auf mal mehr produziert wird, als in diesem Moment die Nachfrage tatsächlich
ist. Also Bücher verkaufen sich eben über mehrere Monate oder gar mehrere Jahre, wenn ich sie in
einer großen Auflage produziert habe. Also muss ich Ware, die ich in großer Menge zunächst
produziert habe, auf ein Lager legen und dort liegt die Ware und wartet darauf, dass sie abverkauft
wird und der Kunde mit seiner Nachfrage eben zu einem bestimmten Zeitpunkt auftritt. Diese Argumente
können wir auch im Digitalen anwenden. Ich muss eine Datei, eine E-Book gleichermaßen
raumüberbrückend transportieren, nämlich von einem Server auf das Endgerät des Lesers und auch
zeitlos überbrückt werden, nämlich diese Datei, die dort zum Download liegt, die liegt da auf dem
Server und wartet einfach, dass sie heruntergeladen wird zu irgendeinem schlussendlich beliebigen
Zeitpunkt, den ja der Konsument oder der Leser bestimmt. Wer macht solch eine logistische
Distribution? Typischerweise schreiben wir das dem Zwischenhandel und dem Einzelhandel zu, das ist
das, was uns als Akteur sofort einfällt, aber natürlich ist auch zum Beispiel eine Bibliothek
an dieser Stelle aktiv, die nämlich genau das hier macht, Regale aufstellen, wo dann Bücher
eben in räumlicher Nähe zum Rezipienten sind. Also eben hier in Erlangen auf dem Schlossplatz oder
auf dem Marktplatz befindet sich die Stadtbibliothek und auch die Zeitüberbrückung findet natürlich
statt, weil die Bücher dort einfach warten, bis sie ausgeliehen werden. Es sind verschiedene
Logistiker an der Raum- und Zeitüberbrückung beteiligt, also meinetwegen diejenigen, die den
Lkw besitzen, ja meinetwegen auch, wenn wir im E-Commerce einkaufen gehen, ist das zum Beispiel
die Deutsche Post, die das Paket einfach an die Haustür bringt und auch IT-Infrastrukturprovider,
die 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche einen Serveraufrecht erhalten, auf dem ein Shop zum
Beispiel läuft, über den ich online einkaufen kann, die sind mit der logistischen Distribution
beschäftigt. Die zweite Art von Distributionen, Aufgaben, die wir erfüllen müssen, ist die
akquisitorische Distribution. Die akquisitorische Distribution umfasst eigentlich alle Aufgaben,
die dazu da sind, dass man Markttransparenz erzeugt, also sowohl aus der Perspektive des
potentiellen Nachfragers geschaut, in Richtung Angebot, welche Produkte werden eigentlich
Presenters
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:52:24 Min
Aufnahmedatum
2022-04-20
Hochgeladen am
2022-04-22 11:16:03
Sprache
de-DE