Herzlich willkommen zur Vorlesung Sozotechnische Systeme im Bachelorstudiengang Buchwissenschaft.
Die heutige Lektion befindet sich im Grundlagenkapitel und dort im Teilkapitel
Materialobjekte, Beschaffenheit und Veränderung. Was wir hier machen wollen,
ist, dass wir Medien uns mal als Materialobjekte anschauen und uns
anschauen, wie sie beschaffen sein können, wie verschiedenartig sie sein können und
wie sie sich auch im Laufe der Zeit verändert haben. Und wir starten das
Ganze tatsächlich mit so einer kleinen, evolutionären Artefaktologie. Zunächst
einmal mit dem Konzept oder mit der Idee Zeitung. Zeitung bedeutet, wenn wir den
die originäre Begrifflichkeit hernehmen, schlichtweg nichts anderes als Nachricht
oder aktuelle Nachricht, aktuelle Meldung und hatte also die Idee, früher wie auch
heute aktuelle Nachrichten tatsächlich zu transportieren, also etwas, was einen
gewissen Zeitbezug hat, zu transportieren und das in den Umlauf zu bringen.
Die ersten Zeitungen, ein Beispiel sehen Sie hier, sehen überhaupt nicht so aus,
wie wir heute eine Zeitung kennen. Das hier ist eine handgeschriebene Zeitung,
die auch konzeptionell ein kleines bisschen anders funktioniert hat, nämlich eine Zeitung
heute ist ja in Ressorts gegliedert. Diese ersten Zeitungen, die es hier gegeben hat,
sind chronologisch gegliedert gewesen. Also die hat man einfach so, wie die Nachrichten eingegangen
sind, hat man diese Nachrichten einfach von oben nach unten und dann auf die nächste Seite wieder
von oben nach unten aufgeschrieben. Also so ist ein chronologischer Bericht hier einfach drin.
Und das etwas chronologisch anzuordnen ist etwas, was wir heute auch wieder kennen, nämlich in
diesem Medium hier, in einem Blog oder in einer Blogroll, haben wir genau das, eine chronologische
Sortierung. Und man kann daran eigentlich ganz schön sehen, dass die sogenannten neuen Medien
an einigen Stellen vielleicht gar nicht neu sind. Die sind technologisch vielleicht, also technologisch
im engen Sinne neu, weil sie jetzt elektronisch sind und deswegen andersartig, aber konzeptionell,
also etwas chronologisch zu ordnen, ist überhaupt gar nicht neu. Das hatten wir schon. Das hat der
Mensch sich jetzt nicht 2019 fortfolgende gerade frisch ausgedacht. Das nächste Beispiel einer
Zeitung, hier von 1609, das ist schon eine gedruckte Zeitung, die aber auch nach wie vor noch diese
Idee verfolgt, etwas chronologisch zu ordnen und die auch von der Optik immer noch ganz weit weg ist
von dem, was wir als Zeitung heute identifizieren würden. Das sieht nämlich hier ganz einfach aus
wie eine Buchseite und das ist ja auch nicht verwunderlich. Was haben die Menschen damals
als Referenz gekannt, gedruckte Bücher und dann haben sie sich zwar konzeptionell ein anderes
Medium ausgedacht, was sie dann Zeitung genannt haben, aber von der Optik hat das eben genauso
ausgesehen wie das, was sie kannten und was sie beherrscht haben. Ein kleiner Zeitsprung, 350
Jahre weiter, ein Exemplar der Zeit und das ist sogar das erste Exemplar 1946 der Zeit, was gedruckt
wurde. Wir können es immer ein bisschen größer machen, vielleicht kann man ein bisschen besser
sehen, so geht es besser. Sie sehen, das sieht schon deutlich eher aus wie eine Zeitung von heute,
aber nichtsdestotrotz ist das natürlich auch etwas, was für unsere heutigen Lesgewohnheiten
eine große Herausforderung darstellt, weil diese Seite doch sehr vollgestopft ist, also das ist
sehr kompress gedruckt, mit auch relativ kleinen Buchstaben und wenig Weißraum, also die typische
Bleiwüste eigentlich, so würde man das nennen und das würde sicherlich auch nicht mehr unseren
Lesgewohnheiten heute entsprechen. Sie können ja vielleicht selber mal kurz darüber nachdenken,
warum diese Zeitung zu diesem Zeitpunkt so ausgesehen hat, nicht nur die Zeit hat so ausgesehen,
auch andere Zeitungen, die zum damaligen Zeitpunkt entweder gegründet wurden oder wieder neu
herausgebracht wurden, hatten alle eine ähnliche Optik, da wird es irgendeinen Grund für geben,
über den könnte man ja mal nachdenken. Dieses Exemplar hier 1998 ist schon deutlich näher
dran an dem, wie wir eine Zeitung heute kennen, hier sind auch schon Bilder drauf, in Farbe sind
sie drauf, auch der Weißraum ist ein bisschen mehr geworden und wenn wir uns eine Zeit von
heute anschauen, dann sehen wir, dass wir noch mehr Weißraum darauf haben und auch noch mehr
Bild, nämlich mittlerweile eigentlich ein großflächiges Bild auf der Titelseite. Und abschließend
für diese Reihe mit der Zeitung schauen wir uns mal eine elektronische Variante an, die elektronische
Presenters
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:36:34 Min
Aufnahmedatum
2022-04-20
Hochgeladen am
2022-04-22 08:36:03
Sprache
de-DE