Barrierefreiheit jenseits der Homepage. Das ist vielleicht ein ungewöhnlicher Titel für eine Konferenz,

die sich den Rahmen Web-Kongress gesetzt hat.

Ich denke, es wird aber trotzdem deutlich werden, warum es wichtig ist, sich Gedanken darüber zu machen,

was denn Barrierefreiheit jenseits der Homepage bedeuten kann.

Zunächst möchte ich eine kurze Vorbemerkung machen.

Wie kommt DocTimer als Nicht-Web-Agentur zum Thema Barrierefreiheit?

Wir hatten früher schon sporadisch Kontakt mit dem Themenfeld Barrierefreiheit,

sind aber letzten Endes erst durch die Anfrage von Tagungsorganisatoren einer anderen Tagung

im Frühjahr dieses Jahres zum Thema Barrierefreiheit gelangt.

Wir hatten uns damals gesagt, wieso sprechen die uns an?

Ist es nicht unser Kernthema?

Warum wollen die uns als Referenten haben?

Wir haben dann festgestellt, dass viele von den Themen, mit denen wir uns beschäftigen,

Kernthemen in dem Themengebiet Barrierefreiheit sind,

nämlich die Verständlichkeit von Texten, die Optimierung von Kommunikationsprozessen und Sprachsoftware.

Die Konsequenz ist, dass wir uns seit etwa einem Dreivierteljahr intensiver mit dem Thema Barrierefreiheit beschäftigen

und dass ich Ihnen hier Beobachtungen, die wir als quasi noch Außenstehende zu dem Thema gemacht haben.

Ich freue mich natürlich, weitere Anregungen zu bekommen

und bin dankbar über alle, die sich nach dem Kongress oder auch in der Diskussionsrunde melden.

Gut, hier ein kurzer Überblick zur Agenda für heute.

Ich möchte Ihnen kurz mal die Ausgangslage vorstellen.

Unsere Wahrnehmung nach ist Barrierefreiheit kein Thema mehr, das nur noch Spezialisten angeht,

wie das vor vier, fünf Jahren noch war.

Es ist im Zentrum der Gesellschaft angekommen,

zum Beispiel wenn man sich die diesjährige Berichterstattung über den Bieneaward ansieht,

ist das sehr viel breiter in den Tageszeitungen auch ein Thema gewesen, als das noch vor ein, zwei Jahren der Fall war.

Es gibt mittlerweile eine Menge an internationalen und nationalen Initiativen, zum Beispiel beim W3-Konsortium.

Es gibt eine Menge an Ratgeber und Richtlinien

und es gibt spezialisierte Dienstleister für barrierefreie Websites.

Wir hatten gerade ja ein herausragendes Exemplar dieser Gattung als Referenten.

Das Softwareangebot steigt ebenfalls, und zwar Spezialsoftware für Menschen mit Behinderung.

Jaws war gerade schon ein Thema, barrierefreie Software und Software zur Unterstützung barrierefreier Gestaltung.

Wo liegt dann noch das Problem?

Warum muss man überhaupt noch eine Konferenz machen, wenn so viel erreicht ist?

Das Problem liegt darin, dass die Umsetzung teilweise unzureichend bzw. mangelhaft ist.

Auch das haben wir gerade schon gesehen.

Websites, die denken, sie sind barrierefrei, weil sie eine Textlation anbieten,

haben offensichtlich das Thema zwar wahrgenommen, aber noch nicht kapiert.

Ein weiteres Problem ist, dass das Thema auf Websites fokussiert wird

oder auf nicht Kommunikationsthemen wie jetzt Gebäudegestaltung oder Mobilität im Verkehr.

Und es ist eine starke Fokussierung auf institutionelle Angebote,

also Staat, Vereine, Wohlfahrtsverbände, Hochschulen.

Ein weiteres Problem, das wir sehen, ist, wir befinden uns in etwas, das ich als Sozialdialog bezeichnen möchte.

Es wird häufig aus so einer Tradition der Milchtätigkeit, man muss doch den armen Behinderten was Gutes tun, argumentiert.

Es wird der Nutzen der Rezipienten fokussiert, d.h. diejenigen, die es lesen,

das sind diejenigen, an denen die sich die Argumentation richtet und nicht diejenigen, die es umsetzen sollen.

Und es wird mit dem Punkt soziale Verpflichtung argumentiert.

Das halten wir, das kann ich schon mal vorausschicken, für ein Problem.

Wir wollen zu einem Play-Doyer kommen, das Thema zu erweitern,

nämlich auf Internet, Software, Oberflächen, Architektur, wie es bisher schon ist,