21 - Präsidenten-Talks: Prof. Hornegger im Gespräch mit Fr. Söllner [ID:20805]
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Liebe Angehörige der FAU, liebe Studis, meine sehr verehrten Damen und Herren,

seit der Erfindung des Buchdrucks hat nichts das Bibliothekswesen mehr verändert als die

Digitalisierung. Moderne wissenschaftliche Bibliotheken sind nicht nur Buchbewahrungsstätten,

sondern sind heute Content Deliverer. Über die Veränderungen im modernen wissenschaftlichen

Bibliothekswesen spreche ich heute mit unserer Direktorin der Universitätsbibliothek, Frau

Constanze Söllner. Herzlich willkommen Frau Söllner. Wie geht es Ihnen? Ich grüße Sie,

Herr Honecker. Mir geht es sehr gut. Prima. Ich habe gerade schon erwähnt, dass die Bibliotheken

sich verändern. Wissenschaftliche Bibliotheken gehören heute zu den Treibern von Open Source,

also einer Wissenschaftspraxis, die auf Offenheit und Transparenz auch der Rohdaten setzt. Warum

hat sich das so verändert? Bibliotheken sind in der Vergangenheit ja diejenigen Einrichtungen

gewesen, die für die Zugänglichkeit und für die Auffindbarkeit von Büchern gesorgt haben. Mit dem

Internet hat es da natürlich einen Epochenwechsel gegeben. Viele Forschende wünschen sich, dass das

Potenzial der Online-Publikationen voll zum Tragen kommt. Das heißt, Publikationen erscheinen unter

offenen Lizenzen und Forschungsdaten werden interoperabel gemacht. Für die Bibliothek ändert

sich damit die Position. Sie steht nicht mehr am Ende des Informationskreislaufs, sondern sie

rückt an den Anfang. Unsere Aufgabe ist es im Prinzip zu ermöglichen, dass Daten und Publikationen

aufgefunden werden. Der Gedanke, der mich daran fasziniert, ist, dass wir genau genommen dafür

sorgen, dass am Anfang schon diese Auffindbarkeit eingebaut wird. Also wenn die Publikation entsteht,

dann wird schon eingebaut, dass sie auffindbar ist. Das hört sich nach einer gewaltigen Disruption,

des Bibliothekswesens an, mit einem klar definierten Ziel. Wo steht denn die FAO bzw. unsere

Universitätsbibliothek in diesem Gesamtprozess im Vergleich auch zu anderen Universitäten und

vergleichbaren Einrichtungen? Die Friedrich-Alexander-Universität ist eine sehr publikationsstarke

Universität. Das beobachten wir im Prinzip täglich. Das liegt daran, dass viele Lizenzverträge

umgestellt werden. Die werden von einer Subskriptionsbasis auf eine Publikationsbasis

umgestellt. Wir beobachten also quasi live, wie das Publizieren vonstatten geht an der FAO und

sehen, es sind sehr, sehr viele Publikationen. Die FAO ist da in Deutschland sehr weit von mit dabei.

Die Unileitung hat das schon recht frühzeitig erkannt. 2010 wurde die Universitätsbibliothek

beauftragt, sich zu beteiligen an einer Förderlinie der DFG, also einen Antrag einzureichen.

Das war dann auch erfolgreich. Und seit 2010 unterstützen wir Forschende bei der Publikation

aus einem Publikationsfonds. Das heißt, sie erhalten einen Teil der Publikationskosten erstattet. Das

ging dann auch weiter. Dann entstand 2011 der Universitätsverlag, FAO University Press, ein

Open Access Verlag. 2015 haben wir ein Referat geschaffen für das Forschungsdatenmanagement.

Im Rahmen dieses Referats werden Forschende bei der Antragstellung beraten. Das sind ganz praktische

Fragen, die da erörtert werden. Es ist inzwischen nicht mehr möglich, erfolgreich zu sein mit einem

Forschungsantrag ohne ein Datenmanagement. Dafür haben wir im vergangenen Jahr auch eine

Software installiert, also eine Projektmanagement Software, RDMO nennt die sich, Research Data

Management Organizer auf einem eigenen Server der FAO. Diese Software wird von uns laufend betreut,

von unserem Referenten für das Forschungsdatenmanagement. Man muss sich das so vorstellen,

wenn man im Moment auf die Seiten der DFG schaut, dort finden sich 19 disziplinspezifische Vorgaben,

wie das Forschungsdatenmanagement aussehen muss. Diese Vorgaben, von denen ständig neue entstehen,

die Fachkolleginnen der DFG verabschieden ununterbrochen neue Vorgaben, die werden in

diesem RDMO eingepflegt durch unseren Referenten. Wenn jemand einen Antrag für ein Forschungsprojekt

schreibt, dann nutzt er dieses RDMO und bekommt alle Textbausteine FAO spezifisch schön zusammengefügt.

Also er muss sich das nicht zusammen suchen, sondern über RDMO kriegt er das alles schon

vorgegeben. Und sogar diese Arbeitsweise ist offen, also wir tauschen auch diese Data Management Pläne,

die mit dem RDMO erstellt werden, mit anderen Universitäten aus. Also ich denke, das ist ganz

wichtig für viele Forschende, dass sie bei diesen administrativen Aufgaben entlastet werden.

Sie sprechen einen wirklich zentralen Punkt an, dass Forschungsdatenmanagement spielt heute in

der Wissenschaft eine ganz besondere Rolle, nicht nur bei Drittmittelprojekten, sondern auch bei

jeglicher Publikationsaktivität. Ist es wichtig, dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die

Teil einer Videoserie :

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

00:12:53 Min

Aufnahmedatum

2020-09-28

Hochgeladen am

2020-10-01 12:35:36

Sprache

de-DE

Die Digitalisierung hat auch vor den Toren der Bibliotheken nicht halt gemacht. Über die neuen Aufgaben der altehrwürdigen Einrichtungen spricht FAU-Präsident Prof. Hornegger mit der UB-Direktorin Konstanze Söllner.

  • Wissenschaftlichen Universitätsbibliotheken gehören heute zu den Treibern von Open Source, also einer Wissenschaftspraxis, die auf Offenheit und Transparenz, auch der Rohdaten, setzt. Warum hat sich das so verändert? (Min 0:57)
  • Wo steht denn die FAU beziehungsweise unsere Universitätsbibliothek in diesem Gesamtprozess? Im Vergleich auch zu anderen Universitäten und vergleichbaren Einrichtungen? (Min. 2:23)
  • Sie haben jetzt in Ihrer Antwort die FAU University Press erwähnt. Das ist natürlich ein sehr interessantes Konzept für eine eigene Open Access Plattform an unserer Universität. Welche Vorteile haben denn die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, wenn Sie bei uns im Universitätsverlag publizieren? (Min. 5:53)
  • Kann man denn sagen, dass der Bibliothekar der Zukunft ein sprachbegabter Wirtschaftsinformatiker sein muss? (Min. 9:26)
  • Sehen Sie denn für das Gedruckte in der sich neuformierenden Wissenschaftslandschaft überhaupt noch einen Platz? (Min. 10:36)
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