12 - Zuwanderung – Integration – Stadt: Potenziale und Probleme raum- und communityorientierter Integrationspolitiken [ID:6640]
50 von 815 angezeigt

Dieser Audiobeitrag wird von der Universität Erlangen-Nürnberg präsentiert.

Sehr geehrter Herr Vizepräsident, vielen Dank für die netten Worte und die Einführung.

Sehr geehrte Damen und Herren, wir müssen uns vielleicht gleich mal vorweg für diesen Titel entschuldigen.

Wir sind ja schon vielfach geschlagen worden von der Presseabteilung, von meiner Frau,

dass wir da etwas zu kompliziert versucht haben zu formulieren.

Wir versuchen, das so mit Leben zu fühlen, dass es ja anschaulich bei Ihnen ankommt.

Was möchten wir überhaupt tun?

Ausgangspunkt dieses Vortrags ist also tatsächlich die Frage von dem Zusammenhang von Stadt und Zuwanderung,

Stadt und Vielfalt, Stadt und Segregation und Stadt und Integration.

Also wir werden in einem kurzen Einleitungsteil überhaupt mal die Zusammenhänge versuchen zu klären,

bevor wir dann im zweiten und dritten Teil zwei Ansätze von städtischen Integrationspolitikern vergleichend nebeneinander stellen.

Und zwar zunächst mal einen sogenannten raumorientierten Ansatz.

Mit raumorientiert bezeichnen wir Ansätze, die also darauf abheben, bestimmte Quartiere parzellen scharf abzugrenzen

und Fördermittel, seien sie städtebaulich oder seien sie sozialpolitisch, auf diese Quartiere zu konzentrieren.

Das Ganze werden wir vor allem am Beispiel der Politik de la Ville, die auf die Bordeaux in Frankreich abzielt darstellen.

Dann als Vergleich ein anderer Ansatz, den wir eher an Beispielen in Deutschland darstellen werden, das wird dann Jan Winkler machen.

Community-orientierte Ansätze, auch städtische Politik, die aber darauf setzen, bestimmte Gruppen, also nicht bestimmte Räume,

sondern bestimmte Gruppen, Communities in einer Art, in eine Interaktion mit städtischen Institutionen zu bringen

und darüber versuchen, Integration auf städtischer Ebene zu verbessern oder herzustellen.

Wir schließen dann mit einem Fazit, das so ein bisschen die Potenziale, aber auch die Fallstricke der beiden Ansätze gegenüberstellt

und einem Ausblick, der diskutiert, was könnten denn Ansätze sein, die sozusagen über diese raumorientierten und communityorientierten Ansätze hinausgehen.

Zunächst also zur Zuwanderung und Stadt. Ganz banal hat vor ein paar Jahren der Dohyen, der Altmeister der sozialwissenschaftlichen Stadtforschung,

Hartmut Häusermann, vor wenigen Jahren gestorben, jetzt ganz simpel formuliert, Großstädte entstehen und wachsen durch Zuwanderung.

Eine Großstadt ohne Zuwanderung wäre keine Großstadt, in aller Regel zumindest.

Und auch für den Faktor der Vielfalt oder sozialen Heterogenität kann man eigentlich feststellen, dass viele sozialwissenschaftliche Stadtforscherinnen und Stadtforscher

das als ein Kernmerkmal von Städten identifizieren, die Heterogenität der städtischen Bevölkerung, der städtischen Gesellschaft.

Frühe, also sozusagen auch wieder Väter der sozialwissenschaftlichen Stadtforschung, wie Simmel oder Louis Wirth in Chicago,

haben so an der Wende zum 20. Jahrhundert die großen Städte eben gerade mit diesem Merkmal der sozialen Heterogenität beschrieben versucht zu fassen.

Wenn man jetzt daran denkt, dass Städte ja immer Ort und das Austausch sind und sozusagen immer die Marktbeziehung Stadt mit definiert hat,

dann kann man das aber sozusagen auch schon weit vor das Industriezeitalter zurückziehen, diese Idee, dass sich in der Stadt unterschiedliche Menschen begegnen.

Und so wundert es nicht, dass sich schon in der Antike beispielsweise bei Aristoteles dieses Zitat, das heutzutage viel reproduziert wird,

vielleicht kennt ihr einen oder die andere, findet, wo es also heißt, eine Stadt besteht aus unterschiedlichen Arten von Menschen.

Ähnliche Menschen bringen keine Stadt zu Wege. Also hier eben die Idee Heterogenität, ein Charakteristikum von Städten.

Die Frage, wie jetzt diese Heterogenität stadträumlich gelebt wird, beschäftigt die sozialwissenschaftliche Stadtforschung spätestens seit Anfang des 20. Jahrhunderts.

Und es waren Soziologen in Chicago, die den Begriff der Segregation genutzt haben, also letztlich einen Begriff, den sie aus der Biologie genommen haben,

aus der Vegetationsgeografie oder der Verbreitungslehre in der Biologie und damit letztlich versucht haben, zumindest mal zu beschreiben,

wie funktioniert denn die Ungleichverteilung von Bevölkerungsgruppen im Raum.

Und sie haben dafür zunächst mal, das war neu, Karten erstellt, die jetzt hier am Beispiel von Chicago, also die Karte zeigt die Innenstadt von Chicago.

Auf der rechten Seite sehen Sie nichts, weil da ist der Lake Michigan und links ist dann eben die Innenstadt von Chicago.

Und Sie sehen unterschiedliche Quartiere, umso dunkler eingefärbt, umso höher der Anteil der Bevölkerung ist, die noch in Italien geboren ist.

Also Zuwanderungsbevölkerung aus Italien, ähnliche Karten gibt es dann für irische Bevölkerung oder beispielsweise auch für deutsche Bevölkerung.

Also Chicago war ja ein Zielort von Zuwanderung aus dem damaligen Deutschland.

Der Begriff und das Konzept von Segregation ist bis heute ein zentrales Konzept der sozialwissenschaftlichen Stadtforschung und auch der sehr anwendungsnahen,

also politiknahen Stadtforschung. Hier beispielsweise eine Karte, die das Amt für Stadtforschung und Statistik für Nürnberg erstellt hat,

wo eben auch versucht wird, auf der Basis einer großen Anzahl von Daten der amtlichen Statistik, statistische Bezirke zu kategorisieren,

zu gruppieren und dann auch wieder zu differenzieren. Und so kann dann in so einer Zusammenschau die Stadtplanung herausarbeiten,

dass in der Altstadt ein Typ vorherrscht, wo sehr viele Singlehaushalte sind, also überdurchschnittlich viele Singlehaushalte,

wo die Wohnbindung schwach ist, will sagen, sind die Umzüge überdurchschnittlich häufig, rot, vielleicht etwas reißerisch in der Farbwahl,

Innenstadtrandgebiete, sozial am stärksten belastet, will sagen, überdurchschnittlich viele Haushalte, die Transferleistungen, staatliche Transferleistungen beziehen,

Migrationshintergrund prägend, oder dann greife ich vielleicht noch gelb, die Quartiere, die so am Rande fast schon superbahngeprägt sind,

Teil einer Videoserie :

Presenters

Prof. Dr. Georg Glasze Prof. Dr. Georg Glasze
Jan Winkler Jan Winkler

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

01:33:04 Min

Aufnahmedatum

2016-06-06

Hochgeladen am

2016-07-11 11:40:20

Sprache

de-DE

Vor dem Hintergrund der aktuellen Zuwanderung werden wieder vermehrt Fragen des Zusammenlebens in Städten diskutiert. Der Vortrag von Prof. Dr. Georg Glasze und Jan Winkler vergleicht die Potenziale und Probleme raum- und community-orientierter Integrationspolitiken: Maßnahmen, welche auf bestimmte Stadträume zielen und Maßnahmen, die auf bestimmte, in der Regel ethnische oder religiöse, Gruppen ausgerichtet sind.

Einen raumorientierten Ansatz verfolgt die „Politique de la ville“ in Frankreich, die aus heutiger Sicht als gescheitert gilt. Sie setzt auf die gezielte Förderung problematischer Stadtquartiere – vielfach die Großwohnsiedlungen in den „Banlieues“ – durch bauliche und soziale Maßnahmen. Im zweiten Fallbeispiel berichten die beiden Sozial- und Kulturgeographen über ein laufendes Forschungsprojekt, in dem sie interreligiöse Dialoge als neues Instrument „community-orientierter“ Integrationspolitiken in deutschen Großstädten sowie als Baustein des kommunalen Zugangs auf den Islam untersuchen.

Tags

Integration AEG Segregation Zuwanderung raumorientierte Ansätze
Einbetten
Wordpress FAU Plugin
iFrame
Teilen