Herzlich willkommen zur Vorlesung Sozotechnische Systeme im Bachelorstudiengang Buchwissenschaft.
Wir befinden uns mit unserer aktuellen Lektion auf der Mikroebene und dort in Unterkapitel B,
das da überschrieben ist mit zwei Provokationen. Um den Einstieg bewusst phenomenologisch hinzukriegen,
schauen wir uns durchaus mal etwas provokant an, was denn eigentlich Ressourcen sind oder vielleicht
auch wie man Ressourcen, die man bisher gehabt hat, infrage stellen kann. Provokation Nummer eins,
dazu habe ich mal diesen Blogbeitrag mitgebracht, der schon vor etlicher Zeit, 2012,
publiziert wurde mit der sehr wahrscheinlich doch provokanten Überschrift, die da heißt
Publishing isn't a job anymore, it's a button. Und hier behauptet einer,
im Digitalen ist es so, Publishing is not evolving, da entwickelt sich nichts,
sondern Publishing is going away. Because the word publishing means a cadre of professionals,
who are taking on the incredible difficulty and complexity and expense of making something public.
That's not a job anymore, that's a button. There's a button that says publish and when you press it,
it's done. Also die sagen irgendwie, ist es Publizieren, das Veröffentlichen von Schriften
und Lesemedien nichts mehr, wofür man professionelle Akteure braucht, die da einen Job machen,
mit Komplexität und mit Schwierigkeiten und Dingen, die man beherrschen muss, sondern das ist
eigentlich nur noch ein Knopf. Es gibt einen Knopf, auf dem drauf steht Publizieren oder wegsenden und
wenn man da drauf gedrückt hat, dann ist das Ganze erledigt und passiert. Machen wir jeden Tag im
Kleinen, wenn man auf so eine WhatsApp-Nachricht draufdrückt oder eben vielleicht auch etwas
größer, wenn man was ins Internet publiziert mit so einem WordPress oder einem Content-Management-System,
da steht genau das drauf. Da habe ich einen Knopf, da steht drauf jetzt Publizieren und dann sind die
Dinge ins Internet ausgespielt. Wenn man jetzt behauptet, das ist eigentlich sozusagen gar
kein Job mehr, bei dem man irgendwie so komplizierte Dinge machen muss, wie früher irgendwie
Bleilättern setzen und dann so eine Druckerpresse bedienen, was muss man denn jetzt eigentlich
können dafür, irgendwas publizieren zu können? Und hier hat der Donald Knus schon vor vielen
Jahren die nächste Provokation eigentlich rausgelassen, die quasi eigentlich schon der
Vorgriff war auf das, was wir 2012 dann da gerade eben gesehen haben. 1999 hat er sich schon geäußert.
Der Donald Knus ist ein Informatiker und gegebenenfalls aber vielleicht bekannt als derjenige,
der das Textverarbeitungs- oder das Satzsystem LaTeX entwickelt hat. Das ist jemand, der sehr
viel Freude und Spaß an gut typografierten Büchern hat. Der hat festgestellt, dass diese ganzen
Textverarbeitungen, die man so hat im Digitalen, eigentlich nicht dazu tauglich waren, dass man
Bücher gut setzen konnte und insbesondere Bücher, die einen komplizierten Satz haben, nämlich einen
Formelsatz. Also was Mathematiker brauchen oder Naturwissenschaftler, chemische Formeln,
das können Sie selber mal ausprobieren. Es geht mit einer Textverarbeitung namens Word natürlich
hinten und vorne nicht und der hat deswegen dieses LaTeX erfunden als Satzprogramm aus dem eigenen
Antrieb heraus. Er will schöne Bücher haben, auch für komplizierten Satz. Und vor diesem Hintergrund
erklärt sich, was er hier ausgesagt hat, er sagt, the problem of printing beautiful books had changed
from a problem of metallurgy, also Bleilättern, to a problem of optics and then to a problem of
computer science. Also eine kurze Evolution vom Herstellen oder vom Drucken von schönen
Büchern. Erst hatten wir Bleilättern, die haben wir ganz gut in Griff gehabt und damit haben wir
auch ganz gute Bücher machen können. Dann wurde das abgelöst durch eine Technik, die jetzt auch
jetzt heute noch an etlichen Stellen gibt, also mittels Belichtungstechnologien, also Optik wird
etwas belichtet und am Ende landen wir bei einem Problem of computer science. Also ich brauche
eigentlich Informatiker, um heute Print in Anführungsstrichen machen zu können, also
Schriftmedien, die auch noch irgendwie gut aussehen. Dafür soll jetzt Informatiker qualifiziert
sein. The future of typography depends on the people who know the most about creating patterns
of zeros and ones. It depends on mathematicians and computer scientists. Was er da sagt, eigentlich ist
das, was wir im Elektronischen oder im Digitalen haben, ja auch nichts anderes als Nullen und Einsen.
Unten drin sind nur Nullen und Einsen und wer kann am besten mit Nullen und Einsen umgehen? Das ist
am Ende Formalanalytik, da brauchen wir Mathematiker, da brauchen wir Informatiker, die
irgendwelche Muster erkennen und Software bauen, mit denen man letztendlich das herstellen kann,
Presenters
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:31:18 Min
Aufnahmedatum
2022-04-20
Hochgeladen am
2022-04-22 10:56:03
Sprache
de-DE