Liebe Angehörige der FAU, liebe Studis, meine sehr verehrten Damen und Herren,
seit der Erfindung des Buchdrucks hat nichts das Bibliothekswesen mehr verändert als die
Digitalisierung. Moderne wissenschaftliche Bibliotheken sind nicht nur Buchbewahrungsstätten,
sondern sind heute Content Deliverer. Über die Veränderungen im modernen wissenschaftlichen
Bibliothekswesen spreche ich heute mit unserer Direktorin der Universitätsbibliothek, Frau
Constanze Söllner. Herzlich willkommen Frau Söllner. Wie geht es Ihnen? Ich grüße Sie,
Herr Honecker. Mir geht es sehr gut. Prima. Ich habe gerade schon erwähnt, dass die Bibliotheken
sich verändern. Wissenschaftliche Bibliotheken gehören heute zu den Treibern von Open Source,
also einer Wissenschaftspraxis, die auf Offenheit und Transparenz auch der Rohdaten setzt. Warum
hat sich das so verändert? Bibliotheken sind in der Vergangenheit ja diejenigen Einrichtungen
gewesen, die für die Zugänglichkeit und für die Auffindbarkeit von Büchern gesorgt haben. Mit dem
Internet hat es da natürlich einen Epochenwechsel gegeben. Viele Forschende wünschen sich, dass das
Potenzial der Online-Publikationen voll zum Tragen kommt. Das heißt, Publikationen erscheinen unter
offenen Lizenzen und Forschungsdaten werden interoperabel gemacht. Für die Bibliothek ändert
sich damit die Position. Sie steht nicht mehr am Ende des Informationskreislaufs, sondern sie
rückt an den Anfang. Unsere Aufgabe ist es im Prinzip zu ermöglichen, dass Daten und Publikationen
aufgefunden werden. Der Gedanke, der mich daran fasziniert, ist, dass wir genau genommen dafür
sorgen, dass am Anfang schon diese Auffindbarkeit eingebaut wird. Also wenn die Publikation entsteht,
dann wird schon eingebaut, dass sie auffindbar ist. Das hört sich nach einer gewaltigen Disruption,
des Bibliothekswesens an, mit einem klar definierten Ziel. Wo steht denn die FAO bzw. unsere
Universitätsbibliothek in diesem Gesamtprozess im Vergleich auch zu anderen Universitäten und
vergleichbaren Einrichtungen? Die Friedrich-Alexander-Universität ist eine sehr publikationsstarke
Universität. Das beobachten wir im Prinzip täglich. Das liegt daran, dass viele Lizenzverträge
umgestellt werden. Die werden von einer Subskriptionsbasis auf eine Publikationsbasis
umgestellt. Wir beobachten also quasi live, wie das Publizieren vonstatten geht an der FAO und
sehen, es sind sehr, sehr viele Publikationen. Die FAO ist da in Deutschland sehr weit von mit dabei.
Die Unileitung hat das schon recht frühzeitig erkannt. 2010 wurde die Universitätsbibliothek
beauftragt, sich zu beteiligen an einer Förderlinie der DFG, also einen Antrag einzureichen.
Das war dann auch erfolgreich. Und seit 2010 unterstützen wir Forschende bei der Publikation
aus einem Publikationsfonds. Das heißt, sie erhalten einen Teil der Publikationskosten erstattet. Das
ging dann auch weiter. Dann entstand 2011 der Universitätsverlag, FAO University Press, ein
Open Access Verlag. 2015 haben wir ein Referat geschaffen für das Forschungsdatenmanagement.
Im Rahmen dieses Referats werden Forschende bei der Antragstellung beraten. Das sind ganz praktische
Fragen, die da erörtert werden. Es ist inzwischen nicht mehr möglich, erfolgreich zu sein mit einem
Forschungsantrag ohne ein Datenmanagement. Dafür haben wir im vergangenen Jahr auch eine
Software installiert, also eine Projektmanagement Software, RDMO nennt die sich, Research Data
Management Organizer auf einem eigenen Server der FAO. Diese Software wird von uns laufend betreut,
von unserem Referenten für das Forschungsdatenmanagement. Man muss sich das so vorstellen,
wenn man im Moment auf die Seiten der DFG schaut, dort finden sich 19 disziplinspezifische Vorgaben,
wie das Forschungsdatenmanagement aussehen muss. Diese Vorgaben, von denen ständig neue entstehen,
die Fachkolleginnen der DFG verabschieden ununterbrochen neue Vorgaben, die werden in
diesem RDMO eingepflegt durch unseren Referenten. Wenn jemand einen Antrag für ein Forschungsprojekt
schreibt, dann nutzt er dieses RDMO und bekommt alle Textbausteine FAO spezifisch schön zusammengefügt.
Also er muss sich das nicht zusammen suchen, sondern über RDMO kriegt er das alles schon
vorgegeben. Und sogar diese Arbeitsweise ist offen, also wir tauschen auch diese Data Management Pläne,
die mit dem RDMO erstellt werden, mit anderen Universitäten aus. Also ich denke, das ist ganz
wichtig für viele Forschende, dass sie bei diesen administrativen Aufgaben entlastet werden.
Sie sprechen einen wirklich zentralen Punkt an, dass Forschungsdatenmanagement spielt heute in
der Wissenschaft eine ganz besondere Rolle, nicht nur bei Drittmittelprojekten, sondern auch bei
jeglicher Publikationsaktivität. Ist es wichtig, dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die
Presenters
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:12:53 Min
Aufnahmedatum
2020-09-28
Hochgeladen am
2020-10-01 12:35:36
Sprache
de-DE
Die Digitalisierung hat auch vor den Toren der Bibliotheken nicht halt gemacht. Über die neuen Aufgaben der altehrwürdigen Einrichtungen spricht FAU-Präsident Prof. Hornegger mit der UB-Direktorin Konstanze Söllner.
- Wissenschaftlichen Universitätsbibliotheken gehören heute zu den Treibern von Open Source, also einer Wissenschaftspraxis, die auf Offenheit und Transparenz, auch der Rohdaten, setzt. Warum hat sich das so verändert? (Min 0:57)
- Wo steht denn die FAU beziehungsweise unsere Universitätsbibliothek in diesem Gesamtprozess? Im Vergleich auch zu anderen Universitäten und vergleichbaren Einrichtungen? (Min. 2:23)
- Sie haben jetzt in Ihrer Antwort die FAU University Press erwähnt. Das ist natürlich ein sehr interessantes Konzept für eine eigene Open Access Plattform an unserer Universität. Welche Vorteile haben denn die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, wenn Sie bei uns im Universitätsverlag publizieren? (Min. 5:53)
- Kann man denn sagen, dass der Bibliothekar der Zukunft ein sprachbegabter Wirtschaftsinformatiker sein muss? (Min. 9:26)
- Sehen Sie denn für das Gedruckte in der sich neuformierenden Wissenschaftslandschaft überhaupt noch einen Platz? (Min. 10:36)