7 - BA SozioTech Mikro-Ebene b: Zwei Provokationen [ID:41380]
50 von 301 angezeigt

Herzlich willkommen zur Vorlesung Sozotechnische Systeme im Bachelorstudiengang Buchwissenschaft.

Wir befinden uns mit unserer aktuellen Lektion auf der Mikroebene und dort in Unterkapitel B,

das da überschrieben ist mit zwei Provokationen. Um den Einstieg bewusst phenomenologisch hinzukriegen,

schauen wir uns durchaus mal etwas provokant an, was denn eigentlich Ressourcen sind oder vielleicht

auch wie man Ressourcen, die man bisher gehabt hat, infrage stellen kann. Provokation Nummer eins,

dazu habe ich mal diesen Blogbeitrag mitgebracht, der schon vor etlicher Zeit, 2012,

publiziert wurde mit der sehr wahrscheinlich doch provokanten Überschrift, die da heißt

Publishing isn't a job anymore, it's a button. Und hier behauptet einer,

im Digitalen ist es so, Publishing is not evolving, da entwickelt sich nichts,

sondern Publishing is going away. Because the word publishing means a cadre of professionals,

who are taking on the incredible difficulty and complexity and expense of making something public.

That's not a job anymore, that's a button. There's a button that says publish and when you press it,

it's done. Also die sagen irgendwie, ist es Publizieren, das Veröffentlichen von Schriften

und Lesemedien nichts mehr, wofür man professionelle Akteure braucht, die da einen Job machen,

mit Komplexität und mit Schwierigkeiten und Dingen, die man beherrschen muss, sondern das ist

eigentlich nur noch ein Knopf. Es gibt einen Knopf, auf dem drauf steht Publizieren oder wegsenden und

wenn man da drauf gedrückt hat, dann ist das Ganze erledigt und passiert. Machen wir jeden Tag im

Kleinen, wenn man auf so eine WhatsApp-Nachricht draufdrückt oder eben vielleicht auch etwas

größer, wenn man was ins Internet publiziert mit so einem WordPress oder einem Content-Management-System,

da steht genau das drauf. Da habe ich einen Knopf, da steht drauf jetzt Publizieren und dann sind die

Dinge ins Internet ausgespielt. Wenn man jetzt behauptet, das ist eigentlich sozusagen gar

kein Job mehr, bei dem man irgendwie so komplizierte Dinge machen muss, wie früher irgendwie

Bleilättern setzen und dann so eine Druckerpresse bedienen, was muss man denn jetzt eigentlich

können dafür, irgendwas publizieren zu können? Und hier hat der Donald Knus schon vor vielen

Jahren die nächste Provokation eigentlich rausgelassen, die quasi eigentlich schon der

Vorgriff war auf das, was wir 2012 dann da gerade eben gesehen haben. 1999 hat er sich schon geäußert.

Der Donald Knus ist ein Informatiker und gegebenenfalls aber vielleicht bekannt als derjenige,

der das Textverarbeitungs- oder das Satzsystem LaTeX entwickelt hat. Das ist jemand, der sehr

viel Freude und Spaß an gut typografierten Büchern hat. Der hat festgestellt, dass diese ganzen

Textverarbeitungen, die man so hat im Digitalen, eigentlich nicht dazu tauglich waren, dass man

Bücher gut setzen konnte und insbesondere Bücher, die einen komplizierten Satz haben, nämlich einen

Formelsatz. Also was Mathematiker brauchen oder Naturwissenschaftler, chemische Formeln,

das können Sie selber mal ausprobieren. Es geht mit einer Textverarbeitung namens Word natürlich

hinten und vorne nicht und der hat deswegen dieses LaTeX erfunden als Satzprogramm aus dem eigenen

Antrieb heraus. Er will schöne Bücher haben, auch für komplizierten Satz. Und vor diesem Hintergrund

erklärt sich, was er hier ausgesagt hat, er sagt, the problem of printing beautiful books had changed

from a problem of metallurgy, also Bleilättern, to a problem of optics and then to a problem of

computer science. Also eine kurze Evolution vom Herstellen oder vom Drucken von schönen

Büchern. Erst hatten wir Bleilättern, die haben wir ganz gut in Griff gehabt und damit haben wir

auch ganz gute Bücher machen können. Dann wurde das abgelöst durch eine Technik, die jetzt auch

jetzt heute noch an etlichen Stellen gibt, also mittels Belichtungstechnologien, also Optik wird

etwas belichtet und am Ende landen wir bei einem Problem of computer science. Also ich brauche

eigentlich Informatiker, um heute Print in Anführungsstrichen machen zu können, also

Schriftmedien, die auch noch irgendwie gut aussehen. Dafür soll jetzt Informatiker qualifiziert

sein. The future of typography depends on the people who know the most about creating patterns

of zeros and ones. It depends on mathematicians and computer scientists. Was er da sagt, eigentlich ist

das, was wir im Elektronischen oder im Digitalen haben, ja auch nichts anderes als Nullen und Einsen.

Unten drin sind nur Nullen und Einsen und wer kann am besten mit Nullen und Einsen umgehen? Das ist

am Ende Formalanalytik, da brauchen wir Mathematiker, da brauchen wir Informatiker, die

irgendwelche Muster erkennen und Software bauen, mit denen man letztendlich das herstellen kann,

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

00:31:18 Min

Aufnahmedatum

2022-04-20

Hochgeladen am

2022-04-22 10:56:03

Sprache

de-DE

Tags

Technologie;
Einbetten
Wordpress FAU Plugin
iFrame
Teilen