So, liebe Studierende, es geht weiter mit Marx. Heute werde ich vor allem das noch ein Stückchen
illustrieren, was ich Ihnen beim letzten Mal strukturell vorgestellt habe. Also jetzt gucken
wir uns den dialektischen Materialismus von Marx etwas genauer an. Ganz kurz möchte ich
es wiederholen, also Dialektik bei Marx, jetzt verstanden als Spannung zwischen Produktivkraftentwicklung
und Produktionsverhältnissen. Produktivkraftentwicklung geschieht über technologische Veränderungen,
also da kann man jetzt historisch denken an die Entwicklung des Ackerbaus, tausende Jahre
zurück, dann irgendwann Weiterentwicklungen, Dreifelderwirtschaft, nochmal später Manufakturwesen,
wo dann das alte Handwerk auch überschritten wird in Richtung effizienterer Produktionsformen,
dann im späten 18. Jahrhundert die Dampfmaschine, das ist ein enormer Sprung vorwärts in der
Produktivkraftentwicklung, nochmal später die Eisenbahn und so weiter und so fort. Also
könnte man bis in die Gegenwart, bis in, na ja zu fragen, künstliche Intelligenz in
der Gegenwart immer noch weiter ausspinnen. Also Produktivkraftentwicklung in der Geschichte,
das ist das eine und diese Produktivkraftentwicklung hat Auswirkungen auf die gesellschaftlichen
Verhältnisse und diese Auswirkungen manifestieren sich konflikthaft. Also die Gesellschaft passten
sich nicht einfach sukzessive an, sondern es passiert eben Folgendes, dass im Schoße
einer bestimmten Gesellschaft durch die Produktivkraftentwicklung eigentlich der Keim der Zerstörung heranreift.
Also, deshalb also die Geschichte als Geschichte von Konflikten, als Geschichte von Klassen
kämpfen. Ein Zitat aus der deutschen Ideologie, die Marx mit Engels zusammen verfasst hat,
Zitat, geht los. Alle Kollisionen der Geschichte, wieder mal allumfassend, alle Kollisionen
der Geschichte haben also nach unserer Auffassung ihren Ursprung in dem Widerspruch zwischen
den Produktivkräften und der Verkehrsform. Verkehrsform ist Gesellschaft. Gut, aber Produktivkraftentwicklung,
solche Produktionsverhältnisse, Verkehrsform, alles das zeigt sich auf der Ebene der Ökonomie
im weitesten Sinne. Also schauen wir uns das mal an, am Umbruch, am Beispiel des Umbruchs
von der Feudalgesellschaft hin zur Kapitalistischen Industriegesellschaft. In der Feudalgesellschaft
sind die Produktivkräfte immer noch primär in der Landwirtschaft. Also die Landwirtschaft
trägt die Ökonomie im Ganzen, die Gesellschaft ist weitgehend eine Agrargesellschaft. Das
heißt, tonangeben sind dann diejenigen Schichten, die das Land besitzen. Der landbesitzende
Adel, aber auch manche Großbauern, das sind die tonangebenden Schichten, die ihre ökonomischen
Interessen dann auch politisch geltend machen. Also die politische Herrschaft ist für Marx
nichts eigenständiges gegenüber der Ökonomie, ist nur eine, wir werden darauf noch kommen,
ein Überbaufenomen. Also nur ein Reflex im Grunde genommen der Herrschaftsverhältnisse,
die sich eigentlich auf der Ebene der Ökonomie manifestieren. Landbesitz. In der Politik
wird das dann sozusagen nochmal durchgespielt, ausgeführt, aber die eigentlichen Machtverhältnisse,
die resultieren von der Ökonomie her. Okay, also der landbesitzende Adel, die Großbauern
tonangebend, die kleinen Bauern, die sind schollengebunden zum Teil noch mit Frohendiensten
und allerlei sonstigen Auflagen geknechtet. Dann gibt es dann die, was weiß ich noch,
die Landarbeiter, also in sehr, sehr, sehr prekären Verhältnissen abhängig. Außerdem
in den Städten noch Handwerker, Händler, Gewerbetreibende, ein kleines Bürgertum,
aber die stehen abseits. Also in der feudal Gesellschaft sind sie nicht tonangebend,
sind sie nicht tragend, sind da, aber sie sind am Rande, bleiben am Rande. Und genau
das ändert sich. Es ändert sich dann eben mit der industriellen Revolution, wo sich
die Machtverhältnisse verschieben in Richtung jetzt auf genau diejenigen, die das Eigentum
an industriellen Produktionsverhältnissen haben. Also Fabrikbesitzer. Fabrikbesitzer,
die kommen nicht aus dem Land Adel, also aus der traditionellen feudal Schicht, sondern
die stammen eher aus dem städtischen Bürgertum. Das waren vielleicht dann die Dynastien der
Manufakturtreibenden, der aufgestiegenen Handwerker. Und jetzt auf einmal, also haben wir nicht
mehr nur Handwerk und Manufakturen, sondern jetzt mit den neuen Möglichkeiten technischer
Art auch eben industrielle Produktion in der Hand der Besitzenden. Und wie gesagt, nicht
mehr Landbesitz, sondern Kapitalbesitz. Verfügung über das Industriekapital. Das wird jetzt
die entscheidende ökonomische, die ökonomische Schicht, tonangebend in Ökonomie und damit
Presenters
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:51:42 Min
Aufnahmedatum
2020-04-09
Hochgeladen am
2020-04-10 14:47:00
Sprache
de-DE